Ab dem kommenden Wintersemester sollen auch Studentinnen und Studenten der Universität Ulm mit Deutschlandstipendien gefördert werden. Dabei gibt es monatlich 300 Euro und zwar jeweils mindestens für zwei Semester und höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit. Die Satzung für die Vergabe der Stipendien hat der Senat am Donnerstag (mit großer Mehrheit/einstimmig) beschlossen. Zwei Tage zuvor hatte die Bundesministerin für Bildung und Forschung persönlich in Ulm für das von ihr initiierte Deutschlandstipendium geworben.
„Wir wollen damit in Deutschland eine Stipendienkultur schaffen – endlich“, sagte Professorin Annette Schavan vor der regionalen Presse und später bei der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm. „Wir wollen in der Unternehmerschaft für das Deutschlandstipendium werben“, versprach IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle bei dem Pressegespräch, an dem neben Uni-Vizepräsident Professor Ulrich Stadtmüller auch Vertreter der Hochschulen Ulm und Biberach teilnahmen.
Finanziert werden sollen die Stipendien bekanntlich jeweils zur Hälfte vom Bund und von privaten Geldgebern. Hier hat die Ministern vor allem zwei Zielgruppen im Auge: Unternehmen und ehemalige Absolventen, die inzwischen nicht zuletzt ihres Studiums wegen gutes Geld verdienen. Für beide Fördergruppen gilt: Um sie bemühen, also die Stipendienmittel einwerben, müssen die Hochschulen, die ihrerseits auch die Stipendien in eigener Verantwortung vergeben – in jedem Fall einkommensunabhängig, aber nach bestimmten Kriterien.
Diese beinhalten neben den Leistungen auch ein besonderes außerschulisches oder außerfachliches Engagement, die Überwindung von Hindernissen in der persönlichen Bildungsbiographie sowie besondere Praktika, Auszeichnungen und Preise, ferner eine vorangegangene Berufstätigkeit oder Praktika. Knapp drei Dutzend Deutschlandstipendien will die Universität Ulm vergeben, abhängig natürlich von der Zahl der Förderzusagen.
Was diese betrifft, sprechen die Verantwortlichen der Uni von unterschiedlichen Erfahrungen. „Von privater Seite, gerade von Ehemaligen, kommt bisher nichts, das ist frustrierend“, berichtete Vizepräsident Stadtmüller in der IHK-Runde. „Wir sind ganz gut dabei, der Trend ist durchaus positiv“, vermeldet demgegenüber für Signale aus der regionalen Wirtschaft Ellen Kamrad von der Marketing-Abteilung der Universität, zuständig für die Einwerbung der Fördermittel. Bezogen auf die so genannten Alumni, die heute gut verdienenden Absolventen der Uni, bestätigt sie Professor Stadtmüllers Feststellung.
Dabei sieht der Vizepräsident für die Lehre in den Deutschlandstipendien einen wichtigen Aspekt insbesondere für die Rekrutierung begabter und leistungsstarker Studienanfänger: „Viele Studieninteressierte springen der sozialen Sicherheit wegen zu kurz, entscheiden sich aufgrund der finanziellen Abfederung für ein Studium an einer Dualen Hochschule.“ Erklärlich ist für ihn die bislang mangelnde Spendenbereitschaft durchaus: „Es gibt bei uns eben noch keine Stipendien-Tradition.“ Resignieren aber will der Vizepräsident deswegen nicht. „Wir müssen einfach weiterbohren“, so Ulrich Stadtmüller.
Auch im Sinne der Bundesministerin. Sie wirbt jedenfalls vehement für ihr Fördermodell, „neben BAföG, Bildungsdarlehen und den Stipendien der Begabtenförderungswerke eine weitere wichtige Säule der Studienfinanzierung“. Und, so Schavan weiter, „als stabile Finanzierung wichtig für die Studierenden und ihre Familien“. Aus gutem Grund habe sich die Bundesregierung für die Mitfinanzierung des Stipendienprogramms entschieden, von dem im ersten Jahr 0,5, am Ende acht Prozent der Studierenden profitieren sollen. Wobei die Ministerin „von einer guten Entwicklung in den kommenden zehn Jahren“ überzeugt ist.
„Wir wollen damit das Interesse der Öffentlichkeit deutlich machen, wollen junge Leute dazu ermutigen, sich für ein Studium zu entscheiden“, sagte Professorin Schavan. Fördermittel jedenfalls seien ausreichend vorgesehen: „Derzeit sind zehn Millionen im Topf, am Ende können es auch 80 Millionen sein.“
Unabhängig davon: „Die Vergabe der Stipendien soll den Universitäten ermöglichen, Akzente zu setzen“, erklärte die Bildungsministerin, verbunden allerdings mit dem Wunsch, „keine Hierarchie der Fächer aufzumachen“. Im Klartext: Von den Stipendien sollen nicht nur „wirtschaftsnahe“ Studiengänge profitieren. Denn: „Wir sind das Land der Tüftler und Denker.“ Stipendiengeber können deshalb zwar Wünsche für die Vergabe äußern, ein Drittel der Mittel aber muss frei verfügbar bleiben.
Verantwortlich: Willi Baur