Erfahrungen vom Auslandsemester in Göteborg
Sommer- und Wintersemester 2023/24 - René Köhle
In meinem letzten Semester im Master hatte ich die Möglichkeit, mein Erasmus-Auslandssemester in Göteborg zu verbringen. Im Studienplan hatte ich noch Wahlfächer offen. Ich wollte unbedingt in den Norden, weil ich zum einen die Natur und das Klima im Norden liebe und zum anderen die Kultur und die Lehre dort kennenlernen wollte. Außerdem ist die allgemeine Verständigung auf Englisch ein großer Pluspunkt für Schweden. Da es mein Studienplan nicht anders zuließ, musste ich im Wintersemester gehen, was für mich aber kein Problem sein sollte. Schließlich hoffte ich auf Polarlichter und eine zauberhafte, eisige Natur. Von früheren Studierenden wusste ich, dass Göteborg besonders interessant sein sollte, also bewarb ich mich dort. Das Herbstsemester hat den Nachteil, dass es bis Ende Oktober noch schöne und warme Tage gibt und es ab November kälter, rauer und dunkler wird, aber die Schweden wissen, wie man die Zeit bis zum Ende des Jahres so angenehm wie möglich gestaltet. In der Vorweihnachtszeit merkt man die Dunkelheit kaum, ganz Göteborg ist bunt beleuchtet. Ich hatte das Glück, einen Platz in Göteborgs größtem Studentenwohnheim Olofshöjd zu bekommen.
Göteborg liegt ziemlich gut, vor allem für Studierende, die verschiedene skandinavische Städte in verschiedenen Ländern entdecken möchten, Oslo, Stockholm und Kopenhagen sind nicht weit entfernt. Aber auch in Göteborg selbst gibt es viel zu entdecken. Rund um Göteborg und besonders in der Nähe des Wohnheims gibt es viele Möglichkeiten für Wanderungen in der Natur und die vielen kleinen Inseln, jede mit ihrem eigenen Charme, laden zu Ausflügen ein. Die vielen Seen laden zum Baden (auch im Winter) oder Schlittschuhlaufen ein. Kulturell hat Göteborg viel zu bieten, viele schwedische Veranstaltungen finden im Slottskogen statt, einem großen Park mitten in der Stadt, in dem auch Tiere leben. Nicht weit davon entfernt liegt der wunderschöne Botanische Garten, in dem sich viele Studierende treffen und der zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist. Das ganze Jahr über gibt es eine Buchmesse, ein Filmfestival und viele andere spannende Veranstaltungen. Viele kleine und große Geschäfte laden zum Shoppen ein und die zahlreichen Cafés mit traditionellem schwedischem Gebäck sind der ideale Ort zum Ausruhen, Lernen oder für eine traditionelle Fika.
In Göteborg ist der Austausch etwas komplizierter, da der Austausch über die Universität Göteborg (GU) läuft, aber alle angebotenen Fächer an der Chalmers University of Technology stattfinden. Der Austausch selbst ist mit der naturwissenschaftlichen Fakultät. Dieser Umstand hat mir sehr geholfen, da in der Fakultät für Informatik, in der ich ursprünglich eingeschrieben war, nicht genügend Betreuer zur Verfügung standen, so dass ich für meine Masterarbeit in die besser organisierte Fakultät für Mathematik wechseln konnte. Die zweigeteilten Semester sind eine Umgewöhnung. In einer Woche gibt es mehr Vorlesungen und mehr Stoff als in Deutschland. Der Stoff ist oft einfacher. Nach der Hälfte eines Semesters (Ende einer study period) werden Prüfungen für die Fächer der study period geschrieben. In der ersten study period hatte ich nur Artifial Neural Networks als Kurs, da ich mehr Freizeit haben wollte, solange es noch warm war. In der zweiten study period hatte ich Computational Methods in Bioninformatics und Advanced Simulation and Machine Learning.
