Das Jahr 2015 war für das Institut für Datenbanken und Informationssysteme (DBIS) wieder ein ereignisreiches und erfolgreiches: Einerseits konnten in der Forschung exzellente Ergebnisse erzielt werden, andererseits wurden in der Lehre neue Themen und Modulangebote etabliert.
Mittlerweile sind am Institut wieder beide Professorenstellen besetzt, so dass DBIS sowohl in der Forschung als Lehre mit seinem Fokus auf Prozess- und Datenwissenschaften bestens aufgestellt ist. Mit der im Dezember erfolgten Zusage des Landes Baden-Württemberg, den Aufbau eines kooperativen Promotionskollegs der Universität Ulm und Hochschule Ulm zu fördern, wurden zudem für 2016 bereits die Weichen gestellt – beide DBIS-Professoren werden an diesem Promotionskolleg, dessen Ko-Sprecher Prof. Reichert ist, beteiligt sein.
Personeller Umbruch: Zweite Professur, Neue Köpfe, Gremien
Nach dem Ausscheiden von Prof. Dadam und der gleichzeitigen Übernahme der Institutsleitung durch Prof. Reichert im Oktober 2014 konnte die zweite Professorenstelle am Institut rasch wieder besetzt werden. Seit Februar 2015 forscht und lehrt Prof. Dr. Martin Theobald als zweiter W3-Professor am Institut. Er befasst sich in seiner Forschung u.a. mit Informationsextraktion sowie der Repräsentation und skalierbaren Auswertung der hieraus gewonnenen Informationen mittels verteilter Datenbanken. Zusammen mit den vorhandenen Schwerpunkten ist DBIS somit in den Prozess- und Datenwissenschaften (Process & Data Science) für die Zukunft bestens gerüstet.
Auch auf Mitarbeiterebene (aktuelles DBIS-Team) wurde im abgelaufenen Jahr ein personeller Umbruch eingeläutet. Insgesamt fünf DBIS-Doktoranden haben ihre Promotion an der Universität Ulm erfolgreich abgeschlossen (siehe unten), vier von ihnen haben mittlerweile beruflich neue Pfade eingeschlagen. Ihnen folgen junge motivierte Mitarbeiter, die im abgelaufenen Jahr bereits wichtige Akzente setzen konnten. Schließlich sind am Institut aktuell Wissenschaftler aus vier Kontinenten (Amerika, Asien, Afrika und Europa) tätig, was die zunehmende Internationalisierung des Teams unterstreicht.
Auch in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie, die in 2015 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, gestaltet DBIS das Geschehen aktiv mit. Prof. Reichert ist aktuell Mitglied des Vorstands und des Rates der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie. Weiter ist er Studiendekan für Informatik und Studiendekan für Cognitive Systems sowie Mitglied des Promotions- und Prüfungsausschusses. Schließlich hat ein von Andreas Lanz geleitetes DBIS-Team die Universität Ulm bei der Erfassung und Modellierung von Prozessen im Kontext der Einführung eines neuen Campusmanagementsystems (CMS) aktiv unterstützt.
DBIS in der Forschung: Tagungen, Keynotes, Promotionen, Internationalisierung
Organisation und Programmgestaltung internationaler Tagungen und Workshops
Auch nach der erfolgreichen Organisation der EDOC Tagung in Ulm im September 2014 waren DBIS-Mitarbeiter wieder aktiv in die Organisation und Programmgestaltung internationaler Konferenzen und Workshops eingebunden.
Zusammen mit Prof. Reijers von der Vrije Universiteit Amsterdam war Prof. Reichert General Co-Chair der BPM 2015 Workshops in Innsbruck. Die von Prof. Reijers und ihm editierten Workshop Post-Proceedings werden 2016 in der Springer LNBIP Series erscheinen. Darüber hinaus war Manfred zum wiederholten Male Co-Chair des 8th Int'l Workshop on Process-oriented Information Systems in Healthcare (ProHealth) sowie des 7th Int'l Workshop on Knowledge Representation for Health Care (KR4HC), die im Juni 2015 in Pavia, Italien im Rahmen der AIME 2015 Tagung stattfanden. Der Tagungsband zu diesen Workshops ist im Dezember 2015 in der Springer LNAI-Reihe erschienen.
Erfreulich ist die Aufnahme von Prof. Reichert in das BPM Steering Committee, die während dessen Jahrestreffens am Rande der BPM 2015 Fachtagung in Innsbruck beschlossen wurde.
