Erasmus+
Die neue Programmgeneration 2021-27

Erasmus Charta für die Hochschulbildung (ECHE)

Im Dezember 2020 wurde der Universität Ulm eine Erasmus Charta für die Hochschulbildung (ECHE) für die nächste Erasmus Programmgeneration (2021-27) von der EU-Kommission verliehen.

Abbildung der ECHE der Uni Ulm, unterschrieben vom Kanzler

Erklärung zur europäischen Hochschulpolitik (EPS)

Die Universität Ulm ist eine internationale Forschungsuniversität. Die fortschreitende Internationalisierung begreift sie daher als zentralen Bestandteil der Grundausrichtung und Entwicklungsplanung.

Wesentliche Ziele der Internationalisierungsstrategie sind:

  • ein starkes Netzwerk internationaler Partnerhochschulen, das den Ruf Ulms als exzellente und zukunftsorientierte Universität weltweit stärkt;
  • die Förderung der Auslandsmobilität und damit die Eröffnung internationaler Perspektiven für Studierende, Forschende, Lehrende und nichtwissenschaftliches Personal der Universität;
  • die Vorbereitung der Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen auf einen globalen Wissenschaftsraum und Arbeitsmarkt;
  • die Steigerung der Attraktivität der Universität Ulm für internationale Studierende und Wissenschaftler*innen, denen man positive Erfahrungen des Lernens, Lehrens und Lebens ermöglichen will.

Im Vordergrund steht dabei das primäre Ziel, Studierende in ihrer persönlichen Entwicklung zu „Global Citizens“ zu unterstützen und ihnen vielfältige Möglichkeiten zur Horizonterweiterung durch Perspektivwechsel, den Erwerb von Kompetenzen wie interkulturelle Kommunikationsfähigkeit, Fremdsprachen, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu bieten. Werte wie Freiheit von Forschung und Lehre, demokratische Mitbestimmung, Chancengerechtigkeit, interkulturelle Sensibilität, Offenheit und Toleranz spielen dabei eine wesentliche Rolle und sollen das Leben auf dem Campus im Sinne einer gelebten Willkommenskultur prägen. Analog dazu stellt sich die Universität entschieden gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Das Programm Erasmus+ stellt in diesem Kontext das wichtigste Förderinstrument im Bereich der Lehre innerhalb des europäischen Hochschulraums für die Universität Ulm dar. Erasmus steht als Synonym für internationalen Austausch, für ein Lebensgefühl von Offenheit, Vielfalt und grenzenloser Mobilität in Europa und für persönliche Entfaltung über den Rahmen der eigenen Alma Mater hinaus. Seit Beginn von Erasmus an der Universität Ulm (1992) profitierten Tausende Studierende, Lehrende und Mitarbeiter*innen von der Teilnahme im Rahmen der verschiedenen Programmlinien. Mit ihren hierdurch erworbenen europäischen Bildungserfahrungen und Kompetenzen tragen sie kontinuierlich zur Festigung eines europaweiten Hochschulnetzwerks, zur Stärkung des europäischen Gedankens als zukunftsfähigem Friedensprojekt innerhalb der Universität und in ihrem gesellschaftlichen Umfeld sowie zum Ausbau der Internationalisierung der Universität als Querschnittsthema in Forschung, Lehre und Verwaltung bei.

Erasmus+ ist aus der Internationalisierungsstrategie der Universität Ulm nicht wegzudenken. Es stellt die zentrale und verlässliche Säule im europäischen Austausch vor allem von Studierenden dar und bietet hierbei die Möglichkeiten, die die Universität Ulm braucht, um ihr selbstgewähltes Motto „Crossing Borders“ auch über die individuellen Forschungskontakte und -projekte der Wissenschafler*innen hinaus mit Leben zu erfüllen.

Wesentliche Kernziele bei der Beteiligung der Universität Ulm am Erasmus-Programm sind:

