Vom Menschen und seinen Chimären – ethische und kulturwissenschaftliche Analyse der biotechnischen Erzeugung von Mischwesen zwischen Mensch und Tier und der Erzeugung des Anderen

Seit 2006 werden in diesem Projekt Fragen, die sich an die Erzeugung von Tier-Tier und Mensch-Tier Mischungen stellen lassen, bearbeitet. Dazu gehören ‚klassische‘ forschungs- und bioethische Fragen, die eng auf den konkreten wissenschaftlichen Herstellungsprozess bezogen sind, ebenso wie weitere kulturphilosophische Aspekte. Welche Chimären und Hybriden werden erzeugt? Welche expliziten Ziele und impliziten Möglichkeitshorizonte sind erkennbar? Wo liegen die ethischen Probleme und wie kann man sie angemessen erfassen? Was wird im wissenschaftlichen Fachdiskurs sichtbar und was in der öffentlichen Debatte? Jenseits normativer Fragen ist die Auseinandersetzung mit der Erzeugung von Chimären – sei es literarisch, in Bild und Ton oder wissenschaftlich jedoch ein altes und essentielles Mittel, sich mit den Grenzziehungen des Menschlichen, den Verhältnissen zum ‚Anderen‘ und zur kreativen Selbstveränderung auseinanderzusetzen. Dabei ist es möglicherweise aufschlussreich zu analysieren, wie das Mythem ‚Chimäre‘ vom jeweiligen ‚Zeitgeist‘ erfasst wurde und wird und dabei einen immer neuen Zuschnitt erfährt – von einem göttlichen Monster in unmöglicher Gestalt über eine semantische Figur, durch die Psychoanalyse in eine genetische Konstruktion mit nahezu unendlichem phänotypischen Imaginationspotential. Gleichzeitig bleiben alle alten Bilder präsent. Was sagen sie aus über unsere Konstruktionen des Anderen, über unser Weltverhältnis? Und wie können wir aus der kulturtheoretischen Diskussion um Hybridisierung und Métissage neue Impulse für unsere Sicht auf den Menschen und seine Selbstbestimmungsbemühungen gewinnen, die sich auch im Prozess der Erzeugung von Mensch-Tier-Mischungen manifestieren?

 

Verantwortlich für das Projekt:

Dr. Gisela Badura-Lotter

 

Publikationen:

Badura-Lotter, G, Düwell, M. (2007). Chimären und Hybride – Ethische Aspekte. Jahrbuch für Recht und Ethik/Annual of Law and Ethics 15, S. 83-104.

Badura-Lotter, G. and Düwell, M. (2009): Man made chimeras, hybrids, and mosaics – ethical perspectives. In: Taupitz, J. and Weschka, M. (eds.): “Chimbrids- Chimeras and hybrids in comparative European and international research – scientific, ethical, philosophical and legal aspects”, Springer Verlag, Berlin: S. 631-651.

Im selben Band erschienen:

Badura-Lotter, G.: I. Case 1 – Muotri: transfer of human embryonic stem cell-derived neurons in mouse brain – scientific considerations, S. 195-198.

Badura-Lotter, G.: II. Case 2 – Chen: interspecies somatic nuclear transfer – scientific and ethical considerations, S. 210-217.

Badura-Lotter, G.: III. Case 3 – Bailey: Animal-Human Xenotransplantation – ethical considerations, S. 245-246.

Badura-Lotter, G.: IV. Case 4 – Fink: Porcine Xenografts in Parklinson’s Disease and Hungtington’s Disease patients – ethical considerations, S. 277-280.

Badura-Lotter, G.: VIII. Case 8 – Yanigamachi: Hamster egg penetration test – ethical considerations, S. 409-411.

Badura-Lotter, G. and Düwell, M. (in press): Chimeras and hybrids – how to approach multifaceted research. In: Hermerén, Göran and Hug, Kristina (eds.): “Translational Stem Cell Research: Issues Beyond the Debate on the Moral Status of the Human Embryo”, Springer Verlag.

 

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