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Ulm und Stuttgart spielen gemeinsam in der ersten Liga
EU-Kommissar Günther Oettinger im IQST

Universität Ulm

Günther Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, war zu Gast an der Universität Ulm. Der ehemalige Ministerpräsident des Landes besuchte das "Zentrum für integrierte Quantenwissen- schaften und -technologien" (IQST). Dort forschen Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Stuttgart mit Forschern des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung an interdisziplinären Projekten der Quantenwissenschaften.

"Ich bin sehr froh, dass die Universitäten Ulm und Stuttgart so eng zusammenarbeiten. Denn die Konkurrenz sitzt nicht in Baden-Württemberg, sondern in den USA und Asien", so Oettinger. Mit den beiden Standorten nehme das Land mittlerweile eine Spitzenstellung in diesem Hochtechnologiebereich ein und habe beträchtliche Erfolge vorzuweisen. Der gebürtige Schwabe sieht in der Europäisierung des Quanten-Netzwerkes gute Chancen für die Zukunft. "Europa ist Spitze in der Grundlagenforschung, doch die Früchte ernten Firmen in den USA", warnt der EU-Politiker und spielt dabei auf Konzerne wie Google und Apple an. "Wir brauchen eine starke Brücke für den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie", mahnt der EU-Politiker. Oettinger weist in diesem Zusammenhang auf Unternehmen wie Bosch hin, die als Markführer im Bereich industrielle Digitalisierung eine Schlüsselrolle spielten und angewiesen seien auf Erkenntnisse der Spitzenforschung.

Die Europäische Union werde die Wissenschaft dabei unterstützen. In der jetzigen Haushaltsplanung seien für 2017/18 insgesamt eine Milliarde Euro für die digitale Forschung vorgesehen. "Ulm und Stuttgart haben hier beste Chancen", so das Kommissionsmitglied. Oettinger fordert die  Wissenschaftler auf, sich aktiv an der Mannschaftsaufstellung zu beteiligen und auch die europäische Industrie bei der Verbundforschung mit ins Boot zu holen.

Gesetze der Quantenmechanik öffnen neue Türen für die Informationsverarbeitung

Was sich hinter dem Kürzel IQST eigentlich versteckt und welche globalen Herausforderungen mit der Quantentechnologie verbunden sind, darüber sprach zuvor Professor Tilman Pfau. Der Leiter des 5. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart ist Sprecher des gemeinsamen Quantenforschungszentrums. "Die Gesetze der Quantenmechanik schaffen ganz neue Möglichkeiten der Informationsverarbeitung", sagt Pfau. Der Physiker nennt als zentrale Anwendungsfelder neben der Entwicklung von Quantencomputern auch die Quantenkommunikation und -sensorik, die durch Miniaturisierung auf den Nano-Level möglich werde. Als interdisziplinärer standortübergreifender Forschungsverbund sei das Zentrum bestens vernetzt - auf europäischer Ebene und weltweit. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Forschung zeige sich nicht nur an zahlreichen Wissenschaftspreisen und hochdotierten Förderprogrammen, sondern auch an den bereits bewilligten Millionengeldern, die für Bauvorhaben in Stuttgart und Ulm bereitstünden. So soll auf dem Campus Oberer Eselsberg bis 2017 für 27 Millionen Euro das neue Zentrum für Quanten-Biowissenschaften (ZQB) entstehen.

Beim anschließenden Laborrundgang konnten sich die Gäste - darunter neben zahlreichen universitären Amts- und Würdenträgern auch der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, Vertreter aus dem Landeswissenschaftsministerium, der Firma Bosch GmbH und der regionalen Medien - im Keller von N25 Eindrücke in die laufende wissenschaftliche Arbeit des Zentrums verschaffen. Dort stellte Doktorand Thomas Unden in einem abgedunkelten, fensterlosen Raum, der nur vom Licht grüner Laser beleuchtet war, ein Experiment aus der Arbeitsgruppe von Professor Fedor Jelezko vor. Dabei geht es darum, bei Raumtemperatur einzelne Atome in künstlichen Diamanten mit Hilfe elektromagnetischer Felder zu kontrollieren. Für den EU-Kommissar war dies sicherlich eine gute Gelegenheit, einmal den Kohlenstoffatomen beim Quantensprung zuzuschauen.

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann