Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, deren Vorkommen und Ausprägung sich in Deutschland und China unterscheiden, stehen im Zentrum eines Arbeitstreffens deutscher und chinesischer Wissenschaftler an der Uni Ulm. Seit Sonntag sind 18 chinesische Forscher einer der größten und renommiertesten Hochschulen des Landes, der Universität Peking, zu Gast an der Medizinischen Fakultät. Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit ist ein virtuelles Institut beider Fakultäten.
Während die Multiple Sklerose in Deutschland vergleichsweise oft vorkommt, ist diese Erkrankung in China recht selten Dafür wird im Reich der Mitte häufiger die verwandte, schwerer verlaufende Neuromyelitis optica diagnostiziert. Große Unterschiede gibt es auch bei Schlaganfällen: „In Deutschland sind weniger als 10 Prozent aller Schlaganfälle Hirnblutungen, während die Zahl in China bei etwa 50 Prozent liegt. Die Ursache dieser Unterschiede könnte einerseits in einer anderen Behandlung des Bluthochdrucks in China liegen, aber auch genetische Faktoren spielen wahrscheinlich eine Rolle“, erklärt Professor Albert Ludolph. Der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik für Neurologie (RKU) ist gemeinsam mit dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor, Thomas Wirth, und Studiendekan Professor Tobias Böckers Gastgeber der chinesischen Delegation um Professor Zhan. Im Fokus des gemeinsamen Forschungsinteresses stehen zudem Erkrankungen aus dem Autismusspektrum, Parkinson, die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Demenzerkrankungen – denn auch hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern.
Ziel des gemeinsamen virtuellen Instituts ist es, diese Differenzen zu erklären und Faktoren zu bestimmen, die zu einer besseren Prävention und Therapie führen. Darüber hinaus soll bei dem viertägigen Arbeitstreffen die Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit der Universitäten in den Bereichen Psychiatrie und Onkologie diskutiert werden.