Quantitative Wasserelektrolyse
Johann Wilhelm Ritter, Deutschland, 1800
Zitiert nach: Voigts Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde, Bd. 2 (1800), S. 356-400


Wiederholung von Nicholsons (1753-1815) Versuch

"Wir brachten in eine mit Wasser gefüllte Glasröhre (Figur 13) zwei Messingdrähte a und b und verbanden den ersteren durch andere Drähte mit dem Zink, den anderen mit dem Silber der Batterie. Sogleich zeigten sich an der Spitze von b eine Menge ganz kleiner, schnell in die Höhe steigender Bläschen, indes sich die Spitze des anderen mit einer äußerst zarten Wolke von Messingkalk umgab."
Ritter stellte fest, dass diese Reaktion umkehrbar war; vertauschte man die Anschlüsse, so entstanden an a Bläschen, während b verkalkte. Auch machte er ähnliche Versuche mit "Drähten oder Stangen von Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer und Wismut", bei denen er analoge Beobachtungen festhielt. Verwendete man hingegen zwei Drähte aus Gold, "zeigte sich die Gasentwicklung noch sehr lebhaft, ja, auch der andere Draht, der vorher, wenn er von irgend einem anderen Metall war, verkalkt wurde, gab jetzt Gas. Die Menge der Bläschen, die an a (d.i. an dem mit dem Zink verbundenen Drahte) erschienen, war beträchtlich geringer als die an b (d.i. der mit dem Silber verbundenen Drahte)" (Anm.: d.i. = das ist). Da an a bisher immer eine Verkalkung stattgefunden hatte, nahm Ritter an, es handele sich bei dem erzeugten Gas um Sauerstoff.

Wassergefülltes Glasrohr für Elektrolysen mit zwei Metalldrähten, die an die Pole einer Voltaschen Säule angeschlossen werden

Entwurf eines neuen Apparates für genauere Messungen

"Figur 14 stellt den Apparat vor, dessen wir uns hierzu bedienten. In die gegenüberliegenden Seitenwände einer Schale von Marmor bohrten wir zwei Löcher, und steckten durch jedes, vermittelst Korkstöpseln, einen der Golddrähte, wie wir sie vorhin gebraucht hatten. Die gasgebenden Enden der Drähte standen einen reichlichen Zoll voneinander und die Drähte selbst waren, damit nichts von dem Gas, was sich ohne dies auch zu anderen von jenen Enden entfernteren Stellen, wenn auch minder häufig, entwickelt haben würde, wegen zu kleiner Öffnung der auffangenden Gefäße seitwärts verloren gehen könne, so weit mit Wachs überzogen, dass sie höchstens in der Lage eines halben Zolls an jedem Ende frei davon blieben. Darauf wurde das Gefäß mit Wasser gefüllt und über das entblößte Ende jedes Drahtes eine oben verschlossene, mit Wasser gefüllte Glasröhre so gestürzt, dass sie es ganz bedeckte und oben durch ein zur Seite angebrachtes Gestell festgehalten wurde. Noch setzte ich unter jeden Draht ein kleines Glas, um darin, was sich etwa während diesem zur längerer Dauer bestimmten Versuch von Goldkalk u.s.w. zeigen könnte, aufzufangen. Jetzt brachte ich den Knopf des Drahtes linker Hand, a, mit dem Zink der Batterie, den des Drahtes rechter Hand, b, aber mit dem Silber derselben in Verbindung"
Nach 16 Stunden Versuchsdauer stellte Ritter ein Gasvolumen von 1 (bei a) zu 2,5 (bei b) fest. Das Gas, das an a entstand, identifizierte er mittels vollständiger Verbrennung als Sauerstoff, das an b entstandene mittels Knallgasprobe als Wasserstoff.
"So ist es also durch Versuche nun nicht bloß auf das Vollständigste erwiesen, dass die bei der Einwirkung des verstärkten Galvanismus auf Wasser erzeugten beiden Gasarten, das Hydrogen wie das Oxygen, keineswegs von einer sogenannten Zersetzung des Wassers herrühren können, sondern überdies noch: dass auch die Erzeugung jeder Gasart ein Prozess sei, der ganz und gar nicht mit dem der Erzeugung des anderen zusammenhänge, sondern dass beide durchaus ganz unabhängig voneinander und einzeln stattfinden können."
Anm.: Mit letzter Aussage irrte Ritter.

Ritters Wasserelektrolysier-Apparat



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