  • Abbau von Mobilitätshindernissen und strukturelle Förderung und Verankerung von Mobilitätsmöglichkeiten in den Curricula (Auslandsaufenthalte zu Studien- und Lernzwecken als Norm);
  • Steigerung der Mobilität der Hochschulangehörigen in allen fachlichen Disziplinen sowie im nichtwissenschaftlichen Bereich – sowohl in- als auch outbound;
  • Steigerung der Anzahl der angebotenen Erasmus-Austauschplätze;
  • Verstärkte Beteiligung an strategischen Kooperationsprojekten im Rahmen von Erasmus;
  • Entwicklung und Implementierung von virtuellen Mobilitätsformaten, die auch „Blended Mobilities“ erlauben;
  • Verstärkte Nutzung digitaler Werkzeuge für die Bereiche Programmabwicklung, Kommunikation, Projektmanagement und Evaluation;
  • Hohe Zufriedenheitsrate bei den Teilnehmer*innen an Erasmus-Maßnahmen;
  • Steigerung der Sichtbarkeit des Erasmus-Programms als facettenreiches internationales Leitprogramm im europäischen Hochschulaustausch;
  • Einbeziehung des Themas Nachhaltigkeit in die Programmentwicklung und -umsetzung;
  • Stärkung von strategisch bedeutsamen Kooperationen mit ausgewählten Partnern und Regionen sowohl innerhalb als auch außerhalb des europäischen Hochschulraums; wesentliche Kriterien bei der Wahl der Partnerhochschulen sind 
    • Kompatibilität der Curricula, um eine umfassende Anrechenbarkeit der Studienleistungen aus dem Ausland zu gewährleisten,
    • Dezidierte Unterstützung der Kooperation von Seiten der involvierten Fachbereiche als qualitativ entscheidender Erfolgsfaktor für die Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit,
    • Akademische Exzellenz in Forschung und Lehre sowie forschungsnahe und interdisziplinäre Ausrichtung der akademischen Lehre – analog zur Universität Ulm;
    • Eine von gemeinsamen Zielen und Werten getragene Zusammenarbeit.

Die Universität Ulm kann auf eine jahrzehntelange Erfahrung mit der Erasmus-Aktion Mobilität mit Programmländern (KA103) und ein großes Netzwerk mit langjährigen Partnern zurückgreifen. Erasmus+ ist der maßgebliche Treiber in der Mobilität für Studierende, Lehrende und Beschäftigte und hat daher großen Anteil an der Internationalisierung der Universität Ulm. Durch das Erasmus-Programm wurden Grundsätze, Maßnahmen und Prozesse etabliert, die dann auf andere Stipendien- und Austauschprogramme übertragen wurden. Ein Beispiel dafür ist die Einführung von Learning Agreements und die klaren Regelungen zur Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland in den „Allgemeinen Bestimmungen zu Studien- und Prüfungsordnungen für das Bachelor- und Masterstudium an der Universität Ulm (Rahmenordnung)“.

2020 hat die Universität Ulm erstmals einen Antrag in der Erasmus-Aktion Mobilität mit Partnerländern (KA107) gestellt, da sie hierin ein geeignetes Mittel sieht, die Mobilität zwischen ausgewählten außereuropäischen Partnern und der Universität Ulm zu fördern, gemeinsame verbindliche Qualitätsstandards zu etablieren und so der weiteren Internationalisierung an allen beteiligten Hochschulen richtungsweisende Impulse zu verleihen. In diesem Projekt geht es vorrangig um die Zielgruppen der Masterstudierenden, Promovierenden und Lehrenden. Regional liegen die Schwerpunkte in Ägypten, China, Israel, Japan und Russland.

Im Bereich der Leitaktion 2 laufen derzeit konkrete Vorbereitungen für einen Antrag im Rahmen einer Strategischen Partnerschaft (KA 203), bei der es um ein skalierbare digitale Plattform zur Vermittlung von fachsprachlichen Kenntnissen geht. Diese soll zunächst in die E-Learning-Einheiten des Fachbereichs Chemie integriert, kann aber auf andere Fachwissenschaften übertragen werden. Ziel ist es, mobile Studierende fachlich und sprachlich besser auf Prüfungssituationen im interkulturellen Kontext vorzubereiten, sprachliche und curriculare Unterschiede auszugleichen und so Lernerfolge nachhaltig zu sichern.

Eine weitere Arbeitsgruppe, die in der Vergangenheit bereits eine als „Best Practice“ ausgezeichnete Strategische Partnerschaft koordiniert hat und an einer weiteren Strategischen Partnerschaft beteiligt war, arbeitet fakultätsübergreifend an einem neuen Projektkonzept, bei dem es um Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien zur Verbesserung der Lehre unter enger Einbindung der Lehr- und Lernforschung geht.

Da erfahrungsgemäß die meisten Projekte auf Initiative der Ulmer Wissenschaftler*innen und ihrer Kooperationspartner – also „bottom-up“ – realisiert werden, ist davon auszugehen, dass es eine Reihe weiterer Aktivitäten und Anträge in verschiedenen Förderlinien der Leitaktion 2 und eventuell auch der Leitaktion 3 geben wird. Diese sind nicht notwendigerweise auf den klassischen Bereich der Hochschulbildung beschränkt, sondern können auch aus anderen Bereichen kommen, die die breite Forschungs- und Interessenlage der hiesigen Akteur*innen widerspiegeln, z. B. in der Schul- und Erwachsenenbildung oder im Sport; Anträge für Kapazitätsaufbauprojekte sind ebenfalls möglich.

