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Mathematik schlägt Brücke in den fernen Osten
Deutsch-Japanische Herbstschule an der Universität Ulm

Universität Ulm

Vom 23. bis zum 27. September läuft an der Universität Ulm die internationale Herbstschule „Time Series, Random Fields and Beyond“. 45 Mathematikerinnen und Mathematiker aus fünf europäischen Ländern, den USA und aus Japan sind zu Gast in Ulm, um sich mit den neuesten Entwicklungen in der Forschung zu befassen. Organisiert wurde die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit drei renommierten japanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen: der Tohoku University, der University of Tokyo und dem Institute of Statistical Mathematics in Tokyo.

„Die Deutsch-Japanische Herbstschule bietet einzigartige Gelegenheiten für den internationalen wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung junger Mathematikerinnen und Mathematiker mit führenden Experten der Stochastik“, erklärt Professor Evgeny Spodarev vom Institut für Stochastik, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Ulmer Institut für Finanzmathematik organisiert hat. Allein aus Japan sind 12 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angereist. Besonders stolz sind die Organisatoren der Tagung, dass es Ihnen gelungen ist, eine ganze Reihe renommierter Speaker einzuladen, die zu den führenden Forschenden ihres Faches gehören. Bei den immerhin gut 20 Vorträgen und 15 Posterpräsentationen geht es unter anderem um Zeitreihen und zufällige Felder, um Extremwerttheorie und Ökonometrie, um räumliche Statistik und stochastische Geometrie.

Unter den Gästen aus Japan ist auch Professor Tomonari Sei von der University of Tokyo und sein Doktorand Issey Sukeda. Der japanische Statistiker ist Experte für stochastische Prozesse. In seinem Vortrag widmete er sich den sogenannten Markow-Ketten. Dieses mächtige mathematische Prognoseinstrument kann zukünftige Ereignisse mit nur begrenzt bekannter Vorgeschichte vorhersagen. Sein Doktorand präsentierte bei der Postersession ein Projekt, wie sich bestimmte räumliche (Torus-)Graphen für die Datenanalyse nutzen lassen, beispielsweise um EEG-Signale und Hirnströme besser interpretieren zu können. Issey Sukeda interessiert sich aber auch für Künstliche Intelligenz und ist gerade dabei, ein Startup aufzubauen, das stochastische Methoden für die Entwicklung von Large Language Models wie Chat GPT nutzt. Der Masterstudent Rei Iwafuchi von der Tohoku University befasst sich mit Ökonometrie. Er stellte ein Projekt vor, das untersucht, wie sich wahrscheinlichkeitsbasierte Modelle in Verbindung mit Deep Learning für die mehrdimensionale Finanzdatenanalyse nutzen lassen. Die drei Beispiele demonstrieren, wie vielfältig die Anwendungsfelder der Stochastik sind. Wie die Herbstschule zeigt, reichen sie von der Physik über die Materialwissenschaften und Ökonomie bis in die Medizin.

Wichtig sind wissenschaftlicher Austausch und persönliche Begegnung

Felix Benning und Luca Lotz haben keinen vierzehnstündigen Flug zu Anreise gebraucht. Die jungen Wissenschaftler, die beide ein Poster präsentiert haben, promovieren an der Universität Mannheim beziehungsweise am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Benning forscht zur Optimierung von Zufallsfunktionen für die Verbesserung von Machine Learning Prozessen, und Lotz befasst sich mit dem Konzept der Hyperuniformität, das in den Materialwissenschaften zur mathematischen Beschreibung von Kristallen, Gasen und Flüssigkeiten eine wichtige Rolle spielt. Auch sie sind für die Tagung nach Ulm gekommen. „Die internationale Herbstschule ist eine tolle Gelegenheit, um andere Nachwuchsforschende kennenzulernen. Wir diskutieren über unsere Arbeit und haben auch die Möglichkeit, uns kennenzulernen“, betonen die Beiden. Das findet übrigens auch Issey Sukeda aus Tokyo, der die Gelegenheit zum wissenschaftlichen und persönlichen Austausch ebenfalls gerne genutzt hat. Die ausländischen Gäste der Tagung kommen nicht nur aus Japan, sondern auch aus Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und den USA. Am letzten gemeinsamen Abend ist ein Conference Dinner in einem historischen Brauhaus in der Ulmer Innenstadt geplant – mit traditionell deutschem Essen und Bier. Auch darauf sind viele der Tagungsgäste neugierig.  

Die Deutsch-Japanische Herbstschule „Time Series, Random Fields and Beyond“ 2024 setzt eine Tagungsreihe der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften mit mehreren japanischen Forschungseinrichtungen fort. Veranstaltungen fanden bereits 2018 in Tokyo, 2019 in Ulm und 2022 in Sendai statt. „Über die Jahre haben wir sehr enge Beziehungen zu unseren japanischen Partnern aufgebaut. Wir schlagen damit eine starke Brücke von Ulm in den fernen Osten. Davon profitiert jetzt auch der wissenschaftliche Nachwuchs“, so Spodarev.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Evgeny Spodarev, Institut für Stochastik, E-Mail: evgeny.spodarev(at)uni-ulm.de
Prof. Dr. Alexander Lindner (alexander.lindner(at)uni-ulm.de) und Prof. Dr. Robert Stelzer (robert.stelzer(at)uni-ulm.de) vom Institut für Finanzmathematik

Infos im Netz:
https://www.uni-ulm.de/mawi/mawi-stochastik/allgemeines/aktuelles/fall-school-time-series-random-fields-and-beyond-2024/

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

Text eingestellt am 26. September 2024

 

Prof. Evgeny Spodarev begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Deutsch-Japanischen Herbstschule
Prof. Evgeny Spodarev begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Deutsch-Japanischen Herbstschule (Foto: Viet Huang)
Prof. Hermine Biermé bei ihrem Vortrag über Zufallsfelder (Foto: Michael Staněk)
Gruppenfoto Deutsch-Japanische Herbstschule
Gruppenfoto von der Deutsch-Japanischen Herbstschule in Ulm, im vorderen Bereich die Mitglieder des Scientific Committees.
5 Gäste der Dt-Jap. Herbstschule
Zu den Gästen der Tagung gehören (v.l.): Felix Benning, Luca Lotz, Prof. Tomonari Sei, Issey Sukeda und Rei Iwafuchi (Foto: Andrea Weber-Tuckermann / Uni Ulm)