Krebslarven seit Millionen von Jahren in Fossilien konserviert

Die Autoren beschreiben eine neue Krebsart, Wujicaris muelleri, überliefert über ein frühes Larvenstadium in etwa 525 Millionen Jahre altem Gestein aus China. Der Fund ist aus mehreren Gründen bedeutsam. Zum einen sind die nur etwa 0,25 mm kleinen Individuen die ältesten bisher bekannten Larven von Krebsen. Zum anderen weisen sie trotz des hohen Alters eine sehr moderne Morphologie auf, vergleichbar den Larven heutiger Krebse wie Seepocken oder Ruderfüßer. Daraus lässt sich folgern, dass auch die äußeren Strukturen des Körpers der fossilen Larve, insbesondere die Beine, die gleichen Aufgaben im Zusammenhang mit Fortbewegung und Nahrungsfang hatten wie bei den heutigen Krebslarven.

Die Fossilien zeigen aber auch, wie konservativ Krebse seit 525 Millionen Jahre an ein und derselben Morphologie und Lebensweise ihrer Entwicklungsstadien festhalten. So stellt sich die Frage, warum die Tiere sich in diesem langen Zeitraum hinsichtlich ihrer Larven so wenig veränderten. Der Grund, so vermuten die Wissenschaftler, könnte in den Lebensbedingungen liegen. Im Wasser sind die physikalischen Rahmenbedingungen seit je her gleich geblieben, und die im Wasser lebenden Tiere mussten sich von Anfang an auf die vorliegenden Bedingungen einstellen. Für kleine Gliederfüßer unterhalb der kritischen Grenze von 2 mm Körperlänge – und umso mehr für Larven – ist Wasser nämlich extrem zäh, fast wie Honig.

Nur etwa 0,25 Millimieter klein sind die ältesten bislang bekannten Larven einer neuen Krebsart, die Forscher in etwa 525 Millionen Jahre altem Gestein aus China entdeckten und daraus bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen haben.

Das Fatale: Sobald die Fortbewegung eingestellt wird, stehen die Tiere auf der Stelle – und können auch keine Nahrung sammeln. Eine Kombination von Fortbewegung und Ernährung ist daher eine ideale Lösung, die über entsprechende Beinmorphologien erreicht wird, wie sie die kleinen Krebslarven aufweisen. Und dies konnte für die Larve von W. muelleri genau dokumentiert werden. Offenkundig war die Evolution der Krebse bereits damals so weit fortgeschritten, solche Anpassungen zu erreichen. Das erfolgreiche Modell des damit entwickelten Körperbaus bedurfte bis heute kaum weiterer Veränderung.

Xi-guang Zhang, Andreas Maas, Joachim T. Haug, David J. Siveter and Dieter Waloszek: A Eucrustacean Metanauplius from the Lower Cambrian, publiziert online am 20. Mai 2010 in Current Biology (Erscheinen der gedruckten Ausgabe am 20. 6.)

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