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Uni Ulm: Bund fördert weitere Neubauten
Zuversicht prägt 42. Jahrestag

Universität Ulm

„Ich rechne nicht damit, dass die Auswirkungen der Finanzkrise in den Jahren nach 2011 oder 2012 weitere große Baumaßnahmen erlauben werden“, vermutete am Mittwoch der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling. Vorläufig aber würden auf dem Campus weiterhin die Baumaschinen brummen, so Ebeling bei seiner Begrüßung zum Festakt anlässlich des 42. Jahrestags der Uni Ulm.

Das zweite Konjunkturprogramm der Bundesregierung ermöglicht Ebeling zufolge sogar ein weiteres großes Bauprojekt: Einen Anbau mit rund 2300 Quadratmetern Nutzfläche an das Klinische Forschungsgebäude in der Helmholtzstraße, vorgesehen für die Erweiterung der Lebenswissen-
schaften. Weiter im Mittelpunkt des Festakts: Die Verleihung der acht Promotionspreise und der Festvortrag von Bosch-Manager Dr. Siegfried Dais zum Thema „Energie und Umwelt – Herausforderungen und Chancen“.

„Zuallererst Anerkennung herausragender Forschungsleistung“ seien die von Universität und Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) gemeinsam verliehenen und mit jeweils 1500 Euro dotierten Promotionspreise, stellte der Unipräsident fest, darüber hinaus aber auch Anreiz für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Professor Ebeling und der UUG-Vorsitzende Hans Hengartner zeichneten acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen vier Fakultäten aus, nämlich Dr. Bastian Blombach (Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie), Dr. Sebastian Dörn (Institut für Theoretische Informatik), Dr. Martin Feneberg (Institut für Halbleiterphysik), Dr. Alexander Kling (Institut für Versicherungswissenschaften), Dr. Christian Pietsch (Institut für Informationstechnik), Dr. Daniel Rittirsch (Unfallchirurgische Klinik), Dr. Susan Mariola Schlenner (Institut für Immunologie) und Dr. Sabine Vöhringer (Institut für Transfusionsmedizin)

„Zweifellos befindet sich die Universität in jüngster Zeit im Aufwind“, hatte Unipräsident Professor Ebeling eingangs in seinem traditionellen Bericht zur Lage festgestellt und an eine Reihe hochkarätiger Auszeichnungen Ulmer Wissenschaftler sowie Erfolge bei der Einwerbung von Großprojekten erinnert. Nicht zuletzt deswegen seien die Drittmittel für Forschung im Vorjahr um rund 14 Prozent auf mehr als 60 Millionen Euro angewachsen. „Diese Erfolge sind jedoch nur schwer zu verstetigen und wecken womöglich auch falsche Erwartungen“, warnte der Anfang Mai für eine zweite Amtszeit wiedergewählte Präsident.

Er begründete in diesem Zusammenhang noch einmal das Auslaufen des Bachelor-Studiengangs Philosophie, verwies indessen zugleich auf das Einvernehmen mit dem Vorstand des Humboldt-Studienzentrums für Geisteswissenschaften über dessen zukünftige Aufgaben, die mit unverminderten Ressourcen fortgesetzt werden sollen. „Die bislang aus Haushaltsmitteln finanzierte Gastprofessur am Zentrum soll in eine reguläre dauerhafte Professorenstelle gewandelt werden, um Lehrangebote in Philosophie in verschiedenen Studiengängen, insbesondere in der neu eingerichteten Psychologie, verstetigen zu können“, unterstrich Ebeling weiter.

Noch eine gute und für das Auditorium neue Botschaft: „Durch die Förderung im Rahmen des zweiten Konjunkturprogramms des Bundes können wir nun in Kooperation mit der Helmholtz-Gesellschaft so genannte Helmholtz-Labs für Energieforschung einrichten“, teilte der Unipräsident mit. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung erhalte damit ein großes Test- und Entwicklungszentrum für Batterien, auch das verbunden mit umfangreichen Baumaßnahmen. „Eine ganz großartige Sache“, freute sich Professor Karl Joachim Ebeling, „ich denke, die Universität kann weiterhin sehr optimistisch in die Zukunft schauen“.

