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Uni Ulm kooptiert vier Hochschul-Professoren - Neuer Weg zum Doktortitel für HAW-Absolventen

Universität Ulm

Der Weg zum Doktortitel kann auch über eine Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) führen. Neben Kooperativen Promotionskollegs, die auch exzellenten Hochschulabsolventen offen stehen, erweitert das neue Landeshochschulgesetz das so genannte Kooptationsrecht. Auf diese Weise können hervorragende HAW-Professorinnen und Professoren Mitglieder von Uni-Fakultäten werden und Doktorarbeiten betreuen, wenn eine Vereinbarung mit der entsprechenden Hochschule besteht.

Die Universität Ulm hat vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler baden-württembergischer Hochschulen kooptiert. In den Bereichen Pharmazeutische Biotechnologie, theoretische Informatik, Nachrichtentechnik und wissenschaftliches Rechnen bringen die kooptierten Hochschullehrerinnen und -lehrer ihre Praxiserfahrung ein. Sie selbst profitieren von dem universitären Forschungsumfeld und dem Austausch mit Kollegen. „Durch die Kooptationen stärken wir die gemeinsame Forschung von Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften auf zukunftsträchtigen Feldern und fördern damit besonders auch die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, sagt der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling.Die Kooptation von Professor Jürgen Hannemann, Dekan der Fakultät Biotechnologie an der Hochschule Biberach, folgt aus jahrelanger enger Zusammenarbeit: 2010 wurde der gemeinsame Masterstudiengang „Pharmazeutische Biotechnologie“ der Universität Ulm und der Hochschule Biberach eingerichtet und nur ein Jahr später war die Bewerbung um ein Kooperatives Promotionskolleg erfolgreich. Kollegiaten arbeiten am Institut für Angewandte Biotechnologie der Hochschule Biberach und promovieren an der Universität Ulm. Demnächst werden die ersten von ihnen ihre Doktorarbeiten abschließen. Im Januar ist das gemeinsame Promotionskolleg Pharmazeutische Biotechnologie um drei Jahre verlängert worden. Durch die Kooptation kann Professor Hannemann nun auch Promotionen außerhalb des Kollegs betreuen. „Für die Universität Ulm besteht ein großes Interesse, Professor Hannemann durch Kooptation langfristig an die Fakultät für Naturwissenschaften zu binden, um die erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich von Lehre und Forschung auf dem Gebiet der pharma¬zeutischen und industriellen Biotechnologie weiterhin auszubauen und zu stärken“, sagt Professor Bernhard Eikmanns, Prodekan der Fakultät für Naturwissenschaften. Hannemann gelinge es, seine industriellen Praxiserfahrungen in die Lehre einzubringen. Auch aus diesem Grund seien Absolventen des Studiengangs Pharmazeutische Biotechnologie auf dem Arbeitsmarkt sehr gut nachgefragt.Gleich zwei Kooptationen in Ingenieurwissenschaften und Informatik

Die Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie hat gleich zwei HAW-Professoren kooptiert. Mindestens ein Mal in der Woche ist Thomas Thierauf, Professor für Theoretische Informatik und Mathematik an der Hochschule Aalen, an der Universität Ulm anzutreffen. Am Institut für Theoretische Informatik forscht er mit Professor Uwe Schöning zur Komplexität von algorithmischen Problemstellungen und logischen Schaltkreisen
– zum Teil mit Methoden der Algebra. Mit seinem ehemaligen Doktorvater Schöning hat der HAW-Forscher bereits viele erfolgreiche Projektanträge bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gestellt, Fachbeiträge veröffentlicht und mehrere Nachwuchswissenschaftler gefördert. „Durch die Kooptation kann ich nun auch offiziell Promotionsvorhaben betreuen und hervorragende HAW-Studierende von der Bachelorarbeit bis zum Doktortitel begleiten“, so Thierauf. Ein weiterer Vorteil für den Aalener Informatiker, der viele Jahre an der Uni Ulm geforscht hat: Er ist noch stärker in die Ulmer Fakultät eingebunden und kann sich mit Kollegen austauschen, die an ähnlichen Themen arbeiten.

Am Institut für Nachrichtentechnik forscht Jürgen Freudenberger von der Hochschule Konstanz mit seinen Professorenkollegen Martin Bossert und Robert Fischer zu Signalraumkonstellationen und Modulationsverfahren für zukünftige optische und funkbasierte Kommunikationsnetze. Der HAW-Professor hat schon oft Grenzen überschritten: Nach dem Hauptschulabschluss und einer Ausbildung zum Fernmeldehandwerker bei der Deutschen Post erlangte er die Fachhochschulreife. Es folgten ein Studium der Elektrotechnik an der Universität Ulm und die Promotion. Freudenberger, der seit 2006 Professor in Konstanz ist, bringt Erfahrung aus der Automobilindustrie mit und pflegt gemeinsam mit Bossert und Fischer einen regen Austausch mit internationalen Forschergruppen – zum Beispiel in Tiflis/Georgien. Dank seiner Kooptation wird Freudenberger nun Fakultätsmitglied an der Uni Ulm.

Ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit der Universität Ulm mit einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist der seit 2011 gemeinsam mit der Hochschule Ulm angebotene Studiengang Computational Science and Engineering (CSE). Die Hochschulprofessorin Karin Lunde ist dem Studiengang in der Lehre und dem Ulmer Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (UZWR) in der Forschung verbunden. Nun wurde sie durch die Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften der Uni Ulm kooptiert. „Als Mathematikerin hat Karin Lunde Forschungsleistungen erbracht, die einer Habilitation äquivalent sind. Zudem beschäftigt sie sich mit Themen, die sonst nicht im Fachbereich vertreten sind – und sie bringt viel Praxiserfahrung mit“, freut sich der CSE-Studiendekan Professor Karsten Urban. Bevor sie 2003 an die Hochschule Ulm kam, hat Karin Lunde als Softwareentwicklerin gearbeitet. Heute beschäftigt sie sich mit der Modellierung und Simulation ereignisdiskreter Systeme, die in der Logistik, bei Fertigungssystemen oder Verkehrssimulationen Anwendung finden. „Ich sehe meine Kooptation als Zeichen der sehr guten Zusammenarbeit  der Hochschule mit der Universität Ulm rund um den Studiengang CSE“, sagt die Mathematikerin. Die Kooptation werde sicherlich Forschungsprojekte am UZWR und  die gemeinsame Betreuung von Graduierten weiter erleichtern.

 

Text und Opens external link in new windowMedienkontakt: Annika Bingmann.

 

Zumeldung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst zur Pressemitteilung:

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer:

"Kooptation und Kooperation sind der Königsweg, wenn es darum geht, begabten Studierenden von Hochschulen Angewandter Wissenschaften eine Promotion zu ermöglichen. Die Universität Ulm geht dabei beispielhaft voran. Dieses Engagement ist gut für die Studierenden, für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und gut für die Wissenschaft als Ganzes. Wir freuen uns auch darüber, dass die anderen Universitäten diesen Weg nun ebenfalls verstärkt beschreiten."