Geflüchtete weltweit und ihre medizinische Versorgung
Wenn es am Nötigsten fehlt
Millionen von Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die meisten von ihnen finden in Entwicklungsregionen Unterschlupf. Die gesundheitliche Versorgung ist dort besonders prekär
Rund 80 Millionen Menschen und damit etwa jede hundertste Person war 2019 nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR weltweit auf der Flucht. Die Menschen überschreiten Landesgrenzen oder fliehen innerhalb ihres Heimatlandes – vor Krieg und Gewalt, vor Naturkatastrophen, wegen politischer Verfolgung, weil sie hungern, keine Perspektive und kein Auskommen haben.
Zwischen 80 und 90 Prozent der Menschen finden in armen Ländern und Entwicklungsregionen Unterschlupf. Die Türkei gewährt neben Pakistan und Uganda weltweit den meisten Menschen Unterbringung. Die Zahl derer, die nach Europa kommen, hat dagegen seit der Flüchtlingsbewegung 2015 stetig abgenommen. Beispiel Deutschland: 2015 suchten noch rund eine Million Menschen Sicherheit und Schutz hierzulande. 2019 kamen 165.000 Menschen, im Jahr 2020 waren es aufgrund der Corona-Pandemie nur noch 122.000.
Gesundheit ist ein Menschenrecht
Mit der Aufnahme von Geflüchteten gehen zahlreiche Probleme und Aufgaben einher. Die Gesundheitsversorgung ist einer der Kernpunkte. Gesundheit ist ein Menschenrecht. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) aus dem Jahr 1951 sollen Geflüchtete und Vertriebene die gleiche Gesundheitsversorgung erhalten wie die Menschen im Zufluchtsland.
Die gesundheitlichen Bedürfnisse, die Flüchtlinge haben, sind oft andere als die der Bewohner des Landes, in dem sie Unterschlupf finden. Menschen auf der Flucht leiden eher an Infektionskrankheiten und Verletzungen. Sie sind häufig durch Gewalterfahrungen und die Flucht selbst schwer belastet. Das Leben in Lagern und Asylunterkünften mit mangelnder Hygiene, einseitiger Ernährung und Hunger zieht weitere gesundheitliche Probleme nach sich.
Wenn die Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung des Zufluchtslandes schlecht oder überlastet ist, bekommen Geflüchtete kaum ausreichende medizinische Hilfe. Das hat Folgen: Erkrankungen, die bei schneller Behandlung gut hätten therapiert werden können, werden chronisch. Kinder, die nicht geimpft werden, sind vor Infektionen und ihren Folgeerscheinungen unzureichend geschützt – und das bei einer erhöhten Ansteckungsgefahr in den Lagern und Asyleinrichtungen. Chronische Krankheiten, die sich normalerweise mit einfachen Mitteln stabilisieren lassen, führen zu Komplikationen und einer erhöhten Sterblichkeit.
Die Psyche wird oft vernachlässigt
Deutschland hat eines der leistungsstärksten Gesundheitssysteme der Welt. Asylsuchende und Flüchtlinge bekommen hierzulande während der ersten 15 Monate ihres Aufenthalts eine Art Basisversorgung, mit der zumindest die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen abgedeckt ist. Neben Schwangerschaftsuntersuchungen und Geburtsbetreuung sind auch Impfungen in den Gesundheitsleistungen inbegriffen. Bemängelt wird von Hilfsorganisationen und Fachverbänden allerdings die unzureichende psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen.
Wenn Zufluchtsländer einfache medizinische Hilfe nicht gewährleisten können - wie dies immer wieder passiert -, sind Nichtregierungsorganisationen (NGO), kirchliche Projekte und Wohlfahrtsverbände die einzigen, die sich um die Gesundheit der Geflohenen kümmern. Nur indem die dortigen Gesundheitssysteme mehr Unterstützung bekommen, können Geflüchtete Zugang zu lebensrettender und grundlegender Gesundheitsversorgung erhalten.