Joseph
Priestleys Buch "Geschichte der Elektrizität" erscheint.
Darin beschreibt er seine Versuche und Ergebnisse:
- Er ließ eine "Batterie von zweiunddreißig Quadratfuß"
entladen durch einen Metalldraht, der in einem Glasröhrchen eingeschlossen
war. Das Metall schmolz zu kleinen Kügelchen, außerdem bildete
sich schwarzer Staub.
Er schrieb darüber: "Das letzte, was meine Aufmerksamkeit
beim Verlaufe dieser Experimente nach sich zog, war der schwarze Staub,
von dem ich beobachtet hatte, dass er aus der messingnen Kette, und
anderen Stücken Metall, hervorkam. Da derselbe dermaßen leicht
war, dass er, wie eine Wolke, in die Höhe zog, so dass er bisweilen
nahe der Decke des Zimmers zu sehen war; so schloss ich daraus, dass
es nicht das Metall selbst sein könnte, sondern vermutlich der
Kalk." (Anm.: Zur damaligen Zeit wurden die Metalloxide Kalke genannt.)
- Nach Versuchen mit Silber, "so rein, als ich es nur auftreiben
konnte" und Gold, "wovon man mir versicherte, dass es das
lauterste Gold wäre, welches die Goldschmiede kennen", stellte
Priestley fest: :Die Schwärze dieser Farben überzeugt mich,
dass eine Calzination (Anm.: Verkalkung, also Oxidation) eines Teiles
des Metalls vorgegangen war."
- Bei der Einwirkung des elektrischen Funkens auf Gase beobachtete Priestley
ebenfalls chemische Veränderungen. Er stellte durch Experimente
fest, dass aus Luft beim Funkendurchschlag eine Säure gebildet
wird, während sich das Volumen der Luft verringert (diese Säure
wurde von
Henry Cavendish als Gemisch aus Salpetersäure und salpetriger
Säure richtig erkannt).Die Versuche wurden in einer einseitig geschlossenen
Glasröhre von einem zehntel Zoll Durchmesser durchgeführt.
Priestley schreibt darüber: "In das verschlossene Ende ketteten
wir ein Stück Eisendraht, füllten alsdann mit Lackmus gefärbtes
Wasser in die Röhre (wir trieben nämlich die Luft vorher mittels
der Luftpumpe so weit heraus, dass etwa noch dreiviertel Zoll Luft in
der Röhre blieben) und ließen den elektrischen Funken so
lange hineinschlagen, bis sich die Luft beträchtlich vermindert
und die Flüssigkeit eine rote Farbe angenommen hatte."
- Bei Experimenten mit Ammoniak beobachtete Priestley eine Vergrößerung
des Gasvolumens und stellte ferner fest, "dass sich die laugenartige
Luft durch den elektrischen Funken in zündbare verwandelt."
(Anm.: Dies entspricht folgender Elektrolyse-Reaktion: 2 NH3
3H2
+ N2
Die danach gefundene "zündbare Luft" ist Knallgas, also
ein Gemisch aus Sauerstoff und Wasserstoff.)
- Unter den Arbeiten Priestleys sind elektrische Funkenversuche mit
chemischer Wirkung nur vereinzelt zu finden. Um so mehr verdient sein
Hinweis über den Zusammenhang zwischen Chemie und Elektrizität
Beachtung, den er in seinem Werk gibt:
"Unter allen ihren [der Naturwissenschaft] Zweigen aber ist keiner,
welcher mehr Nutzen für einen Elektrisierer verspräche, als
die Chemie. Sie scheint das große Feld zur Ausbreitung elektrischer
Kenntnisse zu sein; denn die Chemie und Elektrizität haben beiderseits
die verborgenen und weniger sichtbaren Eigenschaften der Körper
zum Gegenstande; und doch hat man ihr Verhältnis gegeneinander
sehr wenig in Betrachtung gezogen, und ihre Operationen fast niemals
miteinander verbunden. Wenige unserer neueren Elektrisierer sind entweder
theoretische oder praktische Chymisten [=Chemiker] gewesen."
- Priestley beobachtete bei der Elektrolyse das Auftreten von Gasen.
Er berichtete, dass er sich "durch Hilfe des elektrischen Funkens
aus verschiedenen Arten von Ölen zündbare Luft verschaffte."
Entsprechende Ergebnisse erhielt er bei Versuchen mit Säuren. Priestley
suchte nach Möglichkeiten, die zeitlich kurze aber sehr starke
Wirkung der Elektrizität beim Durchschlag der Funken zu mildern.
Er wusste, dass die Säuren "bekanntlich vortreffliche Leiter
der Elektrizität sind" und trennte deshalb bei den Experimenten
die zu untersuchende Säure durch Luftblasen: "Um die Wirkung
des elektrischen Funkens auf die Salpetersäure zu erforschen, ließ
ich in eine vorher mit dieser Säure gefüllte gläserne
Röhre ein einziges Bläschen gemeine Luft übergehen, und
leitete dann den Funken oder Schlag durch einen Golddraht, auf welchen
diese Säure keine Wirkung äußert, in die Luft (jeder
Schenkel der Röhre war in ein besonderes Gefäß gesenkt,
worein ich ebenfalls etwas Salpetersäure gegeben hatte). Unter
diesen Umständen wurde die Menge der Luft durch jeden Funken beträchtlich
vermehrt."
Auch bei Versuchen mit Schwefelsäure konnte er "dephlogistierte
Luft" gewinnen.
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Außerdem formulierte Priestley die Vermutung, dass die elektrischen
Kräfte, ebenso wie die Gravitation, einem inversen Quadratgesetz gehorchen
müssten.
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Deckblatt der deutschen Originalausgabe von 1772 |