Weniger Feinstaub und Stickstoffdioxid
Fachgesellschaften unterstützen neue WHO-Leitlinien zur Luftqualität
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich in den neuen globalen Luftqualitätsleitlinien (2021 WHO Air Quality Guidelines) für deutlich niedrigere Grenzwerte ausgesprochen. So sollen mehr Menschen von den gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung geschützt werden. Die neuen Leitlinien enthalten unter anderem Empfehlungen zu Höchstwerten der jährlichen Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Konzentration sowie der Ozon-Konzentration im Sommer. Als Mitglied der „International Society for Environmental Epidemiology“ begrüßt die Ulmer Wissenschaftlerin Dr. Gudrun Weinmayr, die neue Leitlinien.
Geht es nach der Empfehlung der WHO soll der Grenzwert für Stickstoffdioxid künftig zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen. Bisher liegt er in Deutschland bei 40 Mikrogramm und entspricht dem EU-Grenzwert. Die WHO-Empfehlung für Feinstaub PM 2.5 liegt nun bei fünf statt zehn Mikrogramm, der EU-Grenzwert lässt aktuell noch 25 Mikrogramm zu. Bei Feinstaub PM 10 empfiehlt die Leitlinie einen Wert von 15 statt bisher 20 Mikrogramm. Der geltende EU-Grenzwert, der auch in Deutschland verbindlich ist, beträgt 40 Mikrogramm. Die Leitlinien der WHO sind lediglich Empfehlungen. Festgelegt werden die Grenzwerte vom Gesetzgeber.
Neben einer erheblichen Absenkung der empfohlenen Richtwerte für Feinstaub PM2.5 und Stickstoffdioxid sei die wichtigste Aussage der neuen Luftqualitätsleitlinien, dass jede Reduktion gesundheitsrelevanter Luftschadstoffe gesundheitliche Vorteile bringe, selbst an Orten mit bereits relativ niedrigen Schadstoffkonzentrationen, betonen medizinische Fachgesellschaften aus aller Welt.
Rund 100 Fachgesellschaften unter Federführung der European Respiratory Society und der Internationalen Gesellschaft für Umweltepidemiologie (International Society for Environmental Epidemiology - ISEE) begrüßen die Aktualisierung der Leitlinien, die auf den wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 20 Jahre beruht. Als Mitglied des international besetzten Politikausschusses der ISEE, der wissenschaftliche Empfehlungen verfasst, war die Ulmer Wissenschaftlerin Dr. Gudrun Weinmayr an der Einschätzung beteiligt. Weinmayr forscht am Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm.
„Die neuen WHO-Leitlinien werden dazu beitragen, unser Leben bei guter Gesundheit maßgeblich zu verlängern. Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger sorgfältiger Forschung und neuester Erkenntnisse. Diese zeigen, dass es keinen Schwellenwert von Luftschadstoffkonzentrationen gibt, der vor Gesundheitsfolgen schützt“ beschreibt Gudrun Weinmayr. Die Epidemiologin forscht in mehreren europäischen Studien zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung.
Autor/in: Susanne Dopheide
Kontakt: Dr. Gudrun Weinmayr, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Email: gudrun.weinmayr(at)uni-ulm.de, Tel. 0731-50-31071