Dr. Jens Kolb war PC Co-Chair der EMISA 2015 Tagung in Innsbruck und General Workshop Chair der EDOC 2016 in Adelaide, Australien. Die zugehörigen Tagungsbände erschienen in der Lecture Notes in Informatics (LNI) Serie und der IEEE Digital Library.
Auch 2016 werden DBIS Mitarbeiter wieder aktiv an der Organisation von Tagungen beteiligt sein. So ist Martin Theobald "Finance Chair" der SIGMOD Konferenz 2016, die Ende Juni 2016 in San Francisco (USA) stattfinden wird. Manfred Reichert wiederum ist Tutorial & Panel Chair der BPM 2016, die in Rio de Janeiro nach den Olympischen Spielen im September 2016 stattfinden wird.
Beide Professoren des Instituts waren und sind in den Programmkomitees der einschlägigen Konferenzen ihres Fachbereichs vertreten (z. B. ICDE, VLDB, SIGMOD, BPM, CAiSE, CoopIS, EDOC und ICWS).
Herausgeberschaften, Keynotes und Publikationserfolge
Seit 2015 sind sowohl Martin Theobald als auch Manfred Reichert als Fachbereichsherausgeber der renommierten Zeitschrift Information Systems tätig, was ihre hohe internationale Reputation in ihren jeweiligen Fachgebieten unterstreicht. Manfred ist zudem Editor-in-Chief des EMISA Journals und Mitglied im Editorial Board mehrerer internationaler Fachzeitschriften (z. B. Int J Cooperative Information Systems, Business & Information Systems Engineering). Zusammen mit Hamid R. Motahari Nezhad (IBM Almaden Research Center, San Jose, CA) war er zudem Gastherausgeber einer Spezialausgabe zu Enterprise Computing in der Fachzeitschrift Information Systems.
Auch in 2015 waren DBIS-Mitarbeiter für Keynotes auf internationalen Tagungen eingeladen. Manfred Reichert war Keynote-Sprecher der „14th International Conference on Perspectives in Business Informatics Research (BIR 2015)“, die in Estland im August 2015 stattfand, sowie des „International Workshop on Process Engineering“ im Kontext der BPM'15-Fachtagung in Innsbruck. Hinzu kommen Kolloquiumsvorträge an mehreren Universitäten sowie ein eingeladener Vortrag auf dem Process Day der Österreichischen Gesellschaft für Prozess Management. Martin Theobald hat u.a. im Rahmen der 25. Internationalen Sommerschule in Jyväskylä (Finnland) einen Kurs über „Informationsextraktion und Automatische Generierung von Semantischen Wissensbasen“ gehalten.
Erfreulich waren die zahlreichen Publikationserfolge des Instituts in 2015: Zu nennen sind Beiträge in Zeitschriften wie Information Systems (2), Information & Software Technology, Software & Systems Modeling (2) und Information Systems & e-Business Management. Ebenso erfolgreich waren DBIS-Mitarbeiter mit ihren Einreichungen für Top-Konferenzen. So konnten Beiträge auf kompetitiven Tagungen unseres Fachbereichs (BPM 2015, CAiSE 2015, CoopIS 2015, EDOC 2015, ER 2015, SCC 2015 und CBMS 2015) präsentiert werden. Insgesamt hat DBIS im abgelaufenen Jahr mehr als 30 referierte Veröffentlichungen beigetragen.
Auch was Zitationen anbetrifft, bleiben DBIS-Beiträge in verschiedenen Fachzeitschriften top gelistet. So ist Manfred Reichert Co-Autor des unter mehr als 400 Beiträgen in den letzten 5 Jahren zweitmeist zitierten Artikels der Fachzeitschrift Computers in Industry. Hinzu kommen zahlreiche Top Listings in Zeitschriften wie Int J Coop Information Systems und Data & Knowledge Engineering.
Dissertationspreis und abgeschlossene Promotionen
Im Jahr 2015 schlossen fünf Doktoranden ihre Promotion am Institut erfolgreich ab – eine bisher nicht erreichte Zahl. Am 1. Juni 2015 hat Dr. Matthias Lohrmann seine Dissertationsschrift zu „Business Process Quality Management“ erfolgreich verteidigt. Ihm folgte am 22. Juli 2015 Dr. Bernd Michelberger mit dem Abschluss seiner Promotion mit dem Titel „Process-Oriented Information Logistics: Aligning Process Information with Business Processes“. Ein besonderer Tag war der 29. Juli 2015, an dem mit Dr. Jens Kolb („Abstraction, Visualization, and Evolution of Process Models“) und Dr. Markus Hipp („Navigating in Complex Process Model Collections“) gleich zwei Doktoranden ihre Doktorarbeit erfolgreich verteidigten. Schließlich hat Dr. Rüdiger Pryss am 5. Oktober 2015 seine Dissertationsschrift mit dem Titel „Robuste und kontextbezogene Ausführung mobiler Aktivitäten in einer Prozessumgebung“ mit großem Erfolg abgeschlossen. DBIS ist auf seine Doktoranden und ihr Beiträge zur Forschungsexzellenz des Instituts besonders stolz.
