Bis zu 250 Schülerinnen und Schüler aus Bayern und Baden-Württemberg erwartet die Universität Ulm am Samstag, 8. März, zum „Tag der Mathematik“ (Uni West/9 bis 16 Uhr). Messen können sie sich in Einzel- und Gruppenwettbewerben, zu denen die Teilnehmer der Jahrgangsstufen 12 und 13 in der Regel von den Gymnasien der Region gemeldet werden. Bei den Aufgaben aus Algebra, Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung geht es um Pokale und Buchgutscheine. Im Vordergrund steht aber erfahrungsgemäß der Spaß am Leistungsvergleich bei kniffligen Lösungen. Dazu gibt es spannende Vorträge, die allen Interessierten offen stehen. Finanziell unterstützt wird der Mathe-Tag wie schon im Vorjahr von Südwestmetall, dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg.
„Die rückläufigen Absolventenzahlen bei den Ingenieurwissenschaften sind ein Alarm für uns“, sagt dessen Geschäftsführer Dr. Tobias Mehlich und befürchtet: „So ist auf Dauer unser Wohlstand nicht zu sichern.“ Allein in der Region fehlten mindestens 150 Ingenieure. „Beste Perspektiven direkt vor der Haustür“ sieht er insofern für mathematisch begabte junge Leute, die sich für diese Ausbildung entscheiden. Mehlich zufolge ein weiterer wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor: „Jeder Ingenieur sichert drei Arbeitsplätze für nichtakademische Berufe.“
Aus gutem Grund wirbt denn auch die Universität Ulm mit verschiedenen Aktionen um mathematisch begabte und interessierte Jugendliche: „Mathematik ist eine wichtige Grundlage für alle Studiengänge unserer Uni“, betont Professor Karsten Urban, Direktor des Instituts für Numerische Mathematik und Studiendekan für Mathematik. Umso bedenklicher: „Das Eingangsniveau der Erstsemester wird seit Jahren immer schlechter“, hat Urban festgestellt. Deshalb werde die Uni Ulm dieser Entwicklung auch in diesem Jahr wieder mit einem kostenlosen vierwöchigen Trainingscamp gegensteuern.
„Kein Zufall“ ist für Professor Martin Bossert, „dass bei unserem Wettbewerb seit drei Jahren nur noch bayerische Teilnehmer gewinnen“. Ursächlich ist dafür aus seiner Sicht die Abschaffung der Leistungskurse in Baden-Württemberg. „Sprachbegabte Kinder werden an den Schulen gefördert, mathematisch begabte nicht“, kritisiert der Wissenschaftler, Direktor des Instituts für Telekommunikationstechnik und angewandte Informationstheorie der Uni Ulm und Vorsitzender des Vereins zur Förderung mathematisch begabter Jugendlicher, der sich seit 20 Jahren dieser Aufgabe verschrieben hat.
Um diese werbe intensiv auch die Informatik, macht Professor Uwe Schöning vom Institut für Theoretische Informatik der Uni deutlich, zugleich Bosserts Stellvertreter im Verein, der zusammen mit einem überregional tätigen Zentrum die Aufgaben für den Wettbewerb organisiert. Zeitgleich messen können sich Mathe-Freaks nämlich auch in Tübingen, Karlsruhe, Freiburg, Heilbronn, Darmstadt und Bensheim. Ausrichter der Ulmer Veranstaltung sind übrigens die Fakultäten für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften sowie für Ingenieurwissenschaften und Informatik der Universität, seit Jahren engagiert unterstützt dabei vom Ulmer Ehepaar Alfred und Brigitte Böhm.
Den Mathe-Tag im „Jahr der Mathematik“ zusätzlich aufwerten werden fraglos auch die drei Vorträge: „Wie funktionieren GPS und Galileo?“ (Professor Martin Bossert), „Pi und die Quadratur des Kreises“ (Professorin Irene Bouw) und „Gödel sagt: Ich lüge jetzt“ (Professor Uwe Schöning).
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