Die alljährliche Vergabe der Forschungs- und Lehrboni hat einen festen Platz im akademischen Kalender der Universität Ulm. Mit einem Rückblick auf "das ganz besondere Jahr 2018" eröffnete der Vizepräsident für Forschung der Universität, Professor Joachim Ankerhold, die Feierstunde in der Villa Eberhardt. "Wir können auf eine ganze Reihe herausragender Erfolge zurückschauen", so Ankerhold. Ob aus den Bereichen der Energie- und Batterieforschung, der Quantentechnologien, der Neurodegenerations- oder der Traumaforschung. "Ohne exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind solche Erfolge nicht möglich. Deshalb liegt uns die Nachwuchsförderung sehr am Herzen", sagte der Forschungsvizepräsident der Uni. Bei der Veranstaltung zur Ehrung erfolgreicher Nachwuchswissenschaftler und engagierter Dozenten wurden auch der Lehrforschungspreis der Medizinischen Fakultät sowie die Hochschuldidaktik-Zertifikateübergeben.
Den Forschungsnachwuchs beim nächsten Karriereschritt fördern
Die mit je 10 000 Euro dotierten Forschungsboni, gemeinsam von der Universität Ulm und der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) finanziert, sollen den Preisträgern als "Anschubfinanzierung" dabei helfen, selbständig Forschungsanträge zu stellen. Übergeben wurden die beiden Forschungsboni von Vizepräsident Ankerhold gemeinsam mit UUG-Vorstand Manfred Oster. Die Stadt Ulm kann sehr froh sein, dass sie die Universität und so tolle Forscherinnen und Forscher hat", sagte Oster. Und die UUG wolle dabei helfen, dies bekannt zu machen.
Ausgezeichnet mit einem Forschungsbonus wurde die Neurobiologin Dr. Sarah ElisabethPfeffer vom Institut für Neurobiologie. Die junge Wissenschaftlerin forscht bereits äußerst erfolgreich zur Fortbewegung und Navigation von Gliederfüßern wie der Wüstenameise. Zudem befasst sie sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit der Wirkung von Pestiziden auf Bienen und Ameisen. Besonders im Fokus dabei: der Einfluss von Neonikotinoiden auf die Orientierungsleistung und das Laufverhalten dieser Insekten. Mit ihren Arbeiten zur Lokomotion und zum Laufverhalten von Gliederfüßern sowie zu den Mechanismen tierischer Navigation und den Auswirkungen von Insektiziden will sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung leisten, sondern auch wissenschaftliche Hilfestellung für die gesetzliche Regulierung von Pestiziden geben.
Zu den ausgezeichneten Nachwuchsforschern gehörte außerdem Dr. Ish Dhand, Wissenschaftler am Institut für Theoretische Physik. Der gebürtige Inder befasst sich mit sogenannten Tensornetzwerken und deren Anwendungen in der Quanteninformationsverarbeitung. Bei einem Tensor handelt es sich um eine mathematische Funktion, mit deren Hilfe sich mehrdimensionale Skalen, Vektoren und Matrizen vereinfacht berechnen und darstellen lassen. Sie können bei der Untersuchung quantenphysikalischer Phänomene dabei helfen, die durch Quantenkohärenz und
-verschränkung bedingte Vielfachheit an Zuständen mit geringerem Rechenaufwand zu bestimmen. Vielversprechende Anwendungsbereiche gibt es hierfür beispielsweise bei der Entwicklung von hochleistungsfähigen Quantencomputern. Dhand hat in seiner Arbeit nicht nur theoretische Tensornetzwerkkonzepte entwickelt, sondern diese auch bereits erfolgreich in die experimentelle Forschung übertragen.
Anerkennung für ausgezeichnete Lehrforschung
Den Lehrforschungspreis der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm, dotiert mit 2500 Euro, erhielten Friederike Hasselblatt und PD Dr. Anja Böckers vom Institut für Anatomie und Zellbiologie. Sie haben in einer renommiert publizierten Studie den Umgang mit Körperspenden im deutschsprachigen Raum mit einer umfangreichen Bestandsaufnahme untersucht. Wie der Kurz-Titel "Anonymous body or first patient?" deutlich macht, geht es dabei darum, ob Körperspender bei der anatomischen Sektion von den Studierenden eher anonym als Untersuchungsgegenstand betrachtet werden oder ob sie als Person und Individuum wahrgenommen werden. Die Medizinerinnen geben zudem präzise Handlungsempfehlungen zum Umgang mit den persönlichen Informationen der Spender in der anatomischen Ausbildung.
