Der Kaufmann Thales von Milet gilt als wichtigster Vorläufer der wissenschaftlichen Mathematik. Er begann als erster, die Mathematik nicht nur als eine Art Sammlung von Kochrezepten, sondern als eine systematisch geordnete Wissenschaft zu betreiben, wenn gleich er dieses Konzept noch nicht vollständig umsetzte. Es ist kein Zufall, dass jener Thales auch als der erste Philosoph angesehen wird. Vielmehr zeigt es, dass sich die Griechen im Unterschied zu den Babyloniern und Ägyptern nicht mehr aus hauptsächlich praktischen Gründen, sondern auch aus philosophischem Interesse mit der Mathematik beschäftigten. Die wesentliche Neuerung gegenüber allen anderen vor ihm besteht darin, dass Thales erstmals Voraussetzungen und Sätze formulierte. Vor allem aber, dass er auch nach Beweisen für seine Behauptungen suchte. Dabei ließ er sich jedoch nach wie vor von der Anschauung leiten, weshalb er lediglich als Vorläufer der mathematischen Wissenschaft gilt. |
|
In seiner Jugend unternahm Thales Reisen nach Babylon und Ägypten,
wo er sich das Wissen dieser Völker aneignete (nicht nur über
Mathematik, sondern auch über "Naturwissenschaften" und
"Naturphänomene", wie zum Beispiel die Reibungselektrizität
von Bernstein). Auf die Frage, wie hoch er die Cheops-Pyramide schätze,
soll er geantwortet haben, dass er sie nicht schätzen, sondern messen
werde, und zwar folgendermaßen: Er legte sich in den Sand, um seine
Körpergröße am Boden zu markieren. Dann stellte er sich
an das Fußende des Abdrucks und wartete, bis sein Schatten genau
so lang war, wie der Abdruck. Zu dem Zeitpunkt mußte nämlich
auch die Pyramide genau so hoch sein, wie ihr Schatten lang, und diesen
konnte man leicht messen. Falls man die Messung jedoch zu einer anderen
Tageszeit vornehmen wollte, brauchte man nur einen Stab in den Sand zu
stecken, und das Verhältnis der Stablänge zur Schattenlänge
berechnen. Dasselbe Verhältnis müsse auch für die Pyramide
gelten. |
Zurück | Hauptseite Personenregister |