Nachdem bereits Dr. Vera Künzle in 2014 für ihre herausragende Dissertation mit dem Dissertationspreis der Ulmer Universitätsgesellschaft ausgezeichnet wurde, hat Dr. Maximilian Dylla aus Neu-Ulm, der von Prof. Theobald betreut wurde, den Dissertationspreis des Fachbereichs für „Datenbanken und Informationssysteme“ der Gesellschaft für Informatik (GI) gewonnen.
Auch im das Jahr 2016 werden DBIS-Doktoranden ihre Promotion abschließen – mehrere von ihnen haben im abgelaufenen Jahr ihr Dissertationsvorhaben bereits fakultätsöffentlich vorgestellt.
Laufende und neu Forschungsprojekte: Ein breit gestreutes Portfolio
Auch in 2015 ist DBIS wieder in zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekten involviert gewesen, die sowohl Grundlagenforschung als auch Angewandte Forschung betreiben. Die Förderung dieser Projekte war breit aufgestellt. Sie erfolgte durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), die Europäische Union (EU) sowie industrielle Drittmittelgeber.
Zu Beginn des Jahres konnte ein vom BMWi gefördertes Drittmittelprojekt im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) akquiriert werden. An diesem Projekt ist mit der Persis GmbH aus Heidenheim auch ein regionaler Industriepartner beteiligt. Ebenso gab es einen Akquise-Erfolg im Rahmen des EXIST-Förderprogramms des BMWi. Schließlich konnten wir unsere langjährige Forschungskooperation mit der Daimler AG fortsetzen.
Unser EU-Projekt und zwei DFG-Projekte sind in 2015 ausgelaufen. Daher freut sich das Institut über die Zusage zweier neuer Promotionsstellen in dem vom Land Baden-Württemberg unterstützten kooperativen Promotionskollegs der Universität Ulm und Hochschule Ulm. Weitere Projektanträge befinden sich aktuell in Vorbereitung.
Ein starkes nationales und internationales Forschungsnetzwerk
Die nationale und internationale Vernetzung des Instituts ist sehr gut. Als bisheriger Sprecher und Leitungsgremiumsmitglied der GI-Fachgruppe EMISA ist Prof. Reichert nicht nur national sehr gut vernetzt, sondern über diese Funktion auch Mitglied im Leitungsgremium des GI-Fachbereichs Datenbanken und Informationssysteme. Nationale Forschungskooperationen gab es unter anderem mit der TU München sowie den Universitäten Konstanz, Regensburg, Saarbrücken und Magdeburg.
Besonders erfolgreich war die Zusammenarbeit von DBIS und drei Wiener Universitäten, die zu mehreren Publikationserfolgen geführt hat. Auch die seit Jahren bestehende strategische Kooperation mit der Forschungsgruppe von Prof. Barbara Weber war wieder sehr erfolgreich. Dasselbe gilt für unsere Kooperationen mit der Penn State University, den Universitäten Antwerpen, Verona, Rom und Valencia sowie den Hochschulen Ravensburg-Weingarten, Neu-Ulm und Aalen. Insgesamt haben wir mehr als 15 Veröffentlichungen gemeinsam mit Kooperationspartnern publiziert.
DBIS ist Mitglied in der European BPM Round Table Initiative, der IFIP Working Group 5.8. „Enterprise Interoperability“ und seit 2015 auch der IFIP Working Group 8.1 „Design and Evaluation of Information Systems“.
DBIS in der Lehre: Starkes Engagement, neue Angebote und hohe Studierendenzahlen!
Im Bereich der Lehre hat es 2015 für DBIS wichtige Veränderungen ergeben: An erster Stelle zu nennen ist das verstärkte Lehre-Engagement von DBIS in den Wirtschaftswissenschaften. Bisher hatte DBIS bereits einschlägige Masterkurse (z. B. Business Process Management, Business Process Intelligence) im Informatik-Schwerpunktprogramm der Wirtschaftswissenschaften angeboten. Seit dem Wintersemester 2015/16 organisiert DBIS auch Pflichtveranstaltungen (Betriebliche Informationssysteme, Einführung in die Programmierung) im Bachelor Wirtschaftswissenschaften. Dadurch konnte ein nahtloser Übergang im Lehrbetrieb nach der Emeritierung von Prof. Dr. Franz Schweiggert sichergestellt werden. Prof. Reichert wird zukünftig die Informatik-Schwerpunktprogramme in den Bachelor- und Masterstudiengängen in Wirtschaftswissenschaften koordinieren. Aufgrund seines hohen Engagements wurde er vom Fakultätsrat der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften im Juli 2015 in die Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften kooptiert. Die starke Unterstützung der Studiengänge Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik durch DBIS spiegelte sich auch im Programm des WiMa 2015 Kongresses (mit insgesamt drei DBIS-Präsentationen) wider.