Ich habe während meines Aufenthalts viel Zeit in meinem Wohnheim Olofshöjd verbracht, da ich dort viele Freundschaften geschlossen habe und das Wohnheim sehr viele verschiedene Events anbietet, sodass es relativ einfach ist Anschluss zu finden und viel mit Leuten zu Unternehmen, wie zum Beispiel Brettspiel-, Film-, Strick- und Häkelabende. Im Wohnheim gibt es ein Café, einen Musikraum, eine Sporthalle, zwei Saunen, einen Movieroom, eine Werkstatt, einen Arts and Craftsroom und noch einiges mehr.
Neben den ganzen Feierlichkeiten zu 400 Jahre Göteborg, welche mich im Herbst begleitet haben, waren für mich vor allem Lucia und Valborg. Ich kann jedem empfehlen an Lucia in eine Kirche zu gehen (meist früh morgens) oder eines der Weihnachtskonzerte von Chalmers zu besuchen, es ist einfach wahnsinnig berührend und ein unvergessliches Erlebnis. Valborg, der Tag der Studierenden ist auch eine besondere Erfahrung. Mittags treten verschiedene Musik und Tanzgruppen im Trädgården auf, abends ist die traditionelle Cortégen, an der ganz Göteborg den Chalmers Studierenden dabei zusieht, wie sie mit Mottowagen die Gesellschaft kritisiert. Ein weiteres Highlight war für mich das Klätterlabbet, eine Kletterhalle, die noch auf dem Campusgelände des Chalmers Campus auf dem Johanneberg liegt.
Die größte Reise war die von der Studierendenorganisation geplante Reise nach Lappland. Es war eine wunderschöne Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde! Das Nahverkehrsticket von Göteborg hat drei Zonen und mit der dritten kommt man schon sehr weit und kann viele schöne Regionen und Städte sehen. Gerade zum Wandern eignet sich dies Optimal. Einer der besten Tage war eine Reise nach Vänersborg an den größten See Schwedens. Es war ein klarer Wintertag mit viel Schnee und einer einmaligen Atmosphäre, gerade, als wir während des Sonnenuntergangs wilde Elche im Wald gesehen haben. Die Stimmung war magisch und als es dann am Abend noch Polarlichter gab, war der Tag perfekt. Generell waren die meisten Reisen sehr schön und ich habe gelernt, dass es sich lohnt ja zu sagen, wenn es darum geht eine Reise zu unternehmen, da meine Spontanität mir die schönsten Erlebnisse beschert hat.
Ein Auslandssemester ist das Beste, was mir in meinem Studium passieren konnte. Ich habe so viele neuen Dinge ausprobiert, so viele neue Menschen kennengelernt, viele neue Blickwinkel auf Dinge bekommen, über die ich nie nachgedacht hätte und mit verschiedenen Kulturen gekocht und geredet. Das Auslandsstudium hat mir geholfen zu verstehen, wo ich nach dem Studium hinmöchte, es hat meinen Blick für Dinge erweitert, die mir nie in den Sinn gekommen wären (PhD im Aulsand) und trotz mancher Schwierigkeiten war es das schönste, was ich während meiner Studienzeit erleben durfte.
Sommersemester 2022 - Juliane Geisler
Ich habe das schönste und aufregendste Semester meines Studiums als Erasmus-Studentin in Göteborg in Schweden erleben dürfen. Meine Entscheidung nach Schweden zu gehen, stand bereits früh fest, da mich das Land durch seine idyllischen Landschaften und Natur, seinen Fortschritt und seine Innovationen, sowie der problemlosen Verständigung in englischer Sprache sofort überzeugt hat. Dabei habe ich mich speziell für die Stadt Göteborg beworben, welche eine tolle Mischung aus Großstadt und Natur bietet. Um den Frühling und Sommer sowie einige Feiertage wie die Walpurgisnacht und Mittsommer erleben zu können, habe ich mich für das Frühlingssemester von Mitte Januar bis Anfang Juni entschieden. Dies hatte zudem den Vorteil, dass von Monat zu Monat die Tage länger, heller und wärmer wurden und ich nach dem Semester noch einige Wochen in Skandinavien herumreisen konnte. Während viele Kommilitonen von mir einen Platz in einem der Wohnheime bekommen haben, bin ich privat bei einer ganz lieben pensionierten Schwedin untergekommen.