Die Promotionspreise

Dr. Bastian Blombach (Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie) hat mit seinen Arbeiten außergewöhnliche Beiträge zum Verständnis der Funktion und Regulation des Zentralstoffwechsels und zu seiner Bedeutung für die Vorstufenbereitstellung bei der Produktion der Aminosäuren L-Valin und L-Lysin mit Corynebacterium glutamicum geleistet. Er hat seine eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse umgesetzt und durch rational begründete genetische Eingriffe einerseits die L-Lysinbildung von Corynebacterium glutamicum-Modellstämmen signifikant erhöht und andererseits ausgehend vom Wildtyp L-Valinproduktionsstämme konstruiert und iterativ optimiert.

Dr. Sebastian Dörn (Institut für Theoretische Informatik) hat in seiner Dissertation neue Algorithmen für Computermodelle entworfen, die auf Prinzipien der Quantenphysik basieren. Diese Algorithmen lösen verschiedene Probleme der Graphentheorie und Algebra und arbeiten nachweisbar schneller als alle bisher bekannten klassischen Algorithmen.

Dr. Martin Feneberg (Institut für Halbleiterphysik) gelang eine umfangreiche und detaillierte optische Charakterisierung von neuen Halbleitermaterialien für zukünftige UV-taugliche Laser- und Leuchtdioden. Dabei wurde die Analyse des Einflusses von Piezofeldern wesentlich weiterentwickelt. Auch für viele weitere Halbleitermaterialien – ob nanostrukturiert oder makroskopisch – wurden wertvolle neue Einsichten gewonnen.

Dr. Alexander Kling (Institut für Versicherungswissenschaften) stellte erstmalig in der wissenschaftlichen Literatur ein in sich geschlossenes, konsistentes und realitätsnahes Modell für deutsche Lebensversicherungsunternehmen vor. „Modellierung, Bewertung und Risikoanalyse von Zinsgarantien in konventionellen deutschen Lebensversicherungsverträgen“, so der Titel der Arbeit, erlaubt eine fundierte quantitative Analyse des Zusammenspiels aller für die Lebensversicherung wichtigen Parameter und ist damit auch von hoher praktischer Relevanz.

Dr. Christian Pietsch (Institut für Informationstechnik) beschäftigte sich in seiner „anspruchsvollen theoretischen Arbeit“, so die Verleihungsurkunde, mit drahtlosen Übertragungssystemen mit mehreren Sende- und Empfangsantennen, die ein großes Potenzial bei der Bandbreiteausnutzung und der Absenkung von Sendeleistungen besitzen. Pietsch hat demnach einen herausragenden Beitrag dazu geleistet, dass dieses Potenzial bei künftigen realen Systemen leichter erschlossen werden kann.

Dr. Daniel Rittirsch schließlich hat in seiner Dissertation entscheidende Veränderungen der bisher unbekannten zellulären C5L2 Exprimierung gefunden. In seinem translationalen Ansatz konnte er eine deutlich verminderte C5L2 Expression auf neutrophilen Granulozyten aufgrund der systematischen Bildung von C5a nachweisen, was mit dem Multi-Organ-Versagen und einer schlechten Prognose assoziiert war.

Dr. Susan Mariola Schlenner (Institut für Immunologie) erhielt den Promotionspreis für die Aufklärung des molekularen Mechanismus des Abbaus von Sarafotoxin-Schlangengiften durch Mastzellen, einer neu entdeckten protektiven Antwort des angeborenen Immunsystems.

Dr. Sabine Vöhringer (Institut für Transfusionsmedizin) hat sich in ihrer Dissertation mit grundlegenden in vitro- und tierexperimentellen Arbeiten zur Verwendung PEGylierter und nicht-PEGylierter adenoviraler Vektoren für die genetische Vakzinierung beschäftigt.

Foto zum Download (Foto: Elvira Eberhardt, kiz)

Universitätspräsident Prof. Karl Joachim Ebeling (ganz links) und UUG-Vorsitzender Hans Hengartner (3.v.l.) mit den Empfängern der acht Promotionspreise und Festredner Dr. Siegfried Dais, Stellv. Vors. der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH Stutt