Vielen Unternehmen wachsen die Datenberge über den Kopf. Wo und wie sollen diese ungeheuren Datenmengen am besten verarbeitet und gespeichert werden? Ulmer Informatiker haben nun einen Weg gefunden, wie sich auf „Knopfdruck“ Cloud-basierte Datenbanklösungen finden lassen, die perfekt zugeschnitten sind auf die Anforderungen der Nutzer. Für ihr „Benchmarking-as-a-Service“-Projekt BaaS haben sie eine EXIST-Forschungstransfer-Förderung in Höhe von über 930 000 Euro erhalten, um ein Unternehmen zu gründen.
Die Informatiker der Universität Ulm haben eine automatisierte Service-Plattform entwickelt, die aus einer schier unübersichtlichen Anzahl an Datenbankmanagementsystemen (DBMS) und Cloud-Ressourcen die besten Kombinationen ermittelt. Das Besondere an der digitalen Entscheidungshilfe: die „Benchmarking“-Plattform evaluiert die Ergebnisse nach einer Vielzahl von Nutzerkriterien und findet so ganz individuelle Software-Lösungen, die auf die jeweiligen technischen Erfordernisse am besten zugeschnitten sind. „Wir arbeiten mit ganz unterschiedlichen Key Performance Indikatoren, je nachdem, was für die Nutzer und deren Anwendungen wichtig ist“, erklärt Daniel Seybold, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Organisation und Management von Informationssystemen (OMI) der Uni Ulm. Welche Auslastungen werden erwartet? Wie elastisch und flexibel muss das System im Hinblick auf schwankende Datenlasten oder wachsende Datenzugriffe sein? Welchen Grad an Robustheit braucht es gegenüber Systemausfällen? Um zu den passenden Datenbankmanagementsysteme zu finden, mussten Unternehmen bislang auf die Expertise von IT-Beratern oder speziellen Datenbankentwicklern und Cloud-Anbietern vertrauen – oder auf das Ergebnis eigener zeitaufwändiger manueller Recherchen.
Das System ist nicht nur effizienter, sondern auch unabhängiger
„Unsere Benchmarking-Plattform ist für unsere Kunden jederzeit zugänglich. Außerdem entscheidet das System automatisiert und nach objektiven Kriterien, was es nicht nur effizienter, sondern auch unabhängiger macht“, betont Dr. Jörg Domaschka, der ebenfalls am OMI forscht. Die Ulmer Wissenschaftler haben in ihre Entwicklung die neuesten Forschungsmethoden aus dem Bereich Performance Engineering und Data Analytics einfließen lassen. Mittlerweile gibt es über 250 verteilte Datenbankmanagementsysteme mit hoher Performanz, horizontaler Skalierbarkeit und Elastizität. Dazu kommen mehr als 20 000 verfügbare Cloud-Ressourcen. Die Ulmer „Benchmarking-as-a-Service Platform for Databases and Clouds” (BaaS) hat noch nicht alle Datenbank- und Cloudangebote in ihr System integriert, aber schon jetzt bietet die Benchmarking-Plattform einen einzigartigen Überblick über dieses besondere IT-Markt-Segment. Aktuell arbeitet „BaaS“ mit Cloud-Plattformen wie Amazon Web Services EC2 sowie mit OpenStack-basierten Clouds wie TelekomCLOUD oder bwCloud. Integriert in das System sind außerdem zehn Datenbankmanagementsysteme. Damit ist der Prototyp bereits einsatzfähig. Für die Entwicklung einer ersten Alpha-Version suchen die jungen Wissenschaftler nach sogenannten „Pioneer“ Partnern, die Unterstützung bei Problemen mit bereits verfügbaren Cloud-Datenbank-Lösungen brauchen. Über solche Pionier-Projekte soll es außerdem gelingen, das Produkt in Marktrichtung weiterzuentwickeln.
„Auf jeden Fall sind wir zuversichtlich, dass wir Mitte 2022 mit unserem Dienstleistungsprodukt auf dem Markt überzeugen können“, so Jan Ocker, der die betriebswirtschaftlichen Themen Finanzierung, Marketing und Unternehmensgestaltung verantwortet. Das junge Unternehmen hat als Kunden nicht nur Software-Entwickler, IT-Berater und Datenbank- und Cloud-Anbieter im Blick, sondern alle Unternehmen, die mit großen Datenmengen arbeiten und im Big Data Business unterwegs sind; vom Automatisierten Fahren zur Fabrik der Zukunft, von Künstlichen-Intelligenz-Anwendungen bis zum E-Commerce: Denn die Datenberge wachsen weiter und wollen bewältigt werden.
Weitere Informationen:
Im Internet: Projektseite „Benchmarking-as-a-Service“ (BaaS)
Kontakt: Tel.: 0731 / 50 28790; E-Mail: info@baas-project.de
Hintergrund: EXIST-Forschungstransfer
„EXIST“ ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Unternehmensgründung unterstützt. Es wird durch den Europäischen Sozialfond (ESF) kofinanziert. Die Förderprogrammlinie EXIST Forschungstransfer unterstützt herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind. Das Förderprogramm soll den Antragstellern dabei helfen, die Entwicklung bis zum Nachweis der technischen Machbarkeit voranzutreiben und den Unternehmensstart vorzubereiten.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann