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Überschießende Immunreaktionen eindämmen
Dr. Marco Mannes erhält Graduierten-Preis der Novartis-Stiftung

Universität Ulm

Der Ulmer Wissenschaftler Dr. Marco Mannes ist mit einem Graduierten-Preis der Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung ausgezeichnet worden. Der mit 8000 Euro dotierte Preis wird vergeben für herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die eine Brücke in die klinische Therapie schlagen. Mannes forscht zur Regulation des Komplementsystems, einem wichtigen Bestandteil der angeborenen Immunabwehr. Mit seiner Forschung zielt er darauf, überschießende Immunreaktionen einzudämmen, und damit körpereigene Zellen und Gewebe vor Schäden zu schützen.

Bei Unfällen oder anderen Formen massiver Gewalteinwirkung auf den menschlichen Körper kommt es häufig zu gefährlichen Mehrfachverletzungen. Das Immunsystem läuft dann auf Hochtouren; Heilungsprozesse müssen in Gang gebracht werden und unbrauchbares Biomaterial muss abgeräumt und entsorgt werden. Darum kümmern sich spezielle Faktoren des Komplementsystems, die über komplexe Enzymkaskaden aktiviert werden. „Wenn das Komplementsystem aber überreagiert, kann es den eigenen Körper angreifen“, erklärt Dr. Marco Mannes, Novartis-Preisträger und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Trauma-Immunologie. Eine unkontrollierte Immunantwort kann massive Schäden in körpereigenen Strukturen mit lebensbedrohlichen Komplikationen hervorrufen. „In solchen Fällen müssen wir Patientinnen und Patienten vor ihrem eigenen Abwehrsystem schützen“, sagt Dr. Mannes, der mit seinem Team daran forscht, wie ein Überschießen der Immunantwort verhindert werden kann. 

Für die Entwicklung eines neuen vielversprechenden Therapieansatzes kooperiert der Nachwuchswissenschaftler mit dem Ulmer Pharmakologen Professor Christoph Schmidt. In dessen Team wurde ein speziell designtes Fusionsmolekül generiert, das natürliche Regulatoren des Komplementsystems miteinander verbindet, die in der Lage sind, diesen Teil der Immunabwehr gezielt zu hemmen. Erste Pilotstudien sind vielversprechend: „Der neue Wirkstoff kann Zellschädigungen, die auf Überreaktionen des Komplementsystems zurückgehen, deutlich reduzieren und teilweise sogar verhindern“, verrät Mannes. Das Projekt soll helfen, entsprechende klinische Studien am Menschen auf den Weg zu bringen und den Grundstein für eine neue Generation von Immuntherapien zu legen. Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Thomas Wirth, ist zuversichtlich, dass „dieser innovative Forschungsansatz dazu führen wird, das Immunsystem besser im Gleichgewicht zu halten, und somit neue Therapiemöglichkeiten zu eröffnen“.

„Dr. Mannes und sein Team schlagen mit ihrer neuartigen Komplement-Modulation eine Brücke von der Grundlagenforschung in die Klinik. Wir dürfen gespannt sein, wann die ersten Patientinnen und Patienten davon profitieren werden“, sagt Professor Markus Huber-Lang, der Leiter des Instituts für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie. Die Novartis Stiftung für therapeutische Forschung, vertreten durch den Vorstand Dr. Andreas Kreiss, freut sich, diese wichtige und herausragende Forschung mit einem Stipendiumspreis unterstützen zu können.

Weitere Informationen: 
Dr. Marco Mannes, Institut für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie, Universitätsklinikum Ulm, E-Mail: marco.mannes(at)uniklinik-ulm.de

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

 

Prof. Thomas Wirth, Dr. Marco Mannes und Prof. Markus Huber-Lang
Dr. Marco Mannes (Mitte) wird mit dem Graduierten-Preis der Novartis-Stiftung ausgezeichnet. Mit im Bild ist Medizin-Dekan Prof. Thomas Wirth (links) und Prof. Markus Huber-Lang (rechts) bei der Urkundenübergabe (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)