AUSLANDSSTUDIUM IN COSTA RICA - INFOS FÜR BEWERBER
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Seit 1987 existiert für Biologiestudenten, bislang in den Diplom- und Lehramtsstudiengängen, jetzt auch für Master - und Bachelorstudenten, die Möglichkeit, ein bis zwei Semester an der Universidad de Costa Rica Tropenbiologie zu studieren. Das Programm beruht auf einem Abkommen zwischen der Universität Ulm und der Universidad de Costa Rica (UCR) und wird vom DAAD im Rahmen eines ISAP-Programms (Integrierte Studien- und Ausbildungspartnerschaft) finanziell unterstützt. Das Teilstipendium umfaßt derzeit für einen Zeitraum von 8 Monaten (August bis April) einen Monatsbetrag von ca. € 300,- eine einmalige Flugkostenpauschale sowie einen monatlichen Krankenversicherungszuschuß. Offizielle Programmbeauftragte ist seit dem Sommersemester 2006 Prof. Dr. Elisabeth Kalko von der Universität Ulm (Institut für Experimentelle Ökologie, Bio III), weitere Infos gibt es bei PD Dr. Marco Tschapka. Die Betreuung vor Ort in San José erfolgt offiziell durch die lokale ISAP – Koordinatorin Prof. Monika Springer (UCR). Insgesamt wurden bisher bereits mehr als 80 Studierende im Rahmen des Austauschprogrammes gefördert. Im Gegenzug kommen jeweils 2-3 Studierende der UCR nach Ulm.
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Costa Rica bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für Studenten, sich unmittelbar mit der Tropenbiologie auseinanderzusetzen. Lebensqualität und medizinische Versorgung sind vergleichsweise gut, und konfliktgeladene soziale Unterschiede sind nicht so ausgeprägt wie in anderen lateinamerikanischen Ländern. Unterschiedlichste Vegetationszonen auf engstem Raum, ein gut strukturiertes System von Nationalparks und Schutzgebieten und eine funktionierende Infrastruktur ermöglichen das intensive Studium der tropischen Flora und Fauna. Die vorhandenen wissenschaftlichen Einrichtungen besitzen ein recht hohes Niveau. Hierzu gehören die UCR sowie in Costa Rica ansässige amerikanische Forschungsinstitutionen wie beispielsweise die "Organization for Tropical Studies - OTS". Wissenschaftlich hoch qualifizierte einheimische Biologen vertreten die verschiedensten Fachgebiete der Biologie. Wer Einblicke in die kulturellen Ursprünge Lateinamerikas und der indigenen Bevölkerung erwartet, wird allerdings enttäuscht. Die wenigen in Costa Rica ursprünglich lebenden Gruppen der "Indígenas" sind in isolierte, schwer zugängliche Reservate zurückgedrängt, wo sie heute noch in sehr ärmlichen Verhältnissen leben.
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Voraussetzungen für Bewerber sind das abgeschlossene Vordiplom oder Zwischenprüfung, bzw. zukünftig ein fortgeschrittenes Bachelor-, oder Masterstudium im Fach Biologie, der Nachweis grundlegender Kenntnisse in der Tropenbiologie durch eine schriftliche Prüfung an der Universität Ulm und gute Kenntnisse der Landessprache Spanisch, sowie Englischkenntnisse. Es wird ein ausgesprochenes Interesse an der Tropenbiologie erwartet. Zum Zeitpunkt des Antritts des Studienaufenthaltes sollte das 8. Fachsemester nicht überschritten sein. Die endgültige Auswahl der Kandidaten erfolgt anhand eines Auswahlgesprächs. Kriterien sind dabei Fachkenntnisse des Bewerbers, Kenntnisse in der Tropenbiologie, Landeskunde und Sprache, sowie die bisherigen Studienleistungen (Vordiplom / Bachelor). Das Gespräch findet in Spanisch und Englisch statt, die vorherige Teilnahme an einem intensiven Sprachkurs wird deshalb dringend empfohlen.
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Das Biologiestudium an der Universidad de Costa Rica ist in "pregrado" (Grundstudium) und "posgrado" (Hauptstudium) unterteilt. Alle Kurse werden ausschließlich in Spanisch unterrichtet. Die meisten Kurse bestehen aus einer Vorlesung und einem praktischem Teil, sowie bei "posgrado"-Kursen einer kleineren wissenschaftlichen Arbeit experimenteller oder theoretischer Natur, die in entsprechend wissenschaftlicher Form schriftlich zusammengefaßt werden muß. Daneben gibt es Seminare, bei welchen die Teilnehmer eigene oder andere Arbeiten referieren und diskutieren. Ein begonnener Kurs kann nicht vorzeitig abgebrochen werden. Es besteht Anwesenheitspflicht, und in der Regel werden Klausuren geschrieben. Für das Bestehen von "pregrado"-Kursen sind 70 %, bei "posgrado"-Kursen 80 % der Maximalpunktzahl notwendig. Dies erscheint alles ziemlich schwierig, ist aber bisher von den Teilnehmern immer gut bewältigt worden. Es besteht die Vereinbarung, daß Gaststudenten im Rahmen des ISAP Programmes zwischen der Universität Ulm und der UCR keine Studiengebühren bezahlen. Hilfestellung gibt bei allen Fragen oder Problemen Frau Prof. Monika Springer, die Koordinatorin vor Ort.
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Da sich Costa Rica inmitten der Tropen befindet, bieten die Kurse ein inhaltliches Spektrum, das auch jedes noch so gute tropenbiologische Praktikum in Europa nicht ersetzen kann. Taxonomisch-systematische Kurse decken einen breiten Bereich tropischer Organismen und Lebensräume ab. Studienzeit ist von August bis Dezember und von März bis Juni. Als Voraussetzung für die Zahlung der Stipendienraten in der semesterfreien Zeit im Januar und Februar muß für diesen Zeitraum eine "Investigación por Tutoría" nachgewiesen werden. Dies ist eine kleine individuelle Forschungs- oder Literaturarbeit, die von einem Dozenten an der Escuela de Biología betreut wird. Die verschiedenen Kurse werden durch die Anzahl der zu erreichenden "créditos" bewertet. Für Kurse (auch für die "Investigación por Tutoría") gibt es 3-4 créditos, für Seminare nur 2 créditos. Insgesamt müssen 17 créditos während des Auslandsstudiums erreicht werden, was einer Teilnahme an 2-3 Kursen pro Semester entspricht. Die "Investigación por Tutoría" kann u. U. die Einarbeitung in Techniken ermöglichen, die für eine spätere Diplomarbeit genutzt werden können. Die in Costa Rica belegten Kurse werden derzeit an der Universität Ulm für die Zulassung zur Diplomprüfung im Fach Biologie als Praktika mit 10-14 ECTS – Punkten anerkannt, für das Bachelor- / Masterstudium werden analoge Regelungen angewandt.
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Das Programm ist grundsätzlich für das Studium an der UCR vorgesehen, es besteht aber unter Umständen zusätzlich die Gelegenheit, auch erste Vorarbeiten für eine spätere Diplomarbeit im Anschluß an den Studienaufenthalt durchzuführen. An der Universität Ulm ist eine fundierte Betreuung von Diplomarbeiten mit tropenbiologischen Themen in den Instituten für Systematische Botanik und Ökologie (Biologie V) sowie im Institut für Experimentelle Ökologie (Biologie III) möglich. Hier gibt es ein breites Spektrum an Forschungsschwerpunkten, sowohl bezüglich der Organismen als auch der Thematik (Zoologie und Botanik: Taxonomie, Systematik, Ökologie, Tier-Pflanzen-Interaktionen, Betäubungsökologie, Bioakustik, Ökophysiologie, funktionelle Pflanzenanatomie, usw.). Bewerber sollten sich rechtzeitig um entsprechende fachliche Betreuung bemühen.
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Als Unterkunft steht in Costa Rica zur Zeit ein Haus zur Verfügung, das Platz für 5 Leute bietet und von den Studierenden privat angemietet wird. Bei der Übernahme ist eine gewisse Summe als Ablöse für die Haushaltsgegenstände zu bezahlen. Man sollte sich deshalb mit den Vorgängern rechtzeitig in Verbindung setzen. Die UCR ist in unmittelbarer Nähe des Wohnortes, und es gibt ebenfalls eine ganze Reihe sehr günstiger Verbindungen ins Zentrum.
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Für Costa Rica sind keine Impfungen zwingend vorgeschrieben. Empfehlenswert ist eine Hepatitis-A und -B Schutzimpfung, die ca. 7 Jahre wirksam ist. Eventuell empfehlenswert sind eine Gelbfieberimpfung für benachbarte Länder. Zurückliegende Impfungen (Polio, Tetanus, Diphtherie) sind aufzufrischen. Malariaprophylaxe ist vor Ort erhältlich, die Einnahme ist aber nur bei Reisen in Malariagebiete der atlantischen Tiefebene oder Nachbarländer zu empfehlen. Für Arbeiten mit Säugetieren ist eine Tollwut-Impfung dringend erforderlich. Für die Regelung der Finanzen ist eine Kreditkarte zu empfehlen. Eurocard (Mastercard) und Visacard haben hohe Akzeptanz, allerdings ist die Beschaffung von Bargeld mit relativ hohen Gebühren verbunden. Für den Anfang ist ein gewisser Betrag an US $ (keine 100-Dollar-Noten, nur einwandfreie Scheine) empfehlenswert. Alternativ kann man an vielen Geldautomaten auch mit der EC-Karte (mit „Maestro“-Symbol) Geld von deutschen Konten abheben (Gebühr: 3 EUR). Der Tausch von Devisen ist frei, sollte aber nicht auf der Straße vorgenommen werden. Nach Flügen sollte man sich frühzeitig erkundigen, da Costa Rica auch ein beliebtes Reiseziel ist. Preise für Jahrestickets sind sehr variabel, und viele Gesellschaften bieten Studententarife an. Wenn man den Rückflug offen halten will, kann man auch One-Way-Tickets besorgen. Prinzipiell ist aber bei der Einreise nach Costa Rica ein innerhalb von 90 Tagen fälliges Rückflugticket vorzulegen, was von der Fluggesellschaft beim Einchecken nach Costa Rica nachgeprüft wird. Man sollte sich eventuell ein Ausreiseticket mit Gültigkeit innerhalb der ersten 3 Monate besorgen, das mit voller Erstattung des Preises wieder zurückgegeben werden kann. Für die Einreise mit einem Jahresticket benötigt man eine Stipendienbestätigung die nach Vermittlung durch das Institut für Experimentelle Ökologie durch die Botschaft von Costa Rica (Berlin) ausgestellt wird.
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Bei der Einreise erhält man ein für 90 Tage gültiges Touristenvisum. In Costa Rica beantragt man ein Studentenvisum über das dortige Auslandsamt "Asuntos Internacionales", das sich innerhalb des Unigeländes befindet. Die aktuellen Anforderungen für die Erteilung dieses Visums ändern sich häufig und werden den Stipendiaten nach Nominierung mitgeteilt. Das Studentenvisum gilt zunächst für ein halbes Jahr, kann jedoch ohne größeren Aufwand um weitere sechs Monate verlängert werden. Es sollte gleich zu Semesterbeginn beantragt werden, da zu diesem Zeitpunkt alle Formalitäten relativ einfach über das Büro der "Asuntos Internacionales" abgewickelt werden können. Falls in Erwägung gezogen wird, das Touristenvisum alle 3 Monate durch Ausreisen zu verlängern, so sollte man bedenken, daß die UCR das Studentenvisum seit einiger Zeit zur Pflicht gemacht hat. Ein längerer Aufenthalt (mehr als zwei Wochen) außerhalb Costa Ricas ist auch vom DAAD aus nicht vorgesehen und das wiederholte Ausreisen alle drei Monate läßt sich meist auch zeitlich mit dem Studium nicht koordinieren.
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Costa Rica ist ein vielschichtiges Land, und jeder muß und wird individuelle Erfahrungen mit Kultur und Mentalität der Leute machen. Es sollte jedoch klar sein, daß es in Costa Rica hinter der überall zu Tage tretenden Offenheit der Menschen fein abgestufte Verhaltensregeln gibt, die für das Auskommen untereinander wichtig und entscheidend sind. Costaricaner sind stolz darauf, Costaricaner zu sein, zeigen das auch und erwarten von anderen Respekt in dieser Hinsicht. Ein gewisses Maß an Anpassungsfähigkeit, Toleranz, Geduld, Zurückhaltung und diplomatischem Geschick sind erforderlich, wenn man sich dort zurechtfinden und vielleicht auch tiefergehende Freundschaften schließen will. Das zeigt sich schon im äußeren sehr gepflegten Erscheinungsbild der Menschen, auf das in Costa Rica meist sehr viel Wert gelegt wird. Es ist nicht notwendig zu übertreiben, aber in dieser, wie in vielerlei anderer Hinsicht, sollte man zu Kompromissen bereit sein. Es ist auch sehr wichtig uneigennützige Kontakte zu pflegen, und zwar auf möglichst vielen Ebenen, d. h. zu den Studenten ebenso wie zu den Dozenten, zu den Nachbarn und zur Bevölkerung auf der Straße. Nur so schafft man ein Vertrauensverhältnis, das spätestens dann benötigt wird, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Letztlich muß man sich darüber im klaren sein, daß man Gast in einem Land ist und dort nicht nur die Heimatuniversität, sondern auch seinen Kulturkreis repräsentiert. Ein guter Eindruck ist von entscheidender Bedeutung für das erfolgreiche Weiterbestehen des Programms und für die Chancen nachfolgender Studenten, ebenfalls daran teilzunehmen.
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Das Auswahlverfahren beginnt in der Regel in der zweiten Hälfte des Wintersemesters. Interessenten sollten sich möglichst frühzeitig im Institut für Experimentelle Ökologie (Bio III) der Universität Ulm melden. Für individuelle Tips und bei allen generellen Fragen einfach mal anrufen oder email schreiben: PD Dr. Marco Tschapka, Inst. Experimentelle Ökologie, Universität Ulm, 0731 / 502-2678 (Bio III, M25, Zi. 5203), e-mail: marco.tschapka@uni-ulm.de
