Diese Woche, also vom 11. bis zum 15. März, treffen sich Experten und Nachwuchswissenschaftler an der Universität Ulm zur Klausurwoche "Migration als Herausforderung für die Medizin". Bei dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Veranstaltung diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte dieses Themas im Ländervergleich. Im Fokus stehen dabei die Länder Deutschland, Kroatien und Österreich. Die Veranstaltung findet im Seminarraum des TransferZentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in der Parkstraße 11 (Stadtzentrum) statt.
In den öffentlichen Workshops werden vielfältige Themen behandelt. Es geht dabei unter anderem um klinische Aspekte von (seltenen) Erkrankungen im Zusammenhang mit Migration, um eine neue Ethik für die Migration sowie um die Bedeutung von Fremdheitserfahrungen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Weitere Workshops kreisen um das vieldiskutierte Spannungsfeld zwischen dem individuellen Menschenrecht auf Gesundheit und dem kollektiven Schutz vor Epidemien. Aber auch "romantische" Migrationsmythen wie der Fall "Rijeka 2020 Port of Diversity" stehen zur Diskussion. "Die Flüchtlingsströme im Sommer 2015 waren für die Ziel- und Transitländer in Europa eine große Herausforderung. Die medizinische Versorgung ist ein besonders sensibles und zugleich viel diskutiertes Thema im Zusammenhang mit starken Migrationsbewegungen", erklärt Professor Florian Steger. Der Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Ulm ist Gastgeber der Veranstaltung.
Das Thema ist medizinisch bedeutsam und politisch brisant
Das Thema ist nicht nur medizinisch bedeutsam, sondern auch politisch brisant. Entfachen sich darum doch teils sehr kontrovers geführte Diskussionen um die ärztliche Fürsorgepflicht einerseits und die Belastungen für die jeweiligen Gesundheitssysteme andererseits. Dazu kommt, dass die gesetzlichen Regelungen, die den medizinischen Zugang für Geflüchtete festschreiben, von Land zu Land variieren und teils sogar mit EU-Recht nicht im Einklang sind. "Zudem sind auch die gesellschaftlichen und politischen Debatten rund um dieses Thema in Ländern wie Deutschland, Kroatien und Österreich sehr unterschiedlich. Vor diesem Hintergrund soll die Ulmer Klausurwoche einen Anstoß geben, solche Themen im Ländervergleich wissenschaftlich weiterzuverfolgen", erläutert Dr. Marcin Orzechowski, der als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin die Veranstaltung organisiert hat.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann