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Universität und Hochschule Ulm: Erster gemeinsamer Studiengang
Hohe Nachfrage nach CSE-Absolventen in der Region erwartet

Universität Ulm

Mit Computational Science and Engineering (CSE) werden die Universität Ulm und die Hochschule Ulm zum kommenden Wintersemester einen völlig neuartigen Bachelor-Studiengang anbieten. Im Zentrum dabei: mathematische Modellbildung und Simulation, die Produktentwicklung am Computer also. Uni und Hochschule als Träger versprechen eine ebenso anspruchsvolle forschungsorientierte wie praxisnahe Ausbildung und den Absolventen exzellente Berufschancen. Für den sechssemestrigen Studiengang mit einer Option auf ein siebtes als Praxissemester sind 45 Plätze vorgesehen. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Juli.

Die Entwicklung des ersten gemeinsamen Studiengangs von Universität und Hochschule Ulm war von der Stiftung Mercator und der Volkswagen Stiftung mit 500 000 Euro gefördert worden. Die Verantwortlichen in beiden Einrichtungen sind vom Konzept und Erfolg des Studienangebots überzeugt. „Beide Seiten bringen ihre ausgewiesenen Stärken in den Studienplan ein, der inhaltlich Mathematik und Informatik mit einer soliden ingenieur- und naturwissenschaftlichen Basis verbindet“, sagt Professor Karsten Urban, Direktor des Instituts für Numerische Mathematik der Uni Ulm und einer der beiden „Väter“ des Studiengangs. Der zweite ist Professor Günter Gramlich, ebenfalls Mathematiker und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der Hochschule Ulm. „Ich rechne mit einem großen Interesse an den Studienplätzen. Das zeichnet sich jetzt schon ab“, erklärt Gramlich, stützt seine Prognose auf intensive Kontakte zur Wirtschaft, die einen hohen Bedarf an Absolventen signalisiere. „Aus gutem Grund, denn immer mehr Produkte werden mittels Computer-Simulation entwickelt. Die Unternehmen sparen damit in vielen Bereichen Zeit und Geld.“

Unisono sehen beide Wissenschaftler hervorragende Perspektiven bereits für Absolventen mit Bachelor-Abschlüssen, insbesondere bei kleineren oder mittleren Unternehmen, den so genannten KMU also. „Schließlich kam ja auch der erste Impuls zu dem Studiengang aus diesem Kreis, zudem unterstützt von der Industrie- und Handelskammer Ulm.“ Die übrigens nicht nur für den neuen Studiengang werben, sondern auch Praktika vermitteln will.

Die Verantwortlichen allerdings denken bereits über den „Bachelor“ hinaus, verweisen in diesem Zusammenhang auf einen weiteren Vorteil der Kooperation: „Natürlich haben wir ein durchgängiges Konzept“, so Günter Gramlich. Ein Master-Studiengang sei jedenfalls geplant und verbunden mit der Möglichkeit zur Promotion eröffneten sich dadurch attraktive Chancen. „Für beide Partner und für die gesamte Region ist der Studiengang insofern eine absolute Bereicherung“, freut sich der Hochschul-Professor.

Das bestätigt auch Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm, die den Studiengang auf verschiedene Weise erheblich unterstützt: „Keine andere IHK-Region in Baden-Württemberg konnte in den vergangenen zehn Jahren einen solch starken Anstieg an Arbeitsplätzen im MINT-Bereich – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – verzeichnen wie die IHK-Region Ulm. Auch die regionale Wirtschaft wird daher von diesem neuen Studiengang enorm profitieren“, ist Sälzle überzeugt. „Unsere Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem UZWR haben eindrucksvoll gezeigt, wie stark gerade kleiner und mittlere Unternehmen bei ihren Problemen von den Methoden wissenschaftlichen Rechnens profitieren können.“

Karsten Urban, bekanntlich Sprecher des in der regionalen Wirtschaft bereits stark verwurzelten Ulmer Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen (UZWR), erwartet neben dem wichtigen regionalen auch einen internationalen Ansatz für den neuen Studiengang. Der Uni-Professor war Anfang März bei einer großen internationalen Konferenz in Reno/Nevada als einziger deutscher Wissenschaftler in den fünfköpfigen Sprecherkreis eines CSE-Konsortiums zahlreicher renommierter Universitäten gewählt worden, darunter die Florida State University, die Unis von San Diego/Kalifornien, Nagoya/Japan, die KTH Stockholm, die ETH Zürich, die TU München und die RWTH Aachen. Ziel des Verbunds unter anderem: Die gegenseitige Abstimmung von Studienplänen und der internationale Austausch.

Zunächst freilich sollen die Ulmer CSE-Studierenden von ganz anderen Vorteilen des neuartigen Studienangebots profitieren: Klassische Prüfungen werden teilweise abgeschafft und durch Projektarbeiten ersetzt. Und Praktika sowie Abschlussarbeiten sollen verstärkt in Kooperation mit regionalen Unternehmen erfolgen.

Von Willi Baur