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Viel Forschungsbedarf bei Stoffwechselstörungen
Uni Ulm stolz auf verlängertes Graduiertenkolleg

Universität Ulm

Das seit 2004 an der Universität Ulm eingerichtete Graduiertenkolleg „Molekulare Diabetologie und Endokrinologie in der Medizin“ ist um weitere viereinhalb Jahre verlängert worden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert es mit fast 2,4 Millionen Euro, unter anderem für nicht weniger als 20 neue Stellen. „Die Verlängerung war keinesfalls selbstverständlich“, freut sich Sprecher Professor Bernhard Böhm, „viele Kollegs laufen nach der ersten Förderphase aus“. Mit berechtigtem Stolz verweist der renommierte Endokrinologe nicht nur auf das positive Votum der Gutachter, sondern auch auf deren Begründung. Demnach bescheinigten diese dem Kolleg neben einem besonders ausgeprägten Teamgeist auch sehr gute Arbeitsgruppen. „Mit entscheidend war aber sicher die überaus aktuelle Thematik“, sagt Böhm.

Schließlich seien Stoffwechselstörungen wie die Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas heute allgegenwärtige Volkskrankheiten. „In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde in Deutschland eine kontinuierliche und ungebrochene Zunahme betroffener Menschen registriert“, berichtet Professor Böhm und verweist in diesem Zusammenhang auch auf „die erhebliche gesundheitsökonomische Bedeutung dieser Entwicklung“.

Vor diesem Hintergrund sollen sich die besonders qualifizierten Nachwuchsforscher mit verschiedenen dabei wichtigen Themenschwerpunkten beschäftigen. Mit den Ursachen organspezifischer Autoimmunität (Typ 1 Diabetes) zum Beispiel, der Entwicklung von Adipositas und Dyslipidämie einschließlich einer Fettleber als frühem Zeichen einer sich abzeichnenden Stoffwechseldekompensation sowie Entzündungsvorgängen bei Stoffwechselstörungen. Ferner mit molekularen Aspekten Diabetes-assoziierter Alterung, der Wirkung von Steroidhormonen und den genetischen Grundlagen stoffwechselbedingter Folgeerkrankungen. „Intensiv verfolgen wir zudem einen Forschungsansatz zur Entwicklung präklinischer Modelle von Autoimmunität und Insulinresistenz“, erklärt Bernhard Böhm.

„Das Ganze basierend auf der wissenschaftlichen Tradition der Universität Ulm und mit einem interdisziplinären wie interfakultativen Ansatz“, so der Wissenschaftler weiter. Naheliegend, denn gerade die Stoffwechselproblematik eignet sich Professor Böhm zufolge ideal für eine überfachliche Bearbeitung. „Sie berührt im Grunde alle Bereiche“, sagt er und nennt Beispiele von der Stammzellforschung über die Dermatologie und Immunologie bis zur Physiologischen Chemie oder Pharmakologie. Überdies sei das Graduiertenkolleg eng verflochten mit der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin, ferner mit dem Europäischen Doktorandenprogramm in Zusammenarbeit mit Universitäten in London, Barcelona und Rom.

Nicht zu vergessen die ebenso wichtige wie fruchtbare Kooperation mit den Naturwissenschaften, „ein klassisches Alleinstellungsmerkmal unserer Uni“, betont der Sprecher des Kollegs, der in dieser Funktion denn auch von einem Naturwissenschaftler vertreten wird. Von Professor Klaus-Dieter Spindler nämlich, Direktor des Instituts für Allgemeine Zoologie und Endokrinologie, neuerdings zudem von einer weiteren stellvertretenden Sprecherin, Professorin Karin Scharffetter-Kochanek. „Eine schlanke, aber schlagkräftige Verwaltungsstruktur“, wie Böhm meint.

Er unterstreicht indes auch die elementare Bedeutung des Graduiertenkollegs für die Universität selbst, vor allem für die Nachwuchspflege: „Wir wollen damit zukunftsträchtige Forschungsteams in der Biomedizin etablieren.“ In dem wissenschaftlichen Bereich mit den größten Nachwuchssorgen, wie der Kolleg-Sprecher bedauert. Dabei rekrutiere sich schon bisher die Hälfte der Stipendiaten aus dem Ausland, auch aus dem außereuropäischen. Gründe? „Da gibt es mehrere“, so Professor Bernhard Böhm, „unter anderem die sehr komplexe Thematik, eine enorme Informationsflut und die Schnelllebigkeit“. Jedenfalls sei die Biomedizin „von der Ausbildung her ein hartes Brot“. Allerdings auch ein wertvolles. „Alle Absolventen sind bisher in der Forschung geblieben, die Hälfte davon in renommierten ausländischen Instituten und das stets mit der ersten Bewerbung“, hat der Ulmer Wissenschaftler registriert. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge, versteht sich. „Auf der einen Seite tut der Verlust natürlich weh“, bedauert Professor Böhm, „auf der anderen Seite belegt das freilich auch unsere exzellente Ausbildungsqualität“.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Bernhard Böhm, Tel. 0731/500-44507