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Viele Stunden ehrenamtlich tätig:
Erasmus Initiative betreut ausländische Studenten

Universität Ulm

Nomen ist nicht immer omen und auch in diesem Fall trifft die Bezeichnung nur die halbe Wahrheit: Gegründet hat sich die Lokale Erasmus Initiative (LEI) Ulm, eine Gruppe junger und engagierter Studentinnen und Studenten der Universität Ulm zwar vor rund fünf Jahren mit dem Ziel, den ausländischen Gaststudenten den Aufenthalt in Ulm attraktiver zu gestalten, die im Rahmen des europäischen Austauschprogramms Erasmus in die Münsterstadt gekommen waren. Inzwischen aber sind die vielfältigen Aktivitäten der Gruppe für alle Studenten offen. Das reichhaltige Programm-Angebot, vom wöchentlichen Stammtisch über Ausflüge bis zum Besuch von Oktoberfest und Weihnachtsmarkt, wird denn auch bestens angenommen. Derzeit freilich plagen die absolut ehrenamtlich tätigen Idealisten Nachwuchssorgen.

Für Bettina Berg, Doktorandin in der Physik, liegen die Gründe dafür durchaus auf der Hand: „Viele Mitglieder unserer Gruppe kommen zu uns nach ihrem eigenen Auslandsaufenthalt, beziehen daraus ihre Motivation“, weiß die LEI-Aktivistin, „doch die meisten verlassen nach spätestens zwei Jahren die Uni, sind dann eben weg“. Und mit den jetzt gängigen Bachelor- und Master-Studiengängen werde die Nachwuchsrekrutierung wohl noch schwieriger, befürchtet die 27-Jährige, zusammen mit ihrem Lebenspartner Michael Schmitz, ebenfalls Physik-Doktorand, fraglos ein tragendes Element der fröhlichen Gemeinschaft. In der es übrigens weder Ämter noch Hierarchien gibt und die gleichwohl prima funktioniert. Dafür gemeinsame Ziele und Ideale, zum Teil auch Erfahrungen.

Ganz unterschiedlichen allerdings. „Ich hätte mich gefreut, wenn es bei mir etwas Vergleichbares zu uns gegeben hätte“, sagt Dirk Simon, vor geraumer Zeit als Wirtschaftsmathematiker Austauschstudent im walisischen Swansea, ergänzt indes: „In vielen anderen Ländern ist es nicht anders.“ In manchen aber schon. „Bestens betreut worden“ sind eigenen Aussagen zufolge Tobias Krämer und Christoph Mauroner in Hamilton/Kanada respektive im spanischen Granada. Ob positive oder weniger gute Erinnerungen: Als Impuls für das eigene Engagement reichen sie gleichermaßen. „Ich möchte damit etwas zurückgeben“, erklärt Tobias, er wolle den Gästen in Ulm bessere Rahmenbedingungen bieten als er sie selbst erlebt habe, wünscht sich Dirk. Beider Hoffnung: Dass ihre Altersgenossen nach ihrer Rückkehr in die Heimat motiviert sind, dort Ähnliches zu tun. „Das ist so“, bestätigt Lea Köszegi, Studentin der Wirtschaftsmathematik und zum Austausch in Bordeaux.

Unabhängig davon gebe es natürlich noch eine Reihe weiterer Aspekte bei ihren Aktivitäten, betonen die LEI-Mitglieder unisono: Kontakte und Freundschaften, Sprachen pflegen, gemeinsame Erlebnisse, Anregungen und die Freude über gelungene Projekte. „Es macht einfach Spaß“, sind sie sich einig. Und es vermittle ein schönes Gefühl, den ausländischen Studenten zu helfen, den Aufenthalt hier zu bereichern, kulturelle Barrieren abzubauen. Nicht selten mit prompter Resonanz. Wie sie etwa Bishoy Mikhaiel erfahren hat, der angehende Zahnmediziner aus Kairo, mit Einladungen nach Palermo und Teneriffa. Auch der junge Ägypter arbeitet in der Gruppe mit, „um ein wenig von der tollen Betreuung zurückzugeben, die ich selbst in Ulm erfahren habe“.

Fraglos beachtlich, was das kleine Team dazu im Laufe eines Jahres anbietet, unterstützt mitunter von der Abteilung Internationale Angelegenheiten mit Rat und Tat, zum Teil auch mit Zuschüssen: Kennenlern-Aktionen zu Semesterbeginn wie Stadtrallye, Welcome-Party und Wanderungen, Frühlingsfeste und Weihnachtsfeiern, sportliche Aktivitäten wie Ski- oder Schlittschuhlaufen, Schwimmen oder Bowling-Abende, mehrtägige Exkursionen wie unlängst nach Salzburg und einige andere Dinge mehr, offen übrigens für Studenten der Uni Ulm wie der Hochschule und der FH Neu-Ulm. Zentraler Treff schlechthin sind freilich die wöchentlichen Stammtische, dienstags jeweils in wechselnden Lokalitäten und im Schnitt von 80 Leuten besucht. Auch das belege den Bedarf an gemeinschaftlichen Aktivitäten und Kommunikation, betonen die Organisatoren nicht ohne Stolz, wohl wissend, dass die Angebote nicht auf den Unterhaltungswert beschränkt sind. Dirk Simon: „Klar, dass dabei stets auch Studienprobleme angesprochen werden.“

LEI-Gruppe Ulm: vorne v.l. Bishoy Mikhaiel, Lea Köszegi, Michael Schmitz, hinten v.l. Dirk Simon, Christoph Mauroner, Bettina Berg, Tobias Krämer