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Universität Ulm will Attraktivität steigern: Geisteswissenschaftlich orientierte Studiengänge angestrebt
Albert Schira beim „Dies academicus“ zum Ehrensenator ernannt

Universität Ulm

Mit neuen, auch geisteswissenschaftlich orientierten Studiengängen will die Universität Ulm schon bald ihre Attraktivität für Studierende und Studierwillige deutlich steigern. Das hat ihr Präsident Professor Karl Joachim Ebeling am ersten Februar-Freitag beim „Dies academicus“ angekündigt, dem traditionellen Uni-Feiertag zum Ende des Wintersemesters. Neben einem „klaren Bekenntnis zur Stärkung der Forschung“ betone die Entwicklungsplanung für die kommenden Jahre aber auch „die Bedeutung eines attraktiven Lehrangebots“, sagte Ebeling beim Festakt. Der stand ansonsten im Zeichen hochkarätiger Ehrungen und verschiedener Auszeichnungen für besondere wissenschaftliche Leistungen. Albert Schira, ehemaliger Kaufmännischer Vorstand des Uni-Klinikums wurde zum Ehrensenator ernannt, Professor Reinhardt Rüdel erhielt die Universitätsmedaille.
Ein Wissenschaftler als Büttenredner? Warum nicht. Dr. Rainer Michalzik jedenfalls, einer der Preisträger, traf beim Festakt mit seiner bühnenreifen Vorstellung der vertikalen Laserdiode den Nerv des Auditoriums. Das quittierte den Auftritt des Forschers aus dem Institut für Optoelektronik mit Ovationen: Melone, Reime und Kamellen, Referenz an den nahenden Höhepunkt der närrischen Jahreszeit - unabhängig davon präsentierte Michalzik freilich auch eine absolute Ulmer Erfolgsgeschichte, weltweit gefragt und von einem jungen Unternehmen im Science Park inzwischen millionenfach verkauft. Jener vertikalen Laserdiode eben, vor 30 Jahren in Japan erfunden, aber in Ulm ganz speziell optimiert und mit gewichtigen Vorteilen gegenüber konventionellen Laserdioden.

Dr. Rainer Michalzik, Dr. Johannes Michael Ostermann und Pierluigi Debernardi vom Politecnico di Torino erhielten dafür den Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft, zusammen mit der U-L-M photonics GmbH, dem vor acht Jahren von Doktoranden des Instituts gegründeten Unternehmen, das die begehrten Winzlinge seither produziert und vertreibt. Mit zwischenzeitlich rund 30 Beschäftigten, die bald einen respektablen Neubau im Science Park beziehen werden.

In den mit insgesamt 8000 Euro dotierten Preis teilten sich die Optoelektroniker mit Professor Volker Schmidt (Institut für Stochastik) und Dr. Catherine Gloaguen von der France Télécom in Paris. Sie hatten mit ihrem Team innovative mathematische Modellierungsansätze für die räumliche Struktur- und Kostenanalyse von Telekommunikationsnetzen sowie deren praktische Umsetzung in Algorithmen und Software entwickelt, Voraussetzung für eine zuverlässige Kalkulation von Übertragungskapazitäten und der damit verbundenen Kosten. Rund 520 000 Euro an Drittmitteln flossen seit 2000 für das erfolgreiche Projekt an das Uni-Institut, schon bisher Thema mehrerer Doktor- oder Diplom-Arbeiten und kürzlich verlängert bis zum Jahr 2009.

Die Frauenförderpreise erhielten Dr. Bettina Späth (Institut für Molekulare Botanik) und Privatdozentin Dr. Christine von Arnim von der Uni-Klinik für Neurologie. Späths Auszeichnung erfolgte für ihre Dissertation über die Rolle eines Enzyms bei der Entstehung von Prostatakrebs. Die Neurologin von Arnim hatte sich in ihrer Habilitationsarbeit mit der Entstehung von Alzheimer beschäftigt. Bestimmte hormonelle Einflüsse bei der Bildung von Harnsteinen untersucht hatte in ihrer Doktorarbeit Dr. Annette Nagel. Sie erhielt für die beste urologische Dissertation des Vorjahres den Preis der Jubiläumsstiftung Urologie.
Professor Reinhardt Rüdel habe als langjähriger Vorstandssprecher des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) dessen erfolgreiche Arbeit maßgeblich mit gestaltet, zur Entwicklung der Jahreszeitenakademien beigetragen und damit auch die Einbindung der Universität in das Umland gefördert, begründete Professor Othmar Marti  die Verleihung der Universitätsmedaille an seinen Vorgänger in diesem Ehrenamt. „Ein wichtiger Brückenschlag zur Ulmer Bürgerschaft“, wie Uni-Präsident Ebeling und Oberbürgermeister Ivo Gönner unisono feststellten.
„Albert Schira hat die Entwicklung der Hochschulmedizin entscheidend geprägt, deren heutiges Profil eng mit seiner Person verbunden ist“, sagte Professor Klaus-Michael Debatin als Dekan der Medizinischen Fakultät und Laudator bei der Ernennung Schiras zum Ehrensenator der Universität Ulm. Mit der Etablierung eines Forschungs- und Lehrfonds in der Medizin sowie einer transparenten Abbildung und Steuerung der Mittelverwendung habe er dazu wichtige Instrumente geschaffen. Ferner trage nicht zuletzt die bauliche Entwicklung des Klinikums seine Handschrift.
„Nur die Realisierung der neuen Chirurgie ist mir nicht mehr gelungen“, bedauerte Schira, „aber sie ist immerhin auf den Weg gebracht“. Jetzt gelte es diese und deren Umgebung so zu gestalten, dass das neue Zentrum möglichst hohe Akzeptanz finden werde, wünschte sich Uni-Präsident Professor Ebeling. Er hatte eingangs in seinem Bericht zur Lage von einer insgesamt sehr positiven Entwicklung gesprochen. Besonders erfreulich war Ebeling zufolge die Förderung der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin im Rahmen der Exzellenzinitiative, die Verlängerung zweier wichtiger Sonderforschungsbereiche und die Einrichtung der Max-Planck-Forschungsgruppe für Molekulare Medizin.
Auch Baden-Württembergs Sozialministerin Dr. Monika Stolz bescheinigte in ihrem Grußwort der Ulmer Uni „im Vorjahr eine außergewöhnliche Bilanz und begrüßte vor allem die verstärkte Zusammenarbeit mit den anderen württembergischen Universitäten. Zugleich appellierte sie an die Verantwortlichen, die Gleichstellung von Frauen verstärkt zu fördern.