CSE in Spanien - Málaga studieren
Wir studieren beide Computational Science and Engineering (CSE) im Master an der Universität Ulm und für uns stand fest, dass wir gerne in ein spanischsprachiges Land gehen möchten, da uns die Sprache sehr gefällt und wir neben Englisch eine weitere Sprache sicher beherrschen wollten. Die Wahl fiel auf ein Erasmus Semester in Málaga an der Costa del Sol, was natürlich auch an der äußerst schönen Lage ganz im Süden Spaniens lag. Erste Schwierigkeiten gab es direkt beim Start des Semesters, dieses hatten wir nämlich verpasst. Gut zu wissen ist, dass die Fakultäten in Málaga unterschiedliche Semester-Startzeiten haben. Der Unterschied beträgt dabei bis zu einem Monat, wobei die technischen Studiengänge tendenziell früher starten. Es ist allerdings gar nicht so trivial, den eigenen Startzeitpunkt herauszufinden.
Wir waren während unseres Auslandsaufenthaltes in der Universidad de Málaga (UMA) im Studiengang Dual Bachelor Degree Telecom Engineering - Mathematics eingeschrieben. 50% der Fächer muss man dabei in dem Partner Studiengang, in welchem man im Ausland eingeschrieben ist, belegen.
Wir haben die folgenden Fächer belegt:
- Ingeniería del Software (Facultad de Ingeniería de Telecomunicación)
- Modelización (Facultad de Ciencias)
- Erasmus Spanischkurs B1.1
- Erasmus Spanischkurs B1
- Diseño de Sistemas Electrónicos Avanzados (Facultad de Ingeniería de Telecomunicación)
In Deutschland konnten wir uns alle Fächer, inklusive eines Spanischkurses, anrechnen lassen. Die Unterrichtssprache war dabei durchgehend Spanisch. Für den Master ist das englischsprachige Angebot überschaubar und außerdem war unser Ziel auch die Sprache zu lernen. Der Unterricht an der UMA ist, anders als an der Universität in Deutschland, eher von schulischem Charakter mit kleinen Klassen und einer persönlichen Professor-Student-Beziehung. Uns gegenüber, als bemühte spanisch sprechende, beziehungsweise anfangs zumindest sprach-willige Erasmus-Studenten waren die Professoren sehr hilfsbereit. Auch gibt es eine Gruppe spanischer UMA-Studierender namens ESN (Erasmus Student Network), welche im Welcome Monat viele Aktivitäten für Erasmus Studenten organisieren. Diese eignen sich, neben dem Sprachkurs, hervorragend, um andere Erasmus Studierende von überall her kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen. Wir haben einige Deutsche und sehr viele Italiener kennengelernt, mit denen wir das ganze Semester lang Kontakt hatten. Eine weitere Organisation ist MSE (Málaga South Experience), welche Trips mit Erasmus Studenten als primäre Zielgruppe anbieten. Der Sahara Trip ist sehr zu empfehlen. Hier ist es möglich innerhalb kurzer Zeit sehr viel von Marokko zu sehen, bis hin zur Sahara, was auf eigene Faust in der Kürze der Zeit kaum möglich sein dürfte. Die anderen Reiseangebote haben wir nicht wahrgenommen, da wir mit dem eigenen Auto angereist waren und es somit bevorzugt haben auf eigene Faust loszuziehen.
