Mit dem Projekt bwNET100G+ hat die Universität Ulm zusammen mit den Partnern der Universität Tübingen und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beim Deutschen Rechenzentrumspreis den 2. Platz in der Kategorie „Ideen und Forschung rund um das Rechenzentrum“ erlangt. Der Preis wird für innovative Projekte in Rechenzentren vergeben. Verliehen wurde die Auszeichnung am Dienstagabend beim Kongress „future thinking“ in Darmstadt.
Die Besonderheit des Projektes bwNET100G+ ist die enge Zusammenarbeit von Forschern und Infrastrukturanbietern, wie zum Beispiel dem Kommunikations- und Informationszentrum (kiz) der Uni Ulm. So werden Innovationen aus der universitären Forschung in den Bereichen Netze und Sicherheit unter praxisnahen Bedingungen evaluiert und in den Regelbetrieb an den beteiligten Einrichtungen überführt. Dazu arbeiten Wissenschaftler von Forschungslehrstühlen und Experten aus den Rechenzentren der Universitäten Ulm, Karlsruhe und Tübingen und dem Landeshochschulnetz Baden-Württembergs „BelWü“ (engl. Baden-Württemberg‘s extended LAN) gemeinsam daran, schnelle Weitverkehrsnetze mit bis zu 100 Gigabits pro Sekunde (das entspricht 2000 schnellen Internetanschlüssen normaler Privathaushalte) effizient nutzbar zu machen.
Neben den technischen Herausforderungen auf Netz- und Anwendungsebene mussten auch die Sicherheitskonzepte angepasst werden. Diese Sicherheitskonzepte sind auch Forschungsgegenstand des Ulmer Instituts für Verteilte Systeme unter Leitung von Professor Frank Kargl. “Unser Ziel lautet: Sicherheit bei deutlich höherer Geschwindigkeit. Wir fokussieren uns dabei besonders auf schnelle Angriffserkennungssysteme und den Schutz vor sogenannten Denial-of-Service-Angriffen. Darüber hinaus sollen Sicherheitsmechanismen durch eine Trennung von Soft- und Hardware flexibler werden und einfacher zu verwalten sein“, beschreibt Professor Frank Kargl die Sicherheitskonzepte, die in das Projekt einfließen.
Außerdem können mit bwNET100G+ Forscherinnen und Forscher an Universitäten und Hochschulen in Baden-Württemberg erstmals Tests und Experimente in einem realen Hochleistungsnetz effizient durchführen. „Bislang gab es nur die Möglichkeit, wissenschaftliche Fragestellungen in Simulationen oder mit aufgezeichneten Daten zu untersuchen. Durch den Ausbau des Netzes hat sich das geändert und wir konnten die Tests mit realen Fragestellungen und Anwendungen ausführen. Bereits jetzt ist die Infrastruktur zu einhundert Prozent von den Forschern ausgebucht“, so Professor Stefan Wesner, Leiter des kiz der Uni Ulm und einer der Projektkoordinatoren.
Mit bwNET100G+ hat die Universität Ulm zusammen mit ihren Partnern organisatorisches und technisches Neuland betreten. Die enge Zusammenarbeit nutzt die Innovationskraft der Forscher sowie die Erfahrung und das Praxiswissen der Betreiber. Damit wurde eine deutschlandweit einmalige Forschungsinfrastruktur für den Bereich praxisorientierte Netzwerkforschung eingerichtet.
Vergeben wurde der Deutsche Rechenzentrumspreis auf der Eröffnungsgala des Rechenzentrumskongresses „future thinking“ am Dienstagabend in Darmstadt in insgesamt acht Kategorien. Der seit 2011 vom Unternehmen dc-ce RZ-Beratung GmbH & Co. KG ausgelobte Preis zeichnet innovative Projekte zur Steigerung der Effizienz in Rechenzentren aus.
Zum Hintergrund bwNET100G+ und BelWü:
Das Hochschulnetz BelWü (engl. Baden-Württemberg‘s extended LAN) existiert seit 30 Jahren und verbindet die neun Baden-Württembergischen Universitäten, über 25 Hochschulen und andere wissenschaftliche Einrichtungen im Land. Im Rahmen des Projekts bwNET100G+ wurde die Verbindungsgeschwindigkeit im Höchstleistungsnetzwerk von 10 Gigabits pro Sekunde (Gbps) auf 100 Gbps „aufgerüstet“.
Text und Medienkontakt: Daniela Stang