Mir hat besonders gut an Göteborg gefallen, dass es so viel zu entdecken gibt. Göteborg liegt am Meer und direkt vor der Stadt befinden sich viele kleine idyllische Inseln, die sogenannten Schären, die ganz einfach mittels öffentlicher Verkehrsmittel besucht werden können. Jede Insel ist ein bisschen anders, aber überall findet man die kleinen süßen roten Schwedenhäuschen. Im Winter gehört Eisbaden im kalten Meer natürlich auch zu einer besonderen Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen darf. Um Göteborg herum findet man zudem viele schöne Seen, zum Spazieren, Fahrradfahren, Schwimmen oder auch Kanufahren. Aber auch Göteborg selbst hat mit vielen schönen Cafés, zentral gelegenen Parks und botanischen Gärten, sowie netten Einkaufsstraßen und einem großen Freizeitpark viel zu bieten.
Der Erasmus-Austausch lief über die University of Gothenburg, bei welcher ich im Studiengang Computer Science eingeschrieben war. Aufgrund einer Kooperation mit der Chalmers University of Technology im Departement Computational Science and Engineering habe ich jedoch alle Kurse an der Chalmers University besucht. Das Semester ist in Schweden in zwei „study periods“ mit jeweils 15 ETCS eingeteilt. Da in den meisten Fällen die Kurse mit 7,5 ETCS bewertet sind, hört man pro study period in der Regel zwei Kurse. Am Ende einer study period gibt es eine einwöchige Prüfungsphase zu den belegten Kursen. Dieses System hat mir sehr gut gefallen, da man sich besser auf die Kurse konzentrieren konnte und auch die Prüfungsphasen mit maximal zwei Prüfungen deutlich entspannter waren. Ich habe in der ersten study period die Kurse
- Databases und
- Human Computer Interaction
belegt.
In meiner zweiten study period hatte ich mich nur für den Kurs
- Introduction to Datascience and AI
entschieden, um etwas mehr Freizeit für Ausflüge und Kurzurlaube zu haben. Dennoch habe ich meine Zeit auch sehr gerne auf dem Johanneberg Campus der Chalmers University verbracht. Das von Studenten verwaltete „Student-Union Gebäude“ war ein Highlight für mich, da es neben der Mensa auch eine Bar, eine Sauna, einen Pool, ein Kino, einen Musikraum, eine Konferenzhalle und vieles mehr beherbergt. Außerdem findet man in allen Gebäuden des Campus viele Sitzgelegenheiten zum Essen, Lernen oder einfach nur zum Quatschen.
Besondere Events während meines Auslandsaufenthalts waren ein Campus-Pub-Crawl mit allen kleinen Bars der einzelnen Fakultäten, sowie die Cortège, eine Parade von Chalmers Studenten durch ganz Göteborg. Letzteres ist ein großes Event in Göteborg, bei welchem die Studenten ihre über Wochen gebauten Wägen präsentieren, welche aktuelle gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Themen thematisieren. Die Parade erinnert ein bisschen an den deutschen Karneval.
Während meines Aufenthalts sind Reisen nicht zu kurz gekommen. Meine erste Reise ging in den Norden von Schweden nach Lappland, wo wir Polarlichter und Rentiere sehen konnten und eine Husky-Schlittentour sowie eine Schneeschuhnachtwanderung machen durften. Des Weiteren war ich für einige Tage in Norwegen Skifahren und habe Süd- und Mittelschweden inklusive Kopenhagen und Stockholm erkundet. Der große Abschluss und Abschied war eine zweiwöchige Reise in Nordnorwegen auf die Lofoten, wo ich noch einmal eine ganz andere aber atemberaubende Landschaft mit steilen hohen Bergen, weißen Stränden und kristallklarem türkisem Wasser erleben durfte.
