Gleich drei der weltweit einflussreichsten Wissenschaftler in ihrem Fachgebiet forschen an der Universität Ulm. Das hat die Publikationsanalyse „The world’s most influential scientific minds 2014“ des nordamerikanischen Medienkonzerns Thomson Reuters ergeben. Für die Aufstellung wurde über die Zitationsdatenbanken „Web of Science“ und „InCites“ ermittelt, welche Forscher zwischen 2002 und 2012 am häufigsten (Top 1 % im Jahr der Publikation) von ihren Kollegen in Fachartikeln zitiert wurden. Unter diesen rund 3200 Vorreitern aus 21 Fachgebieten sind mit den Professoren Hartmut Döhner und Heiko Braak zwei Ulmer Mediziner. Dazu kommt der Physikprofessor Fedor Jelezko.
In der nun veröffentlichten Liste finden sich zudem Wissenschaftler, die in den Jahren 2012 und 2013 besonders oft zitiert wurden. Ihre Fachartikel („hot papers“) werden als hochaktuell angesehen.
„Diese Publikationsanalyse bestätigt, dass die Universität Ulm ein attraktiver Standort für Spitzenforscher von Weltrang ist“, freut sich Professor Axel Groß, Vizepräsident der Universität Ulm für Forschung und Informationstechnologie.
Heiko Braak, Seniorprofessor an der Universitätsklinik für Neurologie/dem Zentrum für Klinische Forschung, gehört zu den meistzitierten Forschern im Bereich Neuro- und Verhaltenswissenschaften. Braak beschäftigt sich mit neurodegenerativen Erkrankungen, also etwa Alzheimer und Parkinson. Der Mediziner hat unter anderem ein international verwendetes Klassifikationsschema entwickelt, mit dem sich der Verlauf von Morbus Alzheimer anhand von typischen Hirnveränderungen in Stadien einteilen lässt.
Forschungsschwerpunkte von Professor Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Sprecher des „Comprehensive Cancer Center Ulm“ und Uni-Vizepräsident für Medizin, sind die häufigsten Blutkrebserkrankungen im Erwachsenenalter, akute myeloische und chronisch lymphatische Leukämien. Er hat genetische Veränderungen entdeckt, die Hinweise auf den Krankheitsverlauf und Therapieerfolg geben können. Basierend auf diesen Erkenntnissen können neue molekular zielgerichtete Therapien entwickelt werden. Auf Döhners Krebsforschung beruhen international verwendete Leitlinien für die Therapie von Blutkrebs. Gemäß der Publikationsanalyse von Thomson Reuters gehört Döhner zu den meistzitierten Wissenschaftlern in der klinischen Medizin.
Und auch ein Ulmer Physiker wird von Thomson Reuters gelistet: Professor Fedor Jelezkos Fachgebiet sind Farbzentren in Diamanten. Dort lassen sich Fremdatome speichern und kontrollieren. Dies ist keineswegs abstrakte Grundlagenforschung, sondern für alle Technologien wichtig, die auf Quantenkohärenz beruhen – hochleistungsfähige Sensoren, bildgebende Verfahren und neuartige Quantencomputer sind Beispiele. Jelezko wurde zusammen mit seinen Professorenkollegen Martin Plenio und Tanja Weil (Gruppe BioQ) Ende 2012 mit einem ERC Synergy Grant über 10,3 Millionen Euro ausgezeichnet.
Ebenfalls gelistet sind der ehemalige Leiter des Ulmer Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) Professor Jürgen Garche und Professor Bruno Scrosati vom Helmholtz Institut Ulm für elektrochemische Energiespeicherung (HIU).
Insgesamt finden sich 159 deutsche Forscher in der Rangliste – darunter 21 aus Baden-Württemberg. Acht von ihnen forschen an der Universität Heidelberg. Das Karlsruher Institut für Technologie und die Uni Hohenheim steuern – wie die Universität Ulm – jeweils drei Wissenschaftler bei. Mit den Professoren Garche und Scrosati (Honorarprofessor an der Uni Ulm) wäre die Uni Ulm sogar mit fünf Forschern vertreten.
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Verantwortlich: Annika Bingmann