Málaga befindet sich ganz im Süden Europas, nur ca. 2 Stunden von Gibraltar entfernt in der spanischen Region Andalusien. Die Menschen sind hier sehr herzlich und aufgeschlossen und es gibt eine reichhaltige Kultur zu bestaunen. Besonders erwähnenswert ist zum Beispiel die „Semana Santa“, also die Osterwoche, bei der in den Städten Andalusiens riesige und zum Teil mehrere Tonnen schwere Throne zu Fuß in riesigen Prozessionen durch die Straßen getragen werden. Sehr beeindruckend! Außerdem sollte man mindestens einmal zum Flamenco. Teil der Kultur ist auch das super leckere Essen. Typisch spanisch gibt es hier verschiedenste Tapas, von denen wir vor allem Gambas al Pil Pil (Garnelen in Knoblauchöl) und Patatas Bravas (frittierte Kartoffeln mit leicht scharfer Soße) empfehlen können. Wir haben dazu ein weiteres für uns typisches Essen aus Málaga entdeckt: die Papa Asada, das ist eine gefüllte Riesenkartoffel, die im Ofen in einer Alufolie zubereitet wird. Das Abendessen ist nach deutschem Verständnis allerdings sehr spät. Vor 20 Uhr gibt es außerhalb des touristischen Zentrums häufig noch gar nichts. Was die folgende Abendgestaltung angeht, ist natürlich Fiesta jeden Tag möglich und die nachmittägliche Siesta darf nicht fehlen (vor allem, da es auch ohne Feiern eigentlich immer sehr spät wird). Die Tage sind gefühlt länger als in Deutschland. Was die Sehenswürdigkeiten angeht, ist in Málaga selbst z.B. die Kathedrale, das Alcazaba und das Castillo de Gibralfaro, eine Burg und Festung aus dem 14. Jh. sehenswert. Außerdem gibt es zahlreiche Kunstmuseen, allen voran das Picasso Museum, da Málaga die Geburtsstadt des Künstlers ist. Zuletzt sollte natürlich der Strand als eine zentrale Freizeit füllende Alternative erwähnt werden. Málaga ist der perfekte Ort für alle, die gerne mal direkt am Meer wohnen möchten. Das Wetter ist passend dazu fast ausschließlich sonnig und es ist auch immer ziemlich warm. Von Ende Juni bis Ende August für die meisten vermutlich sogar deutlich zu heiß. Wirklich kalt wird es eigentlich nie, wobei es trotzdem frisch werden kann, da der Großteil der Wohnungen keine Heizung hat.
Besonders cool war, trotz der fehlenden Heizung, unsere Wohnsituation. Wir waren etwas außerhalb des Zentrums im einzigen Stadtteil, der noch nicht von Hochhäusern, sondern von einstöckigen Bungalows geprägt ist. Die Distanz zum Zentrum stört dabei nicht, da Málaga recht kompakt ist und alles prima mit dem Fahrrad oder den Öffis erreichbar ist. Keine 5 Minuten zu Fuß zum Strand komplettierte die perfekte Location. Regina wohnte in einer Erasmus WG mit 3 anderen Studierenden während Markus direkt gegenüber bei einem Spanier, der ein einzelnes Zimmer vermietete, wohnte. Insgesamt war es eher wie eine große WG aus 2 Wohnungen. Vor allem, da uns der Spanier sofort in seinen Freundeskreis integriert hat. Nachdem er und seine Freunde alle ausschließlich Spanisch sprechen, war das auch gleich Motivation und Zwang gleichzeitig möglichst schnell zu einem kommunikationsfähigen Spanisch zu kommen.
Zuletzt wollen wir noch erwähnen, dass es auch außerhalb von Málaga sehr viele coole Sachen zu machen gibt. Wir waren sogar ein Wochenende Skifahren in der Sierra Nevada, dem Gebirge bei Granada. Diese Stadt selbst ist natürlich auch eine Reise Wert. Genauso wie Ronda, Setenil de las Bodegas, Marbella, Cadiz (hier gibt es auch einen ziemlich coolen Karneval) und natürlich Gibraltar. Außerdem waren wir ein paar Tage surfen an der Atlantikküste in El Palmar. Wer gerne klettert und wandert, sollte unbedingt nach El Torcal und zum Caminito del Rey bei El Chorro. Mountainbiker finden obendrein in den „Montes de Málaga“ perfekte Bedingungen und für Motorradfahrer ist ganz Andalusien ein Paradies. Vor allem da die Straßen lange nicht so überbevölkert davon sind wie in den Alpen oder im Schwarzwald. Sowohl Fahrrad als auch Motorrad kann man übrigens vor Ort mieten.
Eine der besten Dinge an der Zeit in Màlaga ist, dass wir tatsächlich bleibende Freundschaften knüpfen konnten. Eine davon ist der Spanier, bei dem Markus gewohnt hat. Er hat uns bereits in Deutschland besucht. Auch wir besuchen ihn seitdem immer wieder in Spanien. Eine Empfehlung ist es also auf jeden Fall, die Erasmus Bubble möglichst auch mal zu verlassen und etwas von Land und Leuten selbst mitzubekommen, um die Kultur möglichst authentisch mitzuerleben.
Kurz: Es war soooooooo schön und wirklich nur zu empfehlen. Ausreden gibt’s nicht!