Darüber hinaus strebt das Präsidium der Universität Ulm in einem Top-down-Ansatz gemeinsame Projekte mit anderen Mitgliedern des Universitätsnetzwerks YERUNYoung European Reasearch Universties Network (www.yerun.eu) an. YERUN wurde 2015 gegründet und repräsentiert neben der Universität Ulm 16 junge, forschungsstarke Universitäten aus elf europäischen Ländern. Bei der Suche nach geeigneten Themen und Partnern aus diesem Netzwerk soll es vor allem um ein Konzept für einen Antrag im Rahmen der Förderlinie „Europäische Hochschulen“ gehen. Eine weitere attraktive Option sind gemeinsame Erasmus-Mundus-Studiengänge, um bestehende Kooperationen in Forschung und Lehre zu vertiefen und auszuweiten, globale Herausforderungen aus einer europäischen Perspektive zu gestalten und durch gesteigerte Mobilitäten die Zukunftsperspektiven unserer Absolvent*innen in der Forschung und allgemein auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.


Neben den geplanten Zielen, die die Universität Ulm mit der Teilnahme am Erasmus-Programm anstrebt, lassen sich auch positive Auswirkungen durch die Teilnahme an Erasmus auf lokaler und regionaler Ebene sowie im nationalen und europäischen Maßstab antizipieren.

Auswirkungen auf die Universität Ulm:

  • Wesentlicher Beitrag zum Erreichen der eigenen Internationalisierungsziele durch
    • Steigerung der Mobilität der Hochschulangehörigen in allen fachlichen Disziplinen sowie im nichtwissenschaftlichen Bereich;
    • Verbesserung der Lehre durch hochqualifizierte Gastdozent*innen der europäischen und internationalen Partner, damit auch fachliche Erweiterung des Lehrangebots;
    • Stärkung der „Internationalization at Home“, d. h. Gaststudierende und - wissenschaftler*innen tragen zur Internationalisierung des Campus bei, so dass auch nicht-mobile Angehörige der Universität profitieren;
    • Erhöhung der Sichtbarkeit der Universität in Deutschland, Europa und weltweit, verbunden mit einem Reputationsgewinn, was perpektivisch zu weiteren Forschungs- und Lehrkooperationen führt;
    • Fortschreitende Verflechtung der Universität Ulm im europäischen Hochschulraum;
  • Modellcharakter von Erasmus bei der Implementierung, Durchführung und Abwicklung von Mobilitätsprojekten in anderen Programmen, z. B. mit außereuropäischen Partnern;
  • Gewinnung hervorragender und akademisch wie persönlich bereits gut integrierter internationaler Nachwuchswissenschaftler*innen durch vorherige Mobilitäten.

Auswirkungen auf Angehörige der Universität Ulm:

  • Erweiterung und Verbesserung des fachlichen Lehrangebots durch eine europäische Dimension;
  • Persönliche und fachliche Impulse in der akademischen Bildung des wissenschaftlichen Nachwuchses;
  • Gesteigerte interkulturelle Kompetenz und Sensibilität der Angehörigen der Universität sowie der beteiligten Partner mit Ausstrahlung auf nichtmobile Angehörige der Hochschulen;
  • Identifikation als Mitglieder einer europäischen und internationalen Hochschul-Community;
  • Verbesserung der Employability auf einem globalen Arbeitsmarkt bzw. in einer globalen Wissensgemeinschaft;
  • Unterstützung beim Aufbau und bei der Erweiterung eines persönlichen internationalen Netzwerks, auch über den privaten Bereich hinaus (dies ist im Besonderen für den akademischen Nachwuchs von Bedeutung);
  • Im Falle der mobilen Promovierenden sowie der Lehrenden: Ausbau der bereits bestehenden Forschungskooperationen.

Auswirkungen auf lokaler und regionaler Ebene:

  • Internationale Erfahrungen als wesentliche Fertigkeit auf dem Arbeitsmarkt: Lokale Unternehmen profitieren von Absolvent*innen, die als “Global Citizens” einschlägige Kompetenzen für den globalen Arbeitsmarkt erworben haben;
  • Stärkung des europäischen Dialogs vor Ort: Die Teilnahme an Erasmus trägt zur positiven Wahrnehmung der Europäischen Union bei und verleiht der Ausbildung einer europäischen Identität vor Ort neue Impulse.

