Mit einer Festveranstaltung im Stadthaus feierte die Universität Ulm am Montag das 30-jährige Bestehen ihres erfolgreichen Studienganges Wirtschaftsmathematik. „Ein schwieriges Jubiläum im Schwäbischen“, befand Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner in seinem Grußwort, „schließlich feiert man hier erst richtig mit 40“. Aber es sei ja eine „gute Gelegenheit zum Üben“, sagte das Stadtoberhaupt und gute Gründe zum Feiern gebe es durchaus. Nicht zu vergessen, so Gönner weiter: „Das Programm verspricht beste Unterhaltung.“ Dies indes nicht allein. Im Mittelpunkt standen neben einem ebenso spannenden wie unterhaltsamen, freilich auch nachdenklich stimmenden Festvortrag vor allem zwei hochkarätige Ehrungen: Professor Wolfgang Jurkat wurde mit der Medaille der Universität ausgezeichnet, Professor Klaus Spreemann verlieh die Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften die Ehrendoktorwürde. Beide Wissenschaftler waren am „Erfolgsmodell“ Wirtschaftsmathematik in der Gründungsphase maßgeblich beteiligt, hatten entscheidend dazu beigetragen, dass der Studiengang seinerzeit erstmals in Deutschland angeboten worden ist.
„Bundesweit Vorbildcharakter“ bescheinigte denn auch Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling der Ulmer Wirtschaftsmathematik. Mehr als 25 Universitäten seien seither diesem Beispiel gefolgt und hätten ebenfalls einen WiMa-Studiengang eingerichtet. „Gemessen an der Studentenzahl ist der Ulmer immer noch der stärkste, dicht gefolgt von der LMU München“, sagte Ebeling und vermutete: „Wahrscheinlich auch der beste.“ Jedenfalls genieße der Ulmer Studiengang „höchstes Ansehen bei der Wirtschaft“, habe auch international einen guten Namen und sei überaus attraktiv für Studenten aus allen Teilen Deutschlands. Nicht zuletzt verwies der Uni-Präsident auf die „hervorragenden Absolventen des Studienganges“, belegt durch viele bemerkenswerte berufliche Karrieren.
„In Anerkennung seiner außerordentlichen Leistungen im Bereich der Mathematik und seiner großen Verdienste bei der Konzeption und Realisierung des zukunftsweisenden Studiengangs der Wirtschaftsmathematik“, so die Formulierung in der Verleihungsurkunde, erhielt Professor Wolfgang Jurkat die Medaille der Universität. Seine Weitsicht, Erfahrung und Überzeugungsfähigkeit sei maßgeblich für die deutschlandweit erstmalige Einrichtung des Studienganges gewesen. Auch für die Konzeption als integrierter Studiengang mit der Verknüpfung von Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Angewandter Informationsverarbeitung. Zudem resultierten die hervorragenden beruflichen Perspektiven der Absolventen aus dem von Jurkat aufgebauten vorbildlichen Austauschprogramm mit zahlreichen renommierten amerikanischen Universitäten.
Professor Jurkats „Einsicht, dass Mathematik nicht Selbstzweck ist, sondern von ganz grundlegender Bedeutung für viele Bereiche des Lebens und insbesondere des wirtschaftlichen Lebens, hat den Studiengang Wirtschaftsmathematik geformt“, erklärte Professor Rüdiger Kiesel in der Laudatio und betonte: „Nach wie vor stehen bei uns die Studierenden im Mittelpunkt.“ So zeichne Professor Jurkats Grundideee, den Studiengang nach deren Bedürfnissen zu gestalten, diesen auch heute noch aus.
