Machbarkeitsstudie „App-basierte Peer-Gruppen-Beratung“
Implementation einer App-basierten Peer-Gruppen-Beratung
Implementation einer App-basierten Peer-Gruppen-Beratung
Prof. Dr. Mathias Klier
Annette Felgenhauer
Dr. Maximilian Förster
Katharina Schäfer-Siebert
Prof. Dr. Mathias Klier
+49 (0) 7 31 50-3 23 12
mathias.klier(at)uni-ulm.de
Jugendarbeitslosigkeit sowie Langzeitarbeitslosigkeit bzw. die Arbeitslosigkeit von schwer in den Arbeitsmarkt integrierbaren Menschen, die eine oder mehrere Hürden auf dem Weg zurück ins Erwerbsleben zu meistern haben, bringen weitreichende Probleme für die Betroffenen und die Gesellschaft mit sich:
Jugendarbeitslose leiden nachweisbar für den Rest des Erwerbslebens unter einem erhöhten Risiko von Arbeitslosigkeit, geringeren Gehaltserwartungen sowie gesundheitlichen Problemen. Gerade für Jugendliche im Übergang von Schule zum Beruf sind weitere innovative Lösungskonzepte notwendig, die der Lebensrealität der Jugendlichen gerecht werden: Dabei ist gerade ein erfolgreicher Übergang von der Schule in eine Ausbildung ein zentraler Faktor für die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit.
Bei Langzeitarbeitslosen reduzieren gesundheitliche Einschränkungen, fehlende oder veraltete berufliche Qualifikationen und weitere Hürden die Chance auf die erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Nicht selten sind Langzeitarbeitslose nach mehreren vergeblichen Anläufen und erfolglosen Schulungen frustriert und demotiviert. Dazu kommt, dass den Betroffenen mit der Zeit ggf. auch das Vertrauen in die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt verloren geht.
Die Bewältigung dieser Probleme und Risiken stellt die Gesellschaft vor eine enorme Herausforderung. Dabei stellt sich die Frage: Können moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) hierfür einen positiven Beitrag leisten und falls ja, wie?
Die Machbarkeitsstudie „App-basierte Peer-Gruppen-Beratung“ hatte zum Ziel herauszufinden, ob die Implementation einer App-basierte Peer-Gruppen-Beratung in das Portfolio der Bundesagentur für Arbeit für die Zielgruppe der Jugendlichen sowie der Arbeitslosen unter erschwerten Bedingungen zu empfehlen ist. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde jeweils ein Zielgruppen-spezifischer Ansatz entwickelt, der auf dem Peer-Gruppen-Gedanke basiert. Peer-Gruppen bilden sich, wenn sich Personen mit gleichen Interessen, Herausforderungen oder Zielen zusammenschließen. Mitglieder von Peergruppen können von gegenseitigen Erfahrungen profitieren, eine gemeinsame Motivation entwickeln oder Unterstützung erfahren, die anders schwer zu finden ist. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden die Peer-Gruppen über die Messenger-App Threema Work realisiert. Personen können sich dadurch zeit- und ortsunabhängig miteinander vernetzen und ihre Anonymität wahren.
Auftraggeber: Bundesagentur für Arbeit
Projektzeitraum: November 2017 – Januar 2019
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde für die Zielgruppen Jugendliche und die Zielgruppe Arbeitslose unter erschwerten Bedingungen jeweils ein neuer spezifischer Ansatz entwickelt und pilotiert, der auf digitalen Peer-Gruppen basiert.
Mittels eines Feldexperiments konnten in der Tendenz positive Effekte der Ansätze auf beide Zielgruppen festgestellt werden: Bei den Jugendlichen wurden positive Tendenzen in Bezug auf den Stand der Berufswahl, die Suchintensität, die Aktivität und die Einstellung zur Berufswahl beobachtet. Bei den Arbeitslosen unter erschwerten Bedingungen konnten positive Tendenzen bei der Qualifizierungsbereitschaft, den digitalen Kompetenzen, der Vernetzung sowie der Wechselwirkung mit der 1:1-Beratung durch den Vermittler der Bundesagentur für Arbeit gemessen werden. Insgesamt stellt die App-basierte Peer-Gruppen-Beratung damit eine wertstiftende und umsetzbare Ergänzung zur üblichen individuellen Berufsberatung oder Arbeitsvermittlung dar.