Auswirkungen auf nationaler Ebene:

  • Stärkung des europäischen Austauschs und der Zusammenarbeit in Europa durch europäische Bildungs- und (mit Blick auf den Übergang in den Arbeitsmarkt) Berufsbiographien;
  • Entgegenwirken von zentrifugalen, antieuropäischen Kräften in Deutschland: Teilnehmer*innen des Erasmus-Programms werden zu Botschafter*innen ihres Heimatlandes im europäischen Ausland, ihres Gastlandes zurück in Deutschland sowie allgemein eines geeinten Europas.

Indikatoren zur Überwachung der Auswirkungen bis zum Ende der Programmlaufzeit:

Der Erfolg der Teilnahme am Erasmus-Programm soll anhand von geeigneten Indikatoren regelmäßig überprüft werden. Ausgehend von einer grundlegenden Auswahl an Kennzahlen strebt die Universität Ulm im Laufe der neuen Erasmus-Programmgeneration an, das bestehende Instrumentarium zur Evaluation der Auswirkungen der Teilnahme am Erasmus-Programm weiterzuentwickeln und zu systematisieren. Hierfür wird auch die Expertise der Stabsstelle für Qualitätsentwicklung, Berichtswesen und Revision der Universität Ulm genutzt. Diese Einrichtung der Universität ist auf die Beschaffung und Interpretation geeigneter Daten zur Bewertung des Erfolgs von zur Qualitätsentwicklung eingesetzten Maßnahmen und Instrumente spezialisiert.

Quantitative Indikatoren:

Bis zum Ende der Programmlaufzeit soll/sollen

  • mindestens 20 % eines Jahrgangs der Absolvent*innen der Universität Ulm einen Auslandsaufenthalt durchgeführt haben (-> Anzahl Studierende/Outgoings);
  • die Anzahl der internationalen Zeitstudierenden an der Universität Ulm um 50 % gesteigert werden (-> Anzahl Studierende/Incomings);
  • die Anzahl der Personalmobilitäten im Vergleich zur vorherigen Programmgeneration verdoppelt werden (-> Anzahl STA und STT/Outgoings und Incomings);
  • die Zahl der angebotenen Austauschplätze (KA 103 + KA107) um 50% gesteigert werden (-> Anzahl Austauschplätze);
  • die strategische Passgenauigkeit der Partnerhochschulen verbessert werden (à Anzahl der Partnerhochschulen mit mehr als einem Erasmus-Austausch mit Universität Ulm; Ausgeglichenheit der Mobilitäten in- und outbound oder nur einseitige Mobilität);
  • die Kooperationen auf alle Erasmus-Programmländer ausgeweitet werden, so dass es mindestens ein Inter-Institutional Agreement mit einer Partnerhochschule in jedem Erasmus-Programmland gibt (à Anzahl der Erasmus-Programmländer mit Partnerhochschulen der Uni Ulm; aktuell 33 Länder möglich);
  • die Zufriedenheit der Teilnehmer*innen an Erasmus-Maßnahmen mindestens gehalten und möglichst noch gesteigert werden (-> Punktzahl bei quantitativen Skalen in Befragungen von Incomings und Outgoings);
  • die Teilnahme an angebotenen (Informations-) Veranstaltungen mit Bezug zum Erasmus-Programm gesteigert wird (-> Anzahl der Teilnehmer*innen);
  • die Teilnahme an Qualifizierungsangeboten (kreditiert und nichtkreditiert) mit Erasmus-Bezug nimmt zu (-> Anzahl der Fort- und Weiterbildungsangebote mit Bezug zum Erasmus-Programm; Anzahl der Teilnehmer*innen).

Qualitative Indikatoren:

Bis zum Ende der Programmlaufzeit soll/sollen

  • die strategische Passgenauigkeit der Partnerhochschulen verbessert werden (à inhaltliche Überschneidungen im Forschungsbereich, Qualität der Zusammenarbeit und Kommunikation, Ähnlichkeit der Hochschule zur Universität Ulm, Kooperation in verschiedenen Aktionen des Erasmus-Programms);
  • die Zufriedenheit der Teilnehmer*innen an Erasmus-Maßnahmen mindestens gehalten und möglichst noch gesteigert werden (-> Auswertung qualitativer Erhebungsfelder aus individuellen Interviews und Befragungen, z. B. EU-Online-Surveys);
  • digitale Werkzeuge für die Bereiche Programmabwicklung, Kommunikation, Projektmanagement und Evaluation verstärkt genutzt werden (-> Art und Intensität des Einsatzes digitaler Werkzeuge).

Zeitplan:

Die Maßnahmen werden kontinuierlich – angepasst an den Zyklus des akademischen Jahres – evaluiert. Auf dieser Grundlage werden die laufenden und geplanten Maßnahmen im Sinne einer agilen Projektsteuerung und den finanziellen und personellen Möglichkeiten entsprechend justiert.