Azubi Yvonne Mayer wagt den Sprung
Vom Tierforschungszentrum an den Schreibtisch
Nach Stationen in einer Tierarztpraxis, dem Drogeriefachhandel, als Freiberuflerin und im Tierforschungszentrum der Universität freut sich Yvonne Mayer nun auf ganz andere Herausforderungen in der Uni-Verwaltung. Die 30-Jährige ist seit September Anwärterin zur Regierungssekretärin und absolviert eine zweijährige Ausbildung in diesem klassischen Verwaltungsberuf. Ihre Tierliebe pflegt sie als Hobby weiter und teilt ihr Zuhause mit neun Katzen.
Yvonne Mayer hat die Universität als Arbeitgeberin schätzen gelernt, seitdem sie 2018 als Tierpflegerin im Tierforschungszentrum anfing. „Leider war die Stelle nur befristet, aber an der Uni habe ich mich gleich wohl gefühlt. Deshalb habe ich mich erkundigt, welche beruflichen Möglichkeiten es hier noch für mich gibt“, erzählt Yvonne Mayer.
Über die Ausbildungsleiterin der Zentralen Uni-Verwaltung, Tina Wittlinger, erfuhr sie von den verschiedenen Ausbildungsberufen im Verwaltungsbereich und bewarb sich. „Da ich für meinen Mann, der selbständig ist, die Buchhaltung erledige, bin ich mit Abrechnungssoftware und Belegverwaltung vertraut. Ich weiß, was mich erwartet – gewissenhaft arbeiten und stundenlang am Schreibtisch sitzen“, ist sich Yvonne Mayer sicher.
Nach einem mittleren Schulabschluss und der Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten war die junge Frau zunächst einige Jahre in einer Tierarztpraxis in Biberach angestellt, bevor sie sich zur Tierheilpraktikerin weiterbildete. Zwischendurch arbeitete sie auch als Verkäuferin bei einer Drogeriekette, sah dort aber keine großen Berufschancen. „Sich mit Ende 20 noch einmal als Auszubildende zu bewerben, davon wurde mir oft abgeraten. Und auch auf Jobmessen habe ich mit meinem Ansinnen keine positiven Erfahrungen gemacht“, erinnert sich Yvonne Mayer. Umso überraschter war sie, als sie zum Bewerbungsgespräch an die Uni eingeladen wurde und die Ausbildungsstelle zur Regierungssekretärin schließlich auch bekam. „Es lohnt sich, nach den Sternen zu greifen. Bis zu dem Tag, als ich hier anfangen durfte, konnte ich kaum glauben, dass mein Traum endlich wahr wird“, so Mayer.
Nun freut sie sich darauf, mit zahlreichen menschlichen Mitarbeitenden zu tun zu haben und viel über die Strukturen an der Universität zu lernen. Auch wenn sie die „tierischen Kollegen“, wie sie die Mäuse nennt, die sie im Tierforschungszentrum betreut hat, schon ein bisschen vermisst. Zuhause in Schemmerhofen warten auf die junge Frau aber immer noch insgesamt neun Katzen, die sie alle als Notfälle aufgenommen hat, sowie ein Nebenjob als selbständige Tierheilpraktikerin.
„Ich kann nicht wegsehen, wenn ein Tier leidet. Das ist persönliches Engagement, das ich mit meiner Zeit und meinem Geld gerne leiste“, erklärt Yvonne Mayer. Die gelernte Tiermedizinische Fachangestellte kümmert sich liebevoll um die teils verwilderten oder schwierigen Katzen, denen sonst ein Leben als Streuner oder im Tierheim bevorstehen würde. Täglich spaziert Yvonne Mayer mit den Katzen sogar durch den Ort und die Felder, das sei für sie wie ein kleiner Urlaub und ihre liebste Tageszeit.
Insgesamt elf junge Männer und Frauen haben an der Universität Ulm ihr Berufsleben begonnen. Unter den neuen Auszubildenden sind zwei Anwärterinnen zur Regierungssekretärin sowie zwei angehende Industriemechaniker für Geräte-Feinwerktechnik. Zwei junge Frauen erlernen im Kommunikations- und Informationszentrum (kiz) den Beruf einer Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, und zwei junge Männer lassen sich zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und Systemintegration ausbilden. Außerdem möchten zwei Auszubildende Tierpflegerinnen werden, und ein junger Mann wird Elektroniker, Fachrichtung Geräte und Systeme.
Wie üblich sind die neuen Auszubildenden bei einer „Welcome & Goodbye“-Feier Anfang September offiziell an der Uni Ulm begrüßt worden. Gleichzeitig wurden zwölf junge Menschen verabschiedet, die ihre Ausbildung erfolgreich beendet hatten. Damit auch Eltern und Verwandte unter Einhaltung der Abstandsregeln an der Feier teilnehmen konnten, musste die Veranstaltung in den größten Hörsaal der Uni verlegt werden. Auch der Ausbildungsstart erfolgte unter Corona-Bedingungen – allerdings konnten die Verantwortlichen auf Erfahrungen aus dem Notbetrieb und dem eingeschränkten Betrieb an der Uni zurückgreifen. „Die Berufsausbildung an der Uni lief in dieser Zeit hauptsächlich über E-Mail und Telefonate, im kiz auch über Webkonferenzen. Die Abteilungen, die eher praktisch arbeiten, wie die Wissenschaftliche Werkstatt oder das Tierforschungszentrum, haben sich zuerst mit Aufgaben für zuhause und später mit Schichtarbeit in kleinen Gruppen beholfen“, erzählt die Ausbildungsleiterin der Zentralen Uni-Verwaltung, Tina Wittlinger. Insgesamt habe das Improvisieren besser geklappt als gedacht, denn die „Azubis“ waren sehr motiviert und haben auch zuhause fleißig gearbeitet. Für den Jahrgang 2020 ist neben dem praktischen Teil der Ausbildung an der Uni der Berufsschulbesuch in kleinen Klassen gewährleistet.
Texte: Daniela Stang
Fotos: Elvira Eberhardt, Privat