Ein Erasmussemester zu machen war für mich die beste Entscheidung. Ich habe unglaublich viele Leute kennen gelernt, viele aus Europa, aber auch einige Studenten von anderen Kontinenten. Jeder ist neu und hat Lust etwas zu unternehmen und die Stadt und das Land zu erkunden. Gerade nach Corona und den Online-Semestern habe ich es sehr genossen wieder unter Leuten zu sein und mit Freunden zusammen zu studieren. Mir persönlich hat das Semester Mut gemacht neue Dinge auszuprobieren und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Da ich mich noch im Bachelor befinde, habe ich fest vor im Master ein weiteres Auslandssemester zu machen. Ich kann ein Auslandsemester in Göteborg ganz klar empfehlen und werde noch lange an diese schöne Zeit zurückblicken.
Wintersemester 2021/22 - Verena Schweinstetter
Im Wintersemester 2021/22, das dritte Semester meines Masterstudiums in CSE, habe ich mein Auslandssemester in Göteborg verbracht. Ich habe die Planung für das Semester im Ausland bereits zwei Jahre im voraus begonnen. Schon damals wusste ich, dass ich unbedingt nach Schweden möchte. Dieser Wunsch hat sich mit dem Besuchen der vier Schwedisch-Kurse, die vom Zentrum für Sprachen und Philologie angeboten werden, nur verstärkt. Im Januar 2021 habe ich mich dann über das International Office für den Austausch über Erasmus+ mit Göteborg beworben.
Göteborg ist eine wunderschöne Stadt, die vieles zu bieten hat: Große Parks mitten in der Stadt wie z.B. den Slottsskogen, HAGA - eine kleine Einkaufsstraße mit vielen Kaffees um Fika zu machen (die schwedische Art der Kaffeepause), eine Oper, die Schäreninseln, den Freizeitpark Liseberg, Museen, Strände und so vieles mehr! Besonders gerne bin ich mit meinen Freunden auf die Schären gefahren, die man direkt von der Stadt mit Fähren, die dort zu den Öffis gehören, erreichen kann.
Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim Olofshöjd. Ich habe mich für dieses Wohnheim entschieden, da hier die meisten Austauschstudierenden wohnen und man immer seine Freunde direkt nebenan hat! Um den Platz im Olofshöjd zu bekommen, musste ich mich nur in einem Onlineportal registrieren und mich für ein Zimmer bewerben.
An der Universität Göteborg wurde ich in den Studiengang Computer Science eingeschrieben. Er gehört dem Department of Computer Science and Engineering an und ist sehr eng verknüpft mit der Technischen Universität Chalmers. Ich habe während des Semsters drei Kurse belegt:
- Neural Networks,
- Materials in Medicine und
- Computational Methods for Bioinformatics.
Das erste Fach zählt für CSE zum Schwerpunkt Mathematik, die letzten beiden zu Ingenieurwissenschaften. Das Semester in Schweden ist in 2 Terms unterteilt, dabei fand der erste Kurs im ersten Term und die letztern im zweiten Term statt. Die Kurse ergaben jeweils 7,5 ECTS, welche am Ende des Auslandssemsters angepasst werden mussten, da an der Uni in Ulm nur Kurse mit einer geraden Anzahl an ECTS verbucht werden.
Aber während eines Auslandsaufenthalts geht es nicht nur um das Studium, sonder vor allem auch darum neue Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen fürs Leben zu sammeln! Ich habe viele neue Freunde kennengelernt, mit ihnen viele aufregende Erlebnisse geteilt und konnte einige Ausflüge unternehmen, z.B. zwei wunderschöne Reisen nach Norwegen und Lappland, sowie Städtetrips nach Stockholm und Kopenhagen, oder auch einen traumhaften Tagesausflug in das Bilderbuchörtchen Smögen.
Das Auslandssemester hat mir neue Sichtweisen und Blickwinkel aufgezeigt und mich um so viele Erfahrungen bereichert! Ich kann es nur weiterempfehlen!