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Ulmer Erfolgsgeschichte:
Uni Ulm feiert 30 Jahre Wirtschaftsmathematik

Universität Ulm

Insgesamt rund 1700 Absolventen, viele davon im Beruf überaus erfolgreich, etwa 100 Promotionen, zwischen 140 und 150 Studienanfänger jährlich und ihrer anerkannten Ausbildungsqualität wie ihres hohen Praxisbezugs vielfach gelobt: „Die Wirtschaftsmathematik ist eine richtige Ulmer Erfolgsgeschichte“, sagt Professor Frank Stehling, Dekan der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften der Universität Ulm. Am Montag, 5. Mai, feiert der Studiengang mit einem Festakt im Ulmer Stadthaus sein 30-jähriges Bestehen (Beginn 18 Uhr).

Dabei sollen zwei renommierte Wissenschaftler geehrt werden, die mit der Entwicklung des erfolgreichen Studienganges eng verbunden sind: Professor Wolfgang Jurkat, Mitte der 70er-Jahre gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Mathematiker-Kollegen Rolf Trautner verantwortlich für das seinerzeit völlig neue Konzept, wird mit der Medaille der Universität ausgezeichnet. Professor Klaus Spreemann wird die Fakultät die Würde eines Ehrendoktors verleihen. „Er steht für die Umsetzung des Konzepts“, erinnert sich Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident der Universität Ulm für die Lehre.

Eines fraglos mit viel Kreativität und Weitblick entwickelten Konzepts, wie die heute Verantwortlichen unisono bestätigen. In gewisser Weise freilich damals auch aus der Not geboren. „Sie wollten etwas Zukunftsträchtiges anbieten und den Vorwurf ausräumen, die Mathematik sei eine weltfremde Disziplin, eher etwas für kauzige Tüftler und trockene Theoretiker“, so Professor Frank Stehling. Unstrittig nämlich, dass die Mathematik rund zehn Jahre nach der Uni-Gründung etwas vor sich hin dümpelte. Nicht in Sachen Ausbildungsqualität oder Forschungsleistungen. Nur das Lehrangebot war ziemlich schmal angelegt. Allein Physik als Nebenfach, das war zu wenig, auch im Vergleich mit anderen Hochschulen. Und noch ein Problem: „Die Situation am Arbeitsmarkt war für unsere Absolventen sehr schwierig“, erinnert sich der Mathematiker Werner Kratz,  nur Tage vor Beginn des Wintersemesters 1977/78 zum Professor ernannt und Mitglied der seinerzeit mit der Vorbereitung des neuen Studienganges beauftragten WiMa-Kommission. Und der Professor zudem, der die erste Hauptvorlesung für die Erstsemester gehalten hat, Analysis I übrigens. Wobei Mathematik natürlich die Basis bildete, ergänzt durch Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Statistik und Operations Research.

Allerdings: „Viele kamen damals mit falschen Vorstellungen, haben mehr Wirtschaft als Mathe erwartet und sind dann einfach durchgefallen“, bedauert Kratz noch heute. Nicht deswegen aber sei „der klassische Faktor Mathematik später zurückgefahren“ worden, macht Professor Stehling deutlich. Vielmehr gelte: „Der Studiengang wäre nicht so erfolgreich, wenn er nicht weiterentwickelt worden wäre.“ In Richtung Finanzmathematik etwa oder Versicherungsmathematik, inzwischen wichtige Faktoren für den exzellenten Ruf der Ulmer Ausbildung. Messbar nicht zuletzt an den Berufsaussichten der Absolventen. „Sie werden uns unter dem Hintern weggerissen“, berichtet der Studiendekan Mathematik/Wirtschaftsmathematik, Professor Karsten Urban. Dies mitnichten nur von der Finanzdienstleistungsbranche, Banken und Versicherungen also. Auch die Industrie oder Unternehmensberatungen rissen sich um den WiMa-Nachwuchs, versichert Dekan Stehling. Aus gutem Grund: „Mathematiker sind in der Lage, Probleme gedanklich stark zu durchdringen und eignen sich damit auch für das Management.“

Insofern keine Überraschung: „Die Nachfrage bei Versicherungsmathematikern ist deutlich stärker als das Angebot und das wird sich so schnell nicht ändern“, sagt Dr. Ulrich Orbanz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und als Lehrbeauftragter selbst beteiligt an der „praxisnahen Ausbildung der Uni Ulm“. Dazu trägt Professor Frank Stehling zufolge auch der Wirtschaftsbeirat der Fakultät bei, ein mit engagierten Ulmer Absolventen besetztes Gremium,  ausnahmslos mit Positionen im Top-Management oder anderweitig besonders erfolgreich. Als weiteren wesentlichen Aspekt der anerkannten Ausbildungsqualität nennt Stehling die von Beginn an betriebene Internationalisierung mit einem bemerkenswerten Austauschprogramm, vor allem mit Universitäten in den USA.

Dazu äußern werden sich beim Jubiläum sicher auch zwei namhafte Absolventen des Studiengangs: Dr. Roland Folz, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Telekom Technischer Service GmbH, und Dr. Thomas Wiesemann, CEO der Allianz Global Investors KAG. Ferner wird mit Julia Eisenmann eine WiMa-Studentin den Studiengang aus aktueller Sicht beleuchten. Spannung und Unterhaltungswert gleichermaßen verspricht der Festvortrag von Professor Hermann Maurer von der Technischen Universität Graz zum Thema: „Der PC der nahen Zukunft: Chancen, Überraschungen und Gefahren.“

Weitere Informationen: Dekan Prof. Dr. Frank Stehling, Tel. 0731/50-23500