Wie putzig!
Ulmer Forschung zur Mensch-Roboter-Interaktion im öffentlichen Raum
Stetig kreist der kleine grüne Putzroboter durch die Ulmer Bahnhofspassage. Untermalt von den Geräuschen seiner emsig wischenden Bürsten zieht er seine Bahnen und kehrt dabei den glatten schwarzen Belag. Passantinnen und Passanten widmen dem blinkenden Gerät mit den vier Rädern mitunter irritiert ihre Aufmerksamkeit, wenn es ihnen selbständig ausweicht, oder suchen mit ihren Blicken nach einer Person mit Fernbedienung, die den Roboter steuert. Doch der Putzroboter mit der Bezeichnung Adlatus SR1300 ist ganz autonom unterwegs und folgt dem einprogrammierten Ablauf.
Genau solche Szenen mit Service- und Assistenzrobotern und deren Beziehung zu Menschen untersucht das Ulmer Zentrum zur Erforschung und Evaluation der Mensch-Roboter-Interaktion im öffentlichen Raum (ZEN-MRI). Im Februar lief bereits eine erste Voruntersuchung mit 70 Probandinnen und Probanden in der Fußgängerunterführung am Ulmer Hauptbahnhof. Die Freiwilligen trafen auf den Roboter und schilderten ihre Eindrücke und Erfahrungen dann dem Forschungsteam. Noch läuft die Auswertung der Daten. „Unser persönlicher Eindruck ist, dass das Thema Angst nicht so eine große Rolle spielt. Man sieht eher eine gesunde Skepsis. Nun geht es darum, die Systeme transparenter zu machen, also wie den Leuten zu erklären, was die Roboter können“, fasst Projektleiter Dr. Johannes Kraus von der Uni Ulm die ersten Untersuchungsergebnisse zusammen.
Geleitet wird das Kooperationsprojekt, an dem die Hochschule der Medien Stuttgart, das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, die Adlatus Robotics GmbH und die Stadt Ulm teilnehmen, von der Abteilung Human Factors des Instituts für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt mit insgesamt 3,6 Millionen Euro.
Innerhalb von drei Jahren wollen die Partner erarbeiten, welche Anforderungen es für Roboterverhalten und -interaktionsstrategien im öffentlichen Raum gibt. Forschungsschwerpunkt ist dabei die Interaktion mit Passantinnen und Passanten, um das Verhalten des Roboters zu optimieren. Rechtliche und ethische Fragestellungen will ZEN-MRI genauso untersuchen wie Design, Sicherheitsvorgaben und Fragen der städtebaulichen Gestaltung. Deshalb ist auch die Stadt Ulm mit an Bord. "Wir fördern den echten Kontakt zu neuen Technologien, die in unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind", sagt Gunter Czisch, Oberbürgermeister der Stadt Ulm und bedankt sich bei den Fördergebern.
Im Sommer/Frühherbst sollen die Roboter dann in einer größeren Feldstudie durch die Ulmer Fußgängerzone rollen und dort auch auf unvorbereitete Passantinnen und Passanten treffen.
Text: Daniela Stang
Foto/Video: Daniela Stang