Ein Hochkaräter der internationalen Krebsforschung ist Professor Robert Allan Weinberg. Der amerikanische Molekularbiologe, Mitbegründer des Whitehead-Instituts für Biomedizinische Forschung am Massachusetts Institute of Technology (MIT), ist am Freitag, den 19. Mai um 18:00 Uhr zu Gast im Ulmer Stadthaus. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler wird bei der dritten Auflage der ULM LECTURE über die Entstehung und Ausbreitung bösartiger Tumore sprechen. Der Titel seines englischsprachigen Vortrags lautet: "Mechanisms of Malignant Progression of Carcinoma Cells".
Robert Allan Weinberg - Sohn deutscher Auswanderer, die kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges in die USA übersiedelten - gehört zu den renommiertesten Forschern auf seinem Gebiet. Der Molekularbiologe, der am Massachusetts Institute of Technology studiert und promoviert hat, forscht - nach Etappen u.a. am israelischen Weizmann-Institut für Wissenschaften - seit vielen Jahren am MIT. Der Wissenschaftler widmet sich in seiner Arbeit den molekularen Mechanismen von Krebserkrankungen. Wie wandern Krebszellen in andere Gewebe ein, und wie entstehen Metastasen? Welche Rolle für die Krebsentstehung spielen Mechanismen der Zellalterung und des Zelltodes? Im Fokus dieser wissenschaftlichen Fragestellungen stehen dabei molekulargenetische Signalübertragungsprozesse sowie Mechanismen der Zell-Zell-Kommunikation.
Weinberg ist nicht nur Autor von mehr als 300 wissenschaftlichen Artikeln, über 110 davon in hochrenommierten Zeitschriften wie Cell, Nature oder Science, sondern er hat auch zahlreiche Fachbücher verfasst. Das 2006 erstmals erschienene Buch "The Biology of Cancer" gehört heute zu den Standardwerken der Tumorbiologie. Ihm liegt zudem sehr daran, die wichtigsten Erkenntnisse der Krebsforschung auch für Laien verständlich zu machen. In seinem englischsprachigen Vortrag im Ulmer Stadthaus möchte sich der Molekularbiologe gerade auch mit ganz grundlegenden Fragen der Krebsentstehung und Ausbreitung befassen. Behandelt werden zudem neue Ansätze der Immuntherapie von Tumoren.
Speziell widmet sich Professor Robert A. Weinberg den besonderen Ausbreitungsmechanismen bösartiger Tumorzellen. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem epigenetische Faktoren, die erklären können, wieso sich Krebszellen mit identischem Genom so sehr unterscheiden, insbesondere hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, sich zu teilen, zu verbreiten und in anderes Gewebe einzudringen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei die sogenannte Epithelial-Mesenchymale Transition (EMT), ein Prozess bei dem Epithelzellen - dazu gehören beispielsweise Hautzellen - ihre charakteristischen Eigenschaften verlieren und vorübergehend zu mesenchymalen Zellen werden. Dabei lösen sie ihre ursprünglichen Zellkontakte auf, fangen an zu migrieren und dringen in andere Gewebe ein. Weinberg geht auch davon aus, dass genetisch identische Krebszellen auf Therapien unterschiedlich reagieren, je nachdem, ob sie dem Phänotyp nach epithelialen oder mesenchymalen Charakters sind.
Weinberg ist in Ulm zu Gast auf Einladung von Professor Klaus-Michael Debatin. Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums ist Vizepräsident für Medizin an der Universität Ulm und hat den Kontakt vermittelt. Auf dem Programm des amerikanischen Wissenschaftlers in Ulm steht auch der wissenschaftliche Austausch mit Fachkollegen der Ulmer Universitätsmedizin.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann
Kurzhinweis zur Veranstaltung:
ULM LECTURE am 19. Mai um 18:00 Uhr im Stadthaus Ulm
Professor Dr. Robert A. Weinberg, Whitehead Institut for Biomedical Research Massachusetts Institute of Technology, Cambridge - Träger des Breakthrough Price in Life Sciences 2013
"Mechanisms of Malignant Progression of Carcinoma Cells" (Vortragssprache ist Englisch)
Der Eintritt ist frei! Interessierte sind herzlich willkommen!
Nächste Veranstaltung aus der Vortragsreihe ULM LECTURES
1. Juni, 18 Uhr: Professor Dr. Bert A. Hölldobler - Lehrstuhl für Verhaltensbiologie und Sozialbiologie, Biozentrum Universität Würzburg - Forschungsprofessor School of Life Sciences Arizona State University - Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 1990
"Der Superorganismus: Kommunikation und Kooperation in Ameisengesellschaften"