Hans-Kupczyk-Gastprofessur verliehen:
„Drosophila als Modell für die Erforschung von Alterungsprozessen in Stammzellen“

Prof. Heinrich Jasper
Universitätspräsident Prof. Karl Joachim Ebeling (rechts) und Prof. Lenhard Rudolph verleihen Prof. Heinrich Jasper die Kupczyk-Gastprofessur

Seit 25 Jahren wird die Gastprofessur der Hans-Kupczyk-Stiftung an international herausragende Wissenschaftler  verliehen, die für zwei Wochen an der Uni Ulm forschen und lehren. Am Montagabend stellten Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling und Professor Lenhard Rudolph (Institut für Molekulare Medizin)  den diesjährigen Gast vor: Als einer der ersten Wissenschaftler hat Professor Heinrich Jasper (University of Rochester, New York) molekulare Mechanismen der Stammzellalterung an Fruchtfliegen (Drosophila Melanogaster) untersucht. „Der bisherige Lebensweg des Biochemikers führte ihn vom peruanischen Lima an die Universitäten in Tübingen und  Heidelberg und jetzt eben an das Department of Biology in Rochester“, wusste Ebeling. Besonders beeindruckend: Nach seiner Promotion wurde der Jasper ohne nennenswerte Postdoc-Zeit  zum Assistant Professor in Rochester ernannt.

Anschließend führte Lenhard Rudolph  in die Alterungsforschung ein: „Im fortgeschrittenen Lebensalter lässt die die Regenrationsfähigkeit verschiedener Organe nach. Außerdem steigt das Krebsrisiko exponentiell an“, so der Mediziner. Heute wisse man, dass beide Erscheinungen mit der Stammzellalterung korrelierten. Wie Jasper gezeigt habe, eigneten sich zum Beispiel Fruchtfliegen zur Erforschung. Schließlich liege ihre Lebensdauer bei wenig mehr als einem Monat.

Zellteilung im Fruchtfliegen-Modell
Freude über die Gastprofessur am Institut für Molekulare Medizin auch bei Heinrich Jasper: „Der Ulmer Schwerpunkt  ,Stammzell- und Alterungsforschung‘ hat die Universität in den Vereinigten Staaten bekannt gemacht. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird dieser Bereich in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen“, sagte der Wissenschaftler.

Am Fruchtfliegen-Modell konnte er zeigen, dass die Häufigkeit der Stammzellteilung (Stammzellproliferation) negativ mit der Lebenserwartung der Insekten zusammenhängt. „Durch Faktoren wie Stress oder kalorienreiche Ernährung müssen sich die Zellen vermehrt regenerieren, das bedeutet  teilen“, erklärte der Biochemiker. Häufige Proliferation führe  zu abweichenden Gewebestrukturen (Dysplasien) und letztlich zu krebsähnlichen Bildern.

Werde die Stammzellteilung unterbunden,  könnten Reparaturproteine keineswegs den stressbedingten Funktionsverlust der Zellen ausgleichen. Entsprechende Tiere hätten eine noch kürzere Lebensspanne. Diese Prozesse konnte Jasper anhand von Bildern veranschaulichen, die die einfach aufgebauten Därme verschieden alter Fliegen zeigten.

Stammzellkontrolle als Jungbrunnen?
Jetzt stellt sich also die Frage, inwiefern man die pluripotenten Zellen kontrollieren kann, um so das Leben der Modellorganismen zu verlängern.  Dazu untersucht Jasper etwa den Einfluss von (Stress-) Signalwegen auf Stammzellen. Fernziel ist eine wirksame Therapie gegen krankhafte, die Lebensqualität einschränkende  Alterserscheinungen beim Menschen.

Die Hans-Kupczyk-Stiftung fördert Wissenschaft, Bildung und Erziehung. Durch die kurzzeitigen Gastprofessuren an der Uni Ulm soll der wissenschaftliche Dialog gefördert werden. Forscher  und Studenten profitieren von der Expertise des internationalen Gastes und können Gelerntes für die eigene wissenschaftliche Weiterentwicklung nutzen.

Von Annika Bingmann

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