Johann Wilhelm Ritter
1776-1810


1776

Geburt am 16. Dezember im schlesischen Samnitz (Zamienice) bei Hainau (Chojnów) als erstes von sechs Kindern des Pfarrers Johann Wilhelm Ritter

  Ausbildung zum Apotheker an der Stadt- und Hofapotheke in Liegnitz (Legnica)
Er las bereits während der Lehre die weit verbreiteten Schriften Galvanis und Voltas.
1796

Im Frühjahr Beginn des Studiums der Naturwissenschaften in Jena (nahezu mittellos(!))
Immatrikulation am 27. April als "Joan. Guilielm Ritter, Silesius"
Veröffentlichung von "Über die wirkliche Gegenwart der Kalkerde in rohen Knochen" wahrscheinlich noch unter Verwendung seiner Erkenntnisse als Apothekerlehrling; darin widerlegte er die bisher experimentell nicht geprüfte Vermutung des Weimarer Chemikers Alexander Nikolaus Scherer (1771-1824), dass Knochen keine Kalkerde CaCO3 enthalten."

1797 Der preußische Bergassessor Alexander von Humboldt (1769-1859) ersuchte Ritter als kompetenten Galvanisten sein Buch "Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermutungen über den chemischen Prozess des Lebens in der Tier- und Pflanzenwelt" "mit kritischer Strenge durchzusehen und aufzuzeichnen, wo er gefehlt oder sich allzu einseitig ausgedrückt habe."
1798 Erscheinen des Buches "Beweis, dass ein beständiger Galvanismus den Lebensprozess im Tierreich begleite", aufstellen einer Spannungsreihe
Ab Sommer Mitarbeit in Scherers chemischem Laboratorium in Weimar Belvedere und Unterstützung bei dessen Zeitschrift "Allgemeines Journal der Chemie" (bis Winter 1799/1800).
Im Sommer erste Erwähnung bei Goethe in einem Briefwechsel mit Schiller: "Rittern habe ich gestern bei mir gesehen, es ist eine Erscheinung zum Erstaunen, ein wahrer Wissenshimmel auf Erden."
Goethe und Ritter arbeiteten ein Jahr lang zusammen an Goethes Farbentheorie.
1799 Veröffentlichung von "Über ein bisher unbekanntes ölartiges Produkt", in dem er ebenfalls über Versuchsergebnisse aus seiner Zeit als Lehrling berichtete.
1800 Untersuchungen mit Voltas Ladungssäule
1801

Beginnende Freundschaft mit dem dänischen Physiker Hans Christian Oersted (1777-1851) bis zu Ritters Tod;
10 Jahre danach entdeckte Oersted die Ablenkung der Magnetnadel durch den elektrischen Strom und damit den Elektromagnetismus in geradliniger Fortsetzung von Ritters begonnenen Forschungen;
wiederum ein Jahr später (1820) konstruierte Michael Faraday einen Rotationsapparat, der das Grundprinzip des Elektromotors auf der Basis des elektromagnetischen Effekts verkörpert.

  Ritter sah nicht in stofflichen (Kontakttheorie Voltas) sondern in chemischen Vorgängen (Oxidationstheorie) die Ursache der Elektrizität.
1803/04 Im Wintersemester fand nach einigen Querelen mit der Fakultät nach Intervention des Weimarer Hofes auf Wunsch der Studenten die Vorlesung "Über Galvanismus, nach allen seinen Zweigen und Anwendungen" statt; Ritter blieb (in Jena) Privatgelehrter, da er sich nicht den akademischen Formalitäten zu einer Anstellung als Hochschullehrer fügen wollte und auch nicht genügend Geldmittel dazu hatte.
Am 17.6.1804 Hochzeit mit Dorothea Catharina Münchgesang (1785-1823), der Hausangestellten seines Jenaer Wirtes (Geburt der ersten Tochter im August des gleichen Jahres, der drei weitere Kinder folgten).
  Ritter hatte in Jena starke Geldprobleme, er schrieb selber "... was ich für den Leib brauchte, bekam ich alles geborgt, und was ich mir verschaffen könnte, blieb für die Wissenschaft." Da er nicht auf Geldmittel seiner Familie zurückgreifen konnte und das einzige Einkommen aus den Honoraren seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen bestand, war er gezwungen, zu borgen und Anleihen aufzunehmen, und die ständige Last der Schulden bedrückte sein Gemüt außerordentlich. Ohnehin schon menschenscheu und unausgeglichen, trugen die wenigen Aussichten auf Besserung bietende materiellen Lebensumstände zu Ritters zeitweiligen Depressionen bei und führten zur Verhärtung seiner Zurückgezogenheit und gesellschaftlichen Isoliertheit.
1805 Im Sommer Umzug nach München, Aufnahme in die Königlich Bayrische Akademie der Wissenschaften als besoldetes Mitglied im Dezember 1804 (nach Erhebung Bayerns zum Königreich nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde die Akademie erheblich erweitert, Universitäten gegründet oder reformiert)
Der Umzug nach München war nur möglich, nachdem Ritters Freunde zusammengelegt hatten um die Reisekosten aufzutreiben.
1808 Abhandlung "Über den Zusammenhang des Magnetismus mit der Elektrizität" in München geschrieben - ist allerdings nie erschienen - hier beschrieb Ritter Versuche, die auf den Elektromagnetismus hätten führen können, allerdings hatten sie zu wenig Beweiskraft oder waren nicht reproduzierbar (einige davon wurden auch in Jena in Anwesenheit Oersteds durchgeführt).
1810

Ritter verstirbt am 23. Januar an einer Tuberkulose, die die Lebensumstände in Jena und die kaum besseren in München (die Akademien hatten nicht genügend Geld, die Löhne der Angestellten auszuzahlen) vorbereitet haben mochten.



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