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Universität Ulm
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Nachhaltigkeit als Chance für die regionale Textilwirtschaft - 960 000 Euro für Reallabor
T-shirts für drei Euro, Pullis für fünf und eine Kinder-Hose für sieben Euro. Solche Textil-Discounter-Preise sind in deutschen Innenstädten immer öfter zu finden. Dabei sind diese Billigtextilien das Produkt eines brutalen globalen Wettbewerbs, bei dem nicht nur ökologische und soziale Standards auf der Strecke bleiben, sondern dem auch eine Vielzahl deutscher Unternehmen zum Opfer gefallen ist.
Wissenschaftler der Universität Ulm und der Hochschule Reutlingen hoffen nun auf eine Trendwende - zumindest für die schwäbische Stadt Dietenheim. Mit 960 000 Euro fördert das Land Baden-Württemberg ein Reallabor der beiden Hochschulen zur nachhaltigen Transformation der Textilwirtschaft in dieser 6000 Einwohner kleinen Stadt mit großer Textil-Vergangenheit. Insgesamt stellt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) 7 Millionen Euro für sieben ausgewählte Projekte bereit, um den Beitrag der Wissenschaft für eine nachhaltige Entwicklung zu stärken. "Mit den Reallaboren ermöglichen wir eine neue Form des Wissenstransfers und greifen Themen auf, die für die gesellschaftliche Veränderung von zentraler Bedeutung sind", so Forschungsministerin Theresia Bauer laut MWK-Pressemeldung.
Mit dem Projekt „Dietenheim zieht an“ wird durch unterschiedliche Ansätze die nachhaltigkeitsorientierte Revitalisierung der Textilstadt Dietenheim angestrebt. Des Weiteren wird eine lokale, nachhaltige Transformation der textilen Wertschöpfungskette fokussiert.
In Kooperation mit Unternehmen und Akteuren der lokalen Textilindustrie wird versucht die gesamte textile Wertschöpfungskette regional und transparent für den Kunden erfahrbar zu machen.
Im Rahmen des Reallabors, das im Projektverlauf bekannt wurde unter dem Namen Dietenheim zieht an, wurden unterschiedliche Realexperimente zur nachhaltigkeitsorientierten Revitalisierung der Textilstadt Dietenheim angestrebt. Beispielsweise wurde eine lokale, nachhaltige Transformation der textilen Wertschöpfungskette fokussiert. In Kooperation mit Unternehmen und Akteuren der lokalen Textilindustrie wurde versucht die gesamte textile Wertschöpfungskette regional und transparent für den Kunden erfahrbar zu machen. Im Mittelpunkt standen hier die Präsentation von Ideen, innovativen Konzepten und Geschäftsmodellen der nachhaltigen Textilproduktion und des bewussteren Textilkonsums.
Diese Realexperimente waren unter anderem:
Die nachhaltige Textilmesse "Dietenheim zieht an" welche im Rahmen des Projektes dreimal stattfand und tausende von Besuchern anzog.
Das Nähcafé Dietenheim, welches nach Abschluss des Projektes von ehrenamtlichen weitergeführt wird und in den Räumen der Gemeinschaftsschule Dietenheim, Promenadeweg 33 zu finden ist.
Die Kleiderbibliothek der Gemeinschaftsschule Dietenheim war ein weiteres spannendes Realexperiment, welches über ein Schuljahr als AG angeboten wurde.
Das vorliegende Projekt verknüpft zwei Reallabor-Perspektiven: Die nachhaltigkeitsorientierte urbane Revitalisierung der Textilstadt Dietenheim mit der nachhaltigkeitsorientierten Transformation der textilen Kette. Indem aktuell verwaiste Innenstadtflächen in der Stadt Dietenheim von Unternehmen und Akteuren der Dietenheimer Textilindustrie dafür genutzt werden, die gesamte textile Wertschöpfungskette, regional und transparent (gläserne Kette) für den Kunden erfahrbar zu machen, soll ein Impuls zur Veränderung des Textilkonsums ausgelöst werden. In der Stadt Dietenheim stehen u. a. Innenstadtflächen zur Verfügung, welche mit 1 Mio. Eigenanteil (mit Landeszuschuss) gestaltet werden können. In vielen konkreten empirischen Beispielen im Reallabor (aus interdisziplinären Perspektiven (Ökonomie, Psychologie, Mode/Design, Kulturwissenschaft)) sollen Wirkmechanismen untersucht werden, wodurch es zu einem Einstellungswandel in Richtung Nachhaltigkeit beim Konsumenten kommen kann. Im Mittelpunkt stehen hier Ideen, den Konsumenten in den Designprozess zu integrieren, ihn zu befähigen die erworbenen Textilien zu reparieren, aber auch zu verändern (mit Unterstützung der Textilunternehmen und Studierenden). Acht sozial-ökologisch orientierte Textilunternehmen, welche fast die gesamte Kette abdecken und ein Regionalisierungskonzept verfolgen, planen, sich dort anzusiedeln und wollen ein neu im Reallabor zu entwickelndes Direktvermarktungskonzept erproben (integriert mit Stadt-, Verkehrskonzept). Dabei sollen unterschiedliche Medien genutzt und mit Bildern- und Milieucodes experimentiert werden, um bewusst mit tradierten Einstellungen zu nachhaltigenTextilien zu brechen und neue Vorstellungswelten zu erschließen. Der Einsatz neuer Werbe- und Kommunikationstechnologien impliziert eine Transformation bisher bekannter Vertriebsformate. Daher sollen im Reallabor auch neuartige Vertriebskonzepte auf ihre Wirkungsweise erprobt werden.
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