Gute Lehre lebt von den Menschen und ihrer Begeisterung
Gute Wissenschaft braucht eben nicht nur erfolgreiche Forscherinnen und Forscher, sondern auch engagierte Dozentinnen und Dozenten, die fachliche Grundlagen und Fähigkeiten vermitteln sowie Leitbilder, Grundwerte und Regeln. "Die gute Lehre lebt dabei von den Menschen und ihrem Engagement", so Professorin Olga Pollatos. Die Vizepräsidentin für Lehre an der Universität Ulm übergab bei der Feier die insgesamt vier Lehrboni (à 2000 Euro) und forderte die Ausgezeichneten auf: "Bitte stecken Sie Andere an mit Ihrer Begeisterung und Leidenschaft für die Lehre!"
Zu den Empfängern gehörte Daniel Würtenberger, der von der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften vorgeschlagen wurde. Der Doktorand aus dem Institut für Wirtschaftswissenschaften, der einen Masterabschluss in Mathematik und in Wirtschaftsmathematik hat, wird damit für sein außerordentliches Engagement und die hohe didaktische Qualität seiner wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen ausgezeichnet. Dabei vermittele er mit großem Enthusiasmus und breiter fachlicher Kompetenz auch aktuelle Themen und Forschungsfragen.
Auf Vorschlag der Fachschaften Medizin und der Fachbereichsvertretung Molekulare Medizin wurde Dr. Mike-Andrew Westhoff geehrt. Der Wissenschaftler aus der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin wurde nicht nur für seine "spannenden und mitreißenden Lehrveranstaltungen" belohnt, sondern auch für die eigens von ihm initiierten Veranstaltungsreihen zur Krebsforschung und zu den Grundlagen der Laborarbeit. Honoriert wurde von den Studierenden außerdem sein besonderes Engagement bei der Betreuung von Praktika und Abschlussarbeiten.
Aus der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie erhielt Professor Christian Waldschmidt einen Lehrbonus. Der Leiter des Instituts für Mikrowellentechnik wurde dafür von der Studierendenvertretung des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften vorgeschlagen. Waldschmidt gelinge es bestens, die Studierenden zu motivieren und bei der Stange zu halten, beispielsweise mit didaktisch vorbildlich aufbereiteten Lehrmitteln und mit Veranstaltungen, die theoretische Grundlagen und praktische Anwendung bestens verknüpfen.
Der vierte Lehrbonus ging an Professor Marco Tschapka vom Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik. Honoriert wurde damit - auf Vorschlag der Studierendenvertretung für die Biowissenschaften - Tschapkas Geschick, ökologisches Grundlagenwissen mit aktuellen und globalen Fragen rund um den Erhalt der Erde zu verbinden. Seine Lehre lebe zudem von der Leidenschaft des Forschers, ob beim Fledermauskurs in der Ulmer Friedrichsau oder - dank eines von Tschapka mit aufgebauten Austauschprogrammes - auf tropenbiologischer Exkursion in den Urwald von Costa Rica.
Gute Lehre kann man lernen!
Mit der öffentlichen Verleihung der Zertifikate des "Hochschuldidaktik-Zentrums der Universitäten des Landes Baden-Württemberg" endete der offizielle Teil der Veranstaltung. So übergab Vizepräsidentin Olga Pollatos gemeinsam mit Dr. Birgit Stelzer aus der Abteilung Hochschuldidaktik zehn Urkunden für die erfolgreich abgeschlossene hochschuldidaktische Weiterbildung und dankte den Dozentinnen und Dozenten für ihren Einsatz für eine gute Lehre. "Der Stellenwert der Lehre wird in Zukunft noch wachsen", versicherte Pollatos. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einem Streichquartett des Ulmer Universitätsorchesters, das Werke von Tschaikowski, Brahms und der klassischen Moderne präsentierte.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann