MTW – Multidimensionale Trauma-Wissenschaften

 

Ob alt oder jung, gesund oder vorerkrankt – Trauma kann jeden treffen, zu jeder Zeit. Verursacht werden Traumata durch physische und psychische Verletzungen in Folge eines Unfalls oder Gewalteinwirkungen. Bei Erwachsenen unter 45 Jahren sind schwere Verletzungen die häufigste Todesursache. Die körperlichen und seelischen Einschränkungen in Folge eines Traumas sind oft erheblich – die Aufwendungen für die Behandlung und Rehabilitation der betroffenen Patienten sind dementsprechend hoch. Im Verhältnis dazu liegt die Forschungsaktivität in diesem Bereich bisher deutlich unter dem gesellschaftlichen Bedarf.

Die Verletzung von Geweben und deren Schranken löst im Körper eine komplexe Gefahrenantwort aus. Nachdem miteinander kommunizierende neuronale und immunolgische Netzwerke das Gefährdungspotenzial erkannt haben, setzen sie molekulare Prozesse in Gang, um Regeneration und Heilung herbeizuführen. Dabei unterscheiden sich die Organe sowohl in ihrer Vulnerabilität, als auch in der Regenerationskapazität. Verschiedene Faktoren wie die Schwere der Verletzung, das Alter, psychische und körperliche Vorbelastungen oder das Geschlecht nehmen Einfluss auf die Gefahrenantwort. Störungen dieser Gefahrenantwort können sowohl akute Komplikationen – von Infektionen bis hin zum Organversagen – als auch langfristige körperliche und psychische Schäden verursachen. Über epigenetische Veränderungen sind diese sogar auf Folgegenerationen übertragbar.

Die Aufklärung dieser komplexen Zusammenhänge erfordert einen transdisziplinären Forschungsansatz, wie er seit jeher in der Ulmer Traumaforschung gelebt wird. Wissenschaftliche Grundlagen hierfür sind die Arbeiten im Sonderforschungsbereich (SFB) 1149 "Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potenzial nach akutem Trauma", der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2015 gefördert wird und an dem 19 Kliniken und Institute beteiligt sind, sowie dem Zentrum für Traumaforschung (ZTF). Das ZTF wurde 2015 als virtuelles universitäres Zentrum gegründet, um die Ulmer Traumaforschung insbesondere an der Schnittstelle zwischen physischem und psychischem Trauma zu stärken.

Im entstehenden Forschungsbau „Multidimensionale Trauma-Wissenschaften“, der 2025 bezogen werden soll, erhalten Forschende verschiedenster Disziplinen nun eine gemeinsame Interaktionsfläche, um die Mechanismen und Folgen von Traumata in vielfältigen Dimensionen zu untersuchen: 

  • vom Molekül über den Organismus bis zur Gesellschaft 
  • im Wechselspiel zwischen den physischen und psychischen Auswirkungen des Traumas
  • über die gesamte Lebenszeit bis in Folgegenerationen

Mit diesem ganzheitlichen, inter- und transdisziplinären
Forschungsansatz verfolgen die Wissenschaftler*innen im MTW das Ziel, innovative mechanistische, diagnostische und therapeutische Prinzipien herzuleiten, um daraus passgenaue Therapiekonzepte für Trauma-Patient*innen zu entwickeln. Zukünftig wird das MTW damit ein zentraler Standort des Danger Research Hub Ulm (DaRe) werden.

Modellansicht des geplanten Innenhofs des MTW-Neubaus.
Kontakt
Prof. Dr.
Markus Huber-Lang

Gründungsdirektor
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Prof. Dr.
Anita Ignatius

stellv. Gründungsdirektorin
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Melanie Erzler, M.Sc.

Zentrumsmanagerin 
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Abbildungen: Heinle, Wischer und Partner, freie Architekten
Fotos: DRK/Universitätsklinikum Ulm, Elvira Eberhardt, Heiko Grandel