Wenn kleine Forscherinnen und Forscher mit Tischtuch-Wegzieh-Maschinen experimentieren, autonom fahrende Autos Fotos von Besucherinnen und Besuchern machen und man bei einer Magenspiegelung assistieren kann, dann ist Langer Abend der Wissenschaft an der Uni Ulm! Rund 2000 Menschen waren am Freitag zu Besuch auf dem Campus, darunter zahlreiche Familien. In herzlicher Atmosphäre konnten sie sich bei Vorträgen, Mitmachaktionen und einem Kinderprogramm ein Bild davon machen, woran an der Universität getüftelt wird. Highlight war in diesem Jahr die TechNight der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie, die den Abend mit einem spektakulären Showprogramm beschloss.
Es sieht aus wie Magie, ist aber Elektrotechnik: Im voll besetzen Hörsaal 4/5 der Uni Ulm schwebte am Freitagabend eine Torte in der Luft – dank Magneten und einer Aluplatte, auf der sie platziert war. Das interaktive Showprogramm „Auf Experimentetour durch die Ingenieurwissenschaften“ war das Highlight der Tech Night. Kinder aus dem Publikum brachten durch kräftiges Fahrradstrampeln eine Glühbirne zum Leuchten, erfuhren, ob eine Dose Erbsen oder eine Dose Ravioli eine Rampe schneller runterrollt und wie man dank Infrarotlicht die Blutgefäße unter der Haut sehen kann. Auch abseits der Technik-Show gab es auf dem höchsten Campus Deutschlands jede Menge Spannendes zu entdecken: Die vier Fakultäten und zentralen Einrichtungen zeigten mit mehr als 90 Angeboten die große Vielfalt der Universität.
Besucherinnen und Besucher, die durch den Eingang Süd ins Forum der Uni Ulm kamen, hörten es ab und an scheppern: Dort hatten Physik-Studierende eine Tischtuch-Wegzieh-Maschine aufgebaut. Die funktionierte einwandfrei – so lange man das Geschirr nicht zu nahe an der Tischkante platzierte. Gleich um die Ecke hatte das Studierendenwerk die Türen zur neuen, modernen Mensa geöffnet. Wie viele Fehler man in einen QR-Code einbauen kann, bevor er nicht mehr funktioniert, wie man Kunststoff einschmilzt und wie Quanten-Mikrochips entstehen, all das konnte man im Forum sehen und vieles gleich selbst ausprobieren. Oder mit Roboter Pepper mithilfe von ChatGPT plaudern und nebenbei erfahren, wie viel Mathematik hinter Künstlicher Intelligenz steckt. Besonders beliebt bei den Kindern war der Grand Prix, bei dem man Rennwagen programmieren und gegeneinander antreten lassen konnte. Wie man mit Licht seinen Puls misst, konnte man ebenso lernen wie das Programmieren einfacher Befehle, damit der Pinguin in einem Computerspiel zurück nach Hause in sein Iglu findet.
Im Trainingshospital To Train U (TTU) konnten die Gäste hinter die Kulissen schauen: bei Führungen durch die High-Tech-Simulationsklinik, dem Nähen von Schnittwunden oder in der stressigen Rolle eines Arztes oder einer Ärztin im Schockraum. Im Botanischen Garten gab es eine Selfie-Schatzsuche. Und wem das im Dauerregen zu nass war, der machte beim pflanzlichen Pub-Quiz über die Rolle der Pflanzen im Alltag mit oder sah sich die Ausstellung über fabelhafte Fabaceae an. Ein solches Schmetterlingsblütengewächs ist als Hülsenfrucht übrigens auch die Erbse. Und damit zurück zur Frage, welche Dose schneller eine Rampe hinunterrollt: Erbsen oder Ravioli? Die Mehrheit des Publikums tippte auf die Ravioli – und lag daneben. Denn aufgrund ihrer Trägheit verharren die grünen Hülsenfrüchte in ihrer Flüssigkeit, und die Dose rollt einfach um sie rum. Viskosität heißt das Maß dafür, wie zähflüssig eine Flüssigkeit ist – und die ist bei Raviolisoße deutlich höher als bei Erbsenwasser.
Der Lange Abend der Wissenschaft hat eindrucksvoll belegt, mit wieviel Einsatz und Leidenschaft an der Universität Ulm zu den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft geforscht wird und dass ihre Forschenden auch Sinn für Kurioses und Alltägliches haben – und gezeigt, wie wichtig ihr die Nähe zur Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern ist.
Text: Christine Liebhardt