Mit dem Eintritt von Prof. Theobald konnte das Lehrangebot im Bereich Datenbanksysteme erneuert werden. Neben der Fortführung des etablierten Moduls „Datenbanksysteme: Konzepte und Modelle“ werden seit diesem Jahr drei neue Vorlesungen angeboten: „Information Retrieval and Web Mining“, „Introduction to Data Science“ und „Big Data Analytics“. Hinzu kommen neue spannende Projekte und Seminare, etwa zu nicht-traditionellen Datenbankarchitekturen. Auch in der Pflichtlehre in Informatik bleibt DBIS beteiligt, das Pflichtmodul „Informationssysteme“ wurde im Sommersemester erstmals von Prof. Reichert veranstaltet.
Besonders engagiert hat sich DBIS auch beim Aufbau des internationalen Masterstudiengangs Cognitive Systems. Zum einen werden mehrere DBIS-Module (z. B. Introduction to Data Science, Big Data Analytics, Information Retrieval and Web Mining) englischsprachig angeboten, zum anderen wurde das interdisziplinäres Fach „Cognitive Agents, Companions, and Mobile Apps in Healthcare“ mit mehreren englischsprachigen Modulen konzipiert und erfolgreich angeboten. Schließlich unterstützt Prof. Reichert als Studiendekan für Cognitive Systems den Aufbau der Strukturen des Studiengangs sowie die Entwicklung des Modulhandbuchs. DBIS freut sich daher besonders, dass in 2016 mit „Cognitive Computing in Socio-Technical Systems“ ein Promotionskolleg mit thematisch engem Bezug zum Masterstudiengang „Cognitive Systems“ eingerichtet werden wird.
Nicht vergessen werden sollten bei all diesen Veränderungen die etablierten Lehrangebote mit ihren in 2015 erneut hohen Teilnehmerzahlen. So haben sich im laufenden Wintersemester für Business Process Management mehr als 140 Studierende der Informatik, Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsmathematik registriert. Für das Mastermodul Business Process Intelligence gibt es mehr als 50 Einschreibungen. In beiden Modulen werden neben Vorlesungen, Übungen und Laborveranstaltungen spannende Gastvorträge von Dozenten aus der Industrie angeboten.
Ebenfalls ausgebucht sind die von Marc Schickler betreuten Anwendungsfächer Mobile Business Applications (Bachelor) und Advanced Mobile Application Engineering (Master). Die im Sommersemester 2015 von den Studierenden vorgestellten Projektergebnisse begeisterten einmal mehr die Mitarbeiter des Instituts. Daneben erhielten das DBIS-Labor sowie die Module Datenbanksysteme, Informationssysteme und Service-Oriented Computing wieder großen Zuspruch. Auch in punkto Nachwuchs engagierte sich DBIS wieder, etwa durch Unterstützung des Studieninformationstages und die bereits zum dritten Mal angebotene BOGY-Woche für Schüler.
Erfreulich ist die traditionell enge Verzahnung von Forschung und Lehre am Institut. So resultierten aus Master- und Bachelorarbeiten mehrere internationale Publikationen. Und: DBIS-Absolventen gewinnen Preise. So wurde im Mai 2015 unser Masterabsolvent M.Sc. Stefan Büringer mit den eXXcellence Award für seine Masterarbeit "Development of a Cloud Platform for Business Process Administration, Modeling and Execution" ausgezeichnet. Denselben Preis erhielt im November 2015 M.Sc. Karoline Blendinger, die für ihre ihre an unserem Institut angefertigte Masterarbeit mit dem Titel „Tablet Applications for the Elderly: Specific Usability Guidelines“ prämiert wurde.
Unsere Studierenden dürfen sich auch für 2016 auf unser starkes Engagement in der Lehre und eine exzellente Betreuung durch die DBIS-Mitarbeiter verlassen.
DBIS wünscht allen Studierenden, Partnern und Freunden ein gutes Neues Jahr und freut sich schon heute auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit.