Medizinstudierende der Universität Ulm können im neuen Virtual Reality-Arbeitsraum ein dreidimensionales Herz erkunden oder ein virtuelles Darmmodell betreten. Jetzt wurde das „VR-Lab“ in der Chirurgie offiziell vom Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Professor Tobias Böckers, eröffnet.
Das Herz stellt etliche Medizinstudierende vor Probleme: Oft können sie sich nur schwer die genaue Position der Klappen oder Kammern vorstellen. Und auch die Interpretation von Ultraschallbildern ist für viele Anfänger eine echte Herausforderung. „Wir haben uns redlich bemüht, Studierenden zu vermitteln, wie beispielsweise ein Ultraschallstrahl durch ein Organ geführt wird – und doch oft in fragende Gesichter geschaut“, erinnert sich Dr. Wolfgang Öchsner, Oberarzt in der Abteilung Kardioanästhesiologie.
So entstand die Idee, ein 3D-Herz“ zu entwickeln und so die Studierenden beim Erlernen der komplexen Strukturen zu unterstützen. Gemeinsam mit Claudia Grab, Referentin für Studium und Lehre der Medizinischen Fakultät, dem Kompetenzzentrum für eLearning in der Medizin Baden-Württemberg sowie der Firma Imsimity wurde das virtuelle Organ Schritt für Schritt umgesetzt – vom 2D-Lernprogramm auf der Plattform Moodle bis zum 3D-Herzen, das Studierende mit einer VR-Brille entdecken können. Es ist nicht nur möglich, einen Ultraschallstrahl durch das Organ zu führen, Nutzer können sich zum Beispiel auch Auswirkungen eines Herzklappenfehlers anzeigen lassen.
Nun findet das Cyberherz gemeinsam mit neuen 3D-Darmmodellen eine Heimat im VR-Lab. Bei der feierlichen Eröffnung stellte Dr. Alexander Hann (Universitätsklinik für Innere Medizin I) die von ihm maßgeblich mitentwickelten Darmmodelle vor. Studierende können beispielsweise chronische Erkrankungen oder Veränderungen wie Polypen und Tumore aufspüren. Ab sofort steht das VR-Lab angehenden Ärztinnen und Ärzten offen. Unter Anleitung von Tutoren sollen sie Gelerntes im eigenen Tempo vertiefen.
Bei der Eröffnung haben künftige Mediziner die Angebote des VR-Labs ebenso begeistert getestet wie der Dekan der Medizinischen Fakultät und weitere Professoren. Student Ahmad Alali lobte den neuen Arbeitsraum: „Hoffentlich gibt es solche Angebote bald auch für weitere Organe wie das Gehirn.“
Tatsächlich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums eLearning in der Medizin bereits neue Pläne. Aktuell wird an Augmented Reality Anwendungen gearbeitet, die das Erlernen körperlicher Untersuchungstechniken erleichtern sollen. Dank 360 Grad Videos können sich Medizinstudierende schon bald vor ihrem ersten Einsatz im Operationssaal mit der Umgebung vertraut machen.
Text und Medienkontakt: Annika Bingmann