Wirkung der Elektrizität
England, 1766


Joseph Priestleys Buch "Geschichte der Elektrizität" erscheint. Darin beschreibt er seine Versuche und Ergebnisse:

  • Er ließ eine "Batterie von zweiunddreißig Quadratfuß" entladen durch einen Metalldraht, der in einem Glasröhrchen eingeschlossen war. Das Metall schmolz zu kleinen Kügelchen, außerdem bildete sich schwarzer Staub.
    Er schrieb darüber: "Das letzte, was meine Aufmerksamkeit beim Verlaufe dieser Experimente nach sich zog, war der schwarze Staub, von dem ich beobachtet hatte, dass er aus der messingnen Kette, und anderen Stücken Metall, hervorkam. Da derselbe dermaßen leicht war, dass er, wie eine Wolke, in die Höhe zog, so dass er bisweilen nahe der Decke des Zimmers zu sehen war; so schloss ich daraus, dass es nicht das Metall selbst sein könnte, sondern vermutlich der Kalk." (Anm.: Zur damaligen Zeit wurden die Metalloxide Kalke genannt.)
  • Nach Versuchen mit Silber, "so rein, als ich es nur auftreiben konnte" und Gold, "wovon man mir versicherte, dass es das lauterste Gold wäre, welches die Goldschmiede kennen", stellte Priestley fest: :Die Schwärze dieser Farben überzeugt mich, dass eine Calzination (Anm.: Verkalkung, also Oxidation) eines Teiles des Metalls vorgegangen war."
  • Bei der Einwirkung des elektrischen Funkens auf Gase beobachtete Priestley ebenfalls chemische Veränderungen. Er stellte durch Experimente fest, dass aus Luft beim Funkendurchschlag eine Säure gebildet wird, während sich das Volumen der Luft verringert (diese Säure wurde von Henry Cavendish als Gemisch aus Salpetersäure und salpetriger Säure richtig erkannt).Die Versuche wurden in einer einseitig geschlossenen Glasröhre von einem zehntel Zoll Durchmesser durchgeführt.
    Priestley schreibt darüber: "In das verschlossene Ende ketteten wir ein Stück Eisendraht, füllten alsdann mit Lackmus gefärbtes Wasser in die Röhre (wir trieben nämlich die Luft vorher mittels der Luftpumpe so weit heraus, dass etwa noch dreiviertel Zoll Luft in der Röhre blieben) und ließen den elektrischen Funken so lange hineinschlagen, bis sich die Luft beträchtlich vermindert und die Flüssigkeit eine rote Farbe angenommen hatte."
  • Bei Experimenten mit Ammoniak beobachtete Priestley eine Vergrößerung des Gasvolumens und stellte ferner fest, "dass sich die laugenartige Luft durch den elektrischen Funken in zündbare verwandelt."
    (Anm.: Dies entspricht folgender Elektrolyse-Reaktion: 2 NH3 3H2 + N2
    Die danach gefundene "zündbare Luft" ist Knallgas, also ein Gemisch aus Sauerstoff und Wasserstoff.)
  • Unter den Arbeiten Priestleys sind elektrische Funkenversuche mit chemischer Wirkung nur vereinzelt zu finden. Um so mehr verdient sein Hinweis über den Zusammenhang zwischen Chemie und Elektrizität Beachtung, den er in seinem Werk gibt:
    "Unter allen ihren [der Naturwissenschaft] Zweigen aber ist keiner, welcher mehr Nutzen für einen Elektrisierer verspräche, als die Chemie. Sie scheint das große Feld zur Ausbreitung elektrischer Kenntnisse zu sein; denn die Chemie und Elektrizität haben beiderseits die verborgenen und weniger sichtbaren Eigenschaften der Körper zum Gegenstande; und doch hat man ihr Verhältnis gegeneinander sehr wenig in Betrachtung gezogen, und ihre Operationen fast niemals miteinander verbunden. Wenige unserer neueren Elektrisierer sind entweder theoretische oder praktische Chymisten [=Chemiker] gewesen."
  • Priestley beobachtete bei der Elektrolyse das Auftreten von Gasen. Er berichtete, dass er sich "durch Hilfe des elektrischen Funkens aus verschiedenen Arten von Ölen zündbare Luft verschaffte." Entsprechende Ergebnisse erhielt er bei Versuchen mit Säuren. Priestley suchte nach Möglichkeiten, die zeitlich kurze aber sehr starke Wirkung der Elektrizität beim Durchschlag der Funken zu mildern. Er wusste, dass die Säuren "bekanntlich vortreffliche Leiter der Elektrizität sind" und trennte deshalb bei den Experimenten die zu untersuchende Säure durch Luftblasen: "Um die Wirkung des elektrischen Funkens auf die Salpetersäure zu erforschen, ließ ich in eine vorher mit dieser Säure gefüllte gläserne Röhre ein einziges Bläschen gemeine Luft übergehen, und leitete dann den Funken oder Schlag durch einen Golddraht, auf welchen diese Säure keine Wirkung äußert, in die Luft (jeder Schenkel der Röhre war in ein besonderes Gefäß gesenkt, worein ich ebenfalls etwas Salpetersäure gegeben hatte). Unter diesen Umständen wurde die Menge der Luft durch jeden Funken beträchtlich vermehrt."
    Auch bei Versuchen mit Schwefelsäure konnte er "dephlogistierte Luft" gewinnen.
  • Außerdem formulierte Priestley die Vermutung, dass die elektrischen Kräfte, ebenso wie die Gravitation, einem inversen Quadratgesetz gehorchen müssten.


Deckblatt der deutschen Originalausgabe von 1772


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