News

Seit mehr als 500 Millionen Jahren ein Erfolgsmodell
Ulmer Forscher vergleichen Fossilien mit modernen Krebslarven

Universität Ulm

Rund 525 Millionen Jahre waren Fossilien der Larven eines Krebses in Kalkgestein eingeschlossen. Jetzt hat eine internationale Forschergruppe die bisher unbekannte Art, genannt Wujicaris muelleri, in China entdeckt und untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Online- und in der gedruckten Juni-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht. Unter den Autoren sind Professor Dieter Waloßek, Dr. Andreas Maas und Dr. Joachim Haug von der Arbeitsgruppe Biosystematische Dokumentation der Universität Ulm.

Bei den nur 0,25 Millimeter kleinen Larven von Wujicaris muelleri handelt es sich um die ältesten frühen Larven der Krebse, die bisher entdeckt worden sind. Ihr Körperbau erinnert jedoch stark an heutige Krebse in diesem Entwicklungsstadium, zum Beispiel an Ruderfüßer oder Seepocken. Vor allem die Beine der Tiere scheinen – heute wie damals – die gleichen Funktionen in Bezug auf Fortbewegung und Nahrungsfang zu erfüllen. Warum also haben sich diese Larven in über 500 Millionen Jahren kaum verändert? Die Forscher nehmen Folgendes an: „Im Wasser sind die physikalischen Rahmenbedingungen seit jeher gleich geblieben, und die dort lebenden Tiere mussten sich von Anfang an auf die vorliegenden Bedingungen einstellen.“ Das gilt besonders für Gliederfüßer mit einer Körperlänge von unter zwei Millimetern, denn für sie ist Wasser extrem zäh, fast wie Honig. Sobald diese Lebewesen ihre Fortbewegung einstellen, stehen sie auf der Stelle und können auch keine Nahrung aufnehmen.

Spezialisierte Beine, die es den Gliederfüßern ermöglichen, in Bewegung zu bleiben und gleichzeitig Nahrung abzufangen, sind die ideale Lösung – und über genau solche Extremitäten verfügen sowohl die fossilen Larven als auch moderne Krebse. Bereits vor Millionen von Jahren hatten sich die Krebse offenbar so perfekt auf ihre Umwelt eingestellt, dass ihr Körperbau bis heute weitgehend gleich geblieben ist. Diese Annahme kann die Forschergruppe anhand der Larven von Wujicaris muelleri dokumentieren. „Die Krebslarven passen gut zum Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe. Deshalb wollen wir, wenn möglich, weiterhin zu Wujicaris muelleri forschen“, betont Professor Dieter Waloßek.Pate für den Namen der neuen Krebsart stehen der chinesische Ort Wuji sowie der kürzlich verstorbene Geologe und Paläontologe Klaus J. Müller, der Entdecker solcher außergewöhnlichen, körperlich erhaltenen Fossilien in Kalksteinen.

Xi-guang Zhang, Andreas Maas, Joachim T. Haug, David J. Siveter and Dieter Waloszek: A Eucrustacean Metanauplius from the Lower Cambrian, Current Biology (20. 6.)

 

Current Biology

 

Von Annika Bingmann

 

So haben die Larven der Krebsart Wujicaris muelleri vor etwa 525 Millionen Jahren ausgesehen.