Persönlicher Inflationsrechner

Inflation für Bürgerinnen und Bürger verständlich machen

In einem gemeinsamen Projektvorhaben hat die Universität Ulm in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt deren Applikation Persönlicher Inflationsrechner um eine Erklärkomponente erweitert und so die Bedürfnisse von Bürgern und Bürgerinnen nach mehr Nachvollziehbarkeit der Auswirkungen von Inflation auf die eigene Lebensrealität adressiert.

Das Statistische Bundesamt betreibt mit dem Persönlichen Inflationsrechner ein Tool, das Nutzenden ermöglicht, eine persönliche Inflationsrate basierend auf individuellen monatlichen Ausgaben in verschiedenen Kategorien zu berechnen. Diese persönlichen Auswirkungen haben insbesondere seit der zunehmenden Verteuerung von Energie vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine eine stärkere Brisanz für Bürger und Bürgerinnen erlangt. Damit bietet der Persönliche Inflationsrechner eine zielgerichtete Anlaufstelle, kann jedoch zu Überforderung führen. So ist die zu Grunde liegende Berechnungsmethode für viele Nutzende nicht leicht nachvollziehbar und erscheint als „Black Box“.

Diese Verständnislücke ist mithilfe einer nutzerzentrierten, automatisierten Erklärkomponente zum Persönlichen Inflationsrechner geschlossen worden: Durch die Erweiterung der Applikation erhalten Nutzende nun neben ihrer persönlichen Inflationsrate auch entsprechende Erklärungen. Diese zeigen bspw. auf, warum die persönliche Inflationsrate höher oder niedriger als die amtliche ausfällt und wie hoch die persönliche Inflationsrate bei verändertem Ausgabeverhalten wäre. Damit können Nutzende sich nun nicht nur niederschwellig und individuell über ihre Inflationsrate informieren, sondern erhalten zugleich auch nachvollziehbare und transparente Erklärungen.

Der Effekt der automatisierten Erklärkomponente wurde im Rahmen von Nutzerstudien unter anderem mittels A/B-Testing untersucht: Zu diesem Zweck wurden Studienteilnehmende randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt – eine Kontrollgruppe, die mit dem ursprünglichen Persönlichen Inflationsrechner ohne Erklärkomponente agierte und eine Treatmentgruppe, die den erweiterten Persönlichen Inflationsrechner nutzte.

Kooperationspartner: Statistisches Bundesamt

Projektzeitraum: Juli 2022 – November 2022


Transfer

Die Ergebnisse demonstrieren die Wirksamkeit der automatisierten Erklärkomponente auf das Nutzungserlebnis. So empfinden Nutzende des erweiterten Persönlichen Inflationsrechners diesen als benutzerfreundlicher und nützlicher gegenüber der ursprünglichen Version ohne jene Erklärkomponente. Auch die wahrgenommene Selbstwirksamkeit nimmt zu: Nutzende fühlen sich vermehrt in der Lage, künftig selbstbestimmt Einfluss auf ihre persönliche Inflationsrate zu nehmen. Sie wertschätzen die Applikation und zeigen eine höhere künftige Nutzungsbereitschaft sowie ein höheres Vertrauen in den um die Erklärkomponente erweiterten Persönlichen Inflationsrechner.