Vortrag im Studium Generale: IT-Unterstützung für Patientenbehandlungsprozesse

Universität Ulm

Prof. Dr. Manfred Reichert hat am 1. Februar 2010 an der Universität Ulm im Studium Generale über Herausforderungen und Perspektiven der IT-Unterstützung von Patientenbehandlungsprozessen referiert. Titel seines Vortrags war

"EDV-Assistenz auf Schritt, Tritt und Trage: Wie Patientenbehandlungsprozesse durch Einsatz moderner Informationstechnologien nachhaltig verbessert werden können!"

Diese Thematik stieß bereits im Vorfeld auf großes Interesse. So gab es am Nachmittag des 1. Februars noch ein Exklusivinterview im Nachmittagsmagazin des SWR4 Schwabenradios.

Hintergrund:

Behandlungsprozesse sind vieldimensional und komplex. Neben einer Fülle von Routineabläufen müssen unvorhersehbare Komplikationen und Notfälle gehandhabt werden - rasch, wirtschaftlich und flexibel. In diesem Spannungsfeld kooperieren Ärzte und Pflegekräfte verschiedener Disziplinen miteinander, um das diagnostisch-therapeutische Procedere zum jeweiligen Patienten abzuwickeln. Dabei bilden Pannen, Abstimmungsprobleme oder Versäumnisse den Regelfall, so dass es oft zu Verzögerungen, Doppeluntersuchungen oder falschen Behandlungen kommt. Heutige starre EDV-Systeme im Krankenhaus verschärfen diese Problematik noch, anstatt eine sinnvolle Assistenz bei der täglichen Arbeit zu bieten. Benötigt wird vielmehr ein System, das Termine automatisch plant, Laufzettel und Memos aufsetzt, den Fortgang der Behandlung in elektro­nischen Krankenakten dokumentiert, dem Arzt aktuelle Befunde auf Tastendruck liefert und säumige Kollegen an unerfüllte Pflichten erinnert.

Vortrag:

Der erste Teil des Vortrags zeigte auf, wie dieser Herausforderung durch Einsatz prozessorientier­ter Informationssysteme begegnet werden kann. Es wurden Beispiele gegeben, bei denen der Weg des Patienten vom Erstkontakt in der Arztpraxis und der Terminvereinbarung mit dem Krankenhaus, über die dortige Diagnostik und Therapie, bis hin zur OP und Entlassung gewissermaßen auf Schritt, Tritt und Trage geplant, koordiniert und überwacht werden kann. Der Nutzen einer solch durchgängigen Prozessunterstützung wurde ebenso diskutiert, wie Fallstricke ihrer Realisierung (inkl. organisatorischer Barrieren).Der zweite Teil des Vortrags entwickelte eine darüber hinaus gehende Zukunftsvision, die von einer zunehmenden Verbreitung leistungsstarker mobiler Computer und Endgeräte ausgeht. So können mobile Geräte z. B. chronisch kranke Patienten im Alltag unterstützen und gleichzeitig den behandelnden Arzt mit wichtigen Informationen versorgen. Ferner könnte dem Arzt aus der Ferne die Möglichkeit eingeräumt werden, Veränderungen am Behandlungsplan vorzunehmen, die dann dem Patienten über das mobile Gerät mitgeteilt werden. Auch Notfallszenarien (z.B. Rettungseinsätze) können durch Einsatz mobiler Geräte und Sensoren nachhaltig unterstützt werden.