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Vom Stammbaum zum Netzwerk
Internationaler Workshop zu Evolutionstheorien

Universität Ulm

Viele Menschen verbinden den Evolutionsprozess mit der Metapher des Stammbaums. Kein Wunder, denn dieses von Charles Darwin konzipierte Modell wird gleichermaßen in der Biologie, Linguistik und Wissenschaftsgeschichte gelehrt. Die mit Forschern aus Düsseldorf und Ulm besetzte interdisziplinäre Gruppe „Klassifikation und Evolution in Biologie, Linguistik und Wissenschaftsgeschichte“ zeigt Alternativen zum althergebrachten Stammbaum auf. Beispielsweise können so genannte Netzwerkmodelle nicht nur vertikale Vererbungs- und Entwicklungsmuster, sondern auch horizontale Transferverbindungen darstellen. In der Linguistik liegen solche Querverbindungen beispielsweise vor, wenn ausländische Wörter in eine Sprache aufgenommen werden. Aus der Biologie ist zudem bekannt, dass Mikroorganismen ihre Erbsubstanz nicht ausschließlich an Nachkommen weitergeben, sondern ihre Gene auch über eine Art Brücke auf nichtverwandte Artgenossen übertragen können. Horizontale Transferverbindungen in der Wissenschaft sind erwünscht und werden in zahlreichen interdisziplinären Projekten genutzt.

Unter dem Titel „Theories of Evolution in the Science of Man – Applying a network approach to the interdisciplinary transfer of ideas“ findet an der Universität Ulm vom 2. bis zum 3. Juli ein international besetzter Workshop statt. Gastgeber ist die Forschergruppe um Professor Heiner Fangerau vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Bei dem Workshop in der Villa Eberhardt werden Wissenschaftler Modelle und Theorien diskutieren, die im Gegensatz zum Stammbaum Querverbindungen berücksichtigen. Die zweitägige Veranstaltung verfolgt das Ziel, den lateralen Austausch von Informationen zwischen Wissenschaftsdisziplinen nachzuvollziehen. Schwerpunkte liegen auf Konzepten der personellen, institutionellen und intellektuellen Vernetzung. Insgesamt stützen sich die beteiligten Wissenschaftler auf empirische Fallstudien aus Anthropologie und Linguistik.

 Am Projekt „Klassifikation und Evolution in Biologie, Linguistik und Wissenschaftsgeschichte“ sind elf Forscher beteiligt. Die Wissenschaftler gehören verschiedenen Fachbereichen an und sind an der Heinrich-Heinrich-Universität Düsseldorf und an der Universität Ulm beheimatet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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Von Annika Bingmann