Den kompletten wirtschaftswissenschaftlichen Teil des seinerzeit neuen Studienganges zu gestalten, sei Aufgabe von Professor Klaus Spreemann gewesen, erinnerte Professor Frank Stehling an dessen Verdienste. Dieser Aufgabe habe er sich mit außerordentlichem Engagement und großer Kompetenz gewidmet. „Er war die ideale Besetzung für diese gerade für die Lehre anspruchsvolle Professur und hatte maßgeblichen Anteil an der hohen Attraktivität des Studienganges“, sagte der Dekan der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Damit sei „Ulm von Anfang an die erste Adresse in Deutschland für Wirtschaftsmathematik gewesen und bis heute geblieben“. Stehling erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den akademischen Werdegang und die „außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen“ des jüngsten Ehrendoktors der Fakultät, der mehr als 160 Aufsätze und rund 20 Bücher veröffentlicht habe. Auf den Gebieten Finanzierung, Investition, Kapitalmärkte, Unternehmensbewertung und Portfoliomanagement vor allem, in den 80er-Jahren Schwerpunkt seiner Forschungen. Wobei sich Stehling zufolge die Frage optimaler Gestaltung beziehungsweise Steuerung von ökonomischen Prozessen wie ein roter Faden durch seine gesamte wissenschaftliche Arbeit zieht.
Uni-Präsident Professor Ebeling hatte eingangs auch den 1999 eingerichteten eigenständigen Studiengang Wirtschaftswissenschaften angesprochen, dessen „klares Profil, nämlich die quantitative Ausrichtung, allen Absolventen zu Gute“ komme. Ferner lobte Ebeling das „vorbildliche Alumni-Netzwerk“ der Fakultät, beim Festakt nicht zuletzt belegt durch zwei beruflich besonders erfolgreiche WiMa-Absolventen. Dr. Roland Folz nämlich, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Telekom Technischer Service GmbH, und Dr. Thomas Wiesemann, CEO Allianz Global Investors KAG.
„Die Ulmer Wirtschaftsmathematik hat sich von Anfang an besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie nicht als zusammengewürfelter Studiengang konzipiert war, sondern als integrierter“, erklärte Folz, der auch das internationale Austauschprogramm als wichtigen Faktor bezeichnete. Wiesemann zufolge profitieren die Absolventen insbesondere von der „Breite und Tiefe des Studienganges“, der damit für die verschiedensten Fragestellungen des Alltags schule. Zudem sei „von Anfang an spürbar“ gewesen, „dass sich in Ulm eine eigene Identität herausgebildet hat“. Für ihn rückblickend ein weiterer Vorteil: „Ulm ist zum Glück keine Massen-Uni.“
Diesen Aspekt schätzt auch Julia Eisenmann, WiMa-Studentin im sechsten Semester, die den Studiengang aus aktueller Sicht beleuchtete. Als weitere Vorzüge des Studiums nannte sie „die gute Abstimmung der Studieninhalte zwischen Mathematik und Wirtschaftswissenschaften“, die sehr gute Betreuung und die persönliche Bindung zur Fakultät, aber auch die hervorragenden beruflichen Perspektiven der Absolventen. „Ich fühle mich sehr wohl hier“, erklärte die aus Bad Neustadt an der Saale stammende Studentin, die sich nach eigener Aussage aufgrund intensiver Internet-Recherchen für Ulm entschieden hat.
Prägten bis dahin berechtigter Stolz, ein gesundes Selbstbewusstsein, summa summarum eine überaus positive Bilanz der „30 Jahre Wirtschaftsmathematik“ die Veranstaltung, vermittelte der Festvortrag schließlich noch ganz andere Eindrücke: „Ich denke, wir gehen heute nachdenklicher nach Hause als wir gekommen sind“, formulierte es Professor Frank Stehling und wusste sich mit dem Auditorium einig. Dabei hatte dies Professor Hermann Maurer von der Technischen Universität Graz inhaltlich durchaus angekündigt. „Der PC der nahen Zukunft: Chancen, Überraschungen und Gefahren“ hatte er seinen Vortrag überschrieben. Nur so viel über seine Prognosen: Mit einem herkömmlichen PC werde dieser schon in wenigen Jahren nicht mehr viel gemeinsam haben, vielmehr mehrere heute noch getrennt genutzte Geräte verbinden. Und er werde ändern, wie wir lernen, wie wir kommunizieren und wie wir die Welt erleben. Zusammenfassend: „Er wird die Menschheit ändern.“