Aufpassen, stillsitzen, Hausaufgaben machen: Spätestens in der Schule sollten Kinder über eine große Portion Selbstdisziplin und Selbststeuerung verfügen. Und das – so zeigen Studien – beschert ihnen einige Vorteile: Schüler, die sich und ihre Emotionen „im Griff“ haben, sind erfolgreicher beim Lernen und zeigen ein besseres Sozialverhalten. Wie wichtig diese selbstregulativen Fähigkeiten für die kognitive Entwicklung sind und wie sie am besten gefördert werden können, darüber tauschen sich vom 20. bis 22. Juli Nachwuchswissenschaftler aus der Psychologie, Pädagogik und den kognitiven Neurowissenschaften an der Universität Ulm aus. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchstagung „Exekutive Funktionen und Selbstregulation in Kindheit und Jugend: Bedeutung, Entwicklung und Förderung“ (NEFS) wird ausgerichtet vom TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) der Uni Ulm.
„Je gezielter und länger Kinder beispielsweise ihre Aufmerksamkeit bewusst auf etwas richten können, ohne sich ablenken zu lassen, je besser also ihre exekutiven Funktionen entwickelt sind, desto konsequenter können sie Verhaltensimpulse und Gefühle regulieren“, erklärt Anika Fäsche. „Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen und sich sozial kompetent im Umgang mit anderen zu verhalten“, ergänzt die Diplompsychologin, die am ZNL forscht und die Tagung mitorganisiert. Exekutive Funktionen sind geistige Fähigkeiten, die einen entscheidenden Einfluss auf unser Denken und Handeln haben. Sie werden vom Stirnhirn „gesteuert“. Zu ihnen zählen das Arbeitsgedächtnis, die Kontrolle über Impulse und Emotionen sowie das Vermögen, flexibel im Denken zu sein, etwa um schnell alternative Lösungswege finden zu können. Bei Kindern ohne gut ausgebildete exekutive Funktionen bliebe der schulische Erfolg öfter aus, so Fäsche: Statt mit den Hausaufgaben zu beginnen, geben sie eher situativen Impulsen und Bedürfnissen nach und schalten zum Beispiel den Fernseher ein. Oft haben sie auch Schwierigkeiten im Umgang mit anderen und fallen durch unbeherrschtes Verhalten auf. Die Nachwuchswissenschaftler wollen sich auf der Tagung insbesondere auch der Frage widmen, wie Kinder und Jugendliche beim Training dieser Gehirnfunktionen besser unterstützt werden können, damit sie in der Schule und im gesellschaftlichen Zusammenleben keine Nachteile haben.
In Poster-Sessions, Themenworkshops oder der „Speed-Dating“-Runde können die jungen Wissenschaftler ihre eigene Forschung untereinander diskutieren. Neben den Keynote-Vorträgen sind methodische Workshops nationaler und internationaler Experten im Programm. Diese helfen den Nachwuchswissenschaftlern dabei, ihr „Handwerkszeug“ beispielsweise zum Studiendesign oder der statistischen Auswertung aufzufrischen und zu erweitern.
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Weitere Informationen zu exekutiven Funktionen
Text und Medienkontakt: Marieke Behnel