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Professor Peter Fischer neuer Gastprofessor am Humboldt-Studienzentrum

Universität Ulm

Neuer Gastprofessor am Humboldt-Studienzentrum für Philosophie und Geisteswissenschaften der Universität Ulm: Professor Peter Fischer hat mit Beginn des Sommersemesters die Nachfolge von Professor Jörg Wernecke übernommen, der die bisher auf jeweils drei Jahre vergebene Professur vorzeitig gegen eine Daueraufgabe als Geschäftsführer der Carl von Linde-Akademie an der Technischen Universität (TU) München eingetauscht hat. 

„Meine Arbeit hier ist zweifellos eine neue Herausforderung“, sagt Professor Peter Fischer, 48. In den Lehrbetrieb ist er bereits voll integriert und auch seine Antrittsvorlesung hat er schon hinter sich. Da sprach er über „Angewandte Ethik als Politikum. Konzeptuelles über Grundlagen und Status der angewandten Ethik“. Ein Thema naturgemäß passend zu seinen bisherigen wissenschaftlichen Schwerpunkten, dokumentiert nicht zuletzt durch ein halbes Dutzend Monographien und Sammelbände zur Allgemeinen und Angewandten Ethik, zur Technik- und Religionsphilosophie und zur Politischen Philosophie.

Fischers ausgewiesenes Hauptinteresse, zusammenzufassen in der Systematik und Geschichte der Praktischen Philosophie, zieht sich denn auch nicht überraschend als roter Faden durch seinen akademischen Werdegang. Der verlief, bedingt durch den Zusammenbruch der DDR, nicht ohne Wendungen und Brüche. Studierte der gebürtige Thüringer (Sonneberg) doch in der Vor-Wende-Zeit und erlebte damit einen heute kaum noch nachvollziehbaren Zwiespalt. „Offiziell hatte Philosophie einen hohen Stellenwert“, erinnert sich Professor Peter Fischer, sei aber in der Bevölkerung wenig angesehen gewesen. Grund „Sie stand im Verdacht der Ideologie.“

Den angehenden Diplom-Philosophen, so damals die Bezeichnung für den ersten Abschluss, störte es wenig. „Die Philosophie hat mich schon in jungen Jahren gereizt und fasziniert“, macht er deutlich und Leidenschaft wie Leistungen verschafften ihm bald eine besondere Auszeichnung: Ein Studium an zwei Universitäten nämlich, in Leipzig und an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. „Das war ungewöhnlich und eine Art Begabtenförderung“, so Peter Fischer rückblickend. An der Fakultät für Philosophie und Geschichtswissenschaft der Universität Leipzig promovierte er schließlich 1991 mit der Arbeit „Die Struktur moralischen Selbstbewusstseins“. Zehn Jahre später folgte, ausgestattet mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die Habilitation an der Universität Stuttgart. Thema dabei: „Moralität und Sinn. Zur Systematik von Klugheit, Moral und symbolischer Erfahrung im Werk Kants.“ Zuvor hatte Fischer an den Universitäten in Leipzig und Bielefeld gelehrt, der Habilitation folgte eine bis 2007 befristete Hochschuldozentur an der Uni Stuttgart.

Über seine Kernaufgaben in Forschung und Lehre hinaus widmete sich der Wissenschaftler indes unterschiedlichen weiteren Aktivitäten, stets im direkten Zusammenhang oder zumindest im Umfeld seiner ureigenen Disziplin: Initiator und Mitbegründer der seinerzeit halblegalen philosophischen Studentenzeitschrift „Seminarum“ etwa, Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Kultur und Kritik“, herausgegeben von der Leipziger Gesellschaft für Philosophie und Kultur, Mitbegründer und Gesellschafter des Forschungsinstituts für Technik- und Wirtschaftsethik Leipzig. Im Auftrag des Kultusministeriums war er überdies 2004 als philosophischer Berater und Gutachter bei dem Projekt „Kontaktstudium Ethik/Ethik online: E-Learning für Lehrkräfte in Baden-Württemberg“ tätig. Und seit November des Vorjahres ist er gewähltes Mitglied des Kollegiums Technikphilosophie Deutschland.

Stichwort Technikphilosophie: Ein Seminar Professor Fischers dazu ist unlängst an der Ulmer Uni angelaufen, zu seinem Bedauern freilich das mit der schwächsten Beteiligung. Zu seiner Überraschung auch: „Schade“, meint der Gastprofessor, „vom Fächerspektrum der Universität her war eigentlich mehr zu erwarten“. Das allerdings sei derzeit nicht sein größtes Problem. Ungleich schwerwiegender seien die Fragezeichen hinter dem Begleitstudium Philosophie („schade, denn der Studiengang läuft recht gut und die hoch motivierten Teilnehmer bringen sehr gute Leistungen“), die momentan offene Akkreditierung, mithin die unsichere Perspektive, die ihn auch persönlich tangiert. Seine Professur nämlich ist im Zusammenhang damit zunächst auf ein Jahr befristet. „Zu kurz, um irgendwelche neue Drittmittelprojekte anzuschieben“, bedauert Peter Fischer.

Gleichwohl will der neue Ulmer Gastprofessor auch hier weiter forschen. Über Zusammenhänge zwischen Philosophischer Anthropologie und Philosophie des Geistes (Tier-Mensch-Differenz) zum Beispiel, zu Grundbegriffen des wissenschaftlichen Weltbildes und nicht minder aktuellen Problemen der Biopolitik und nicht zuletzt über das Spätwerk Martin Heideggers. Und er möchte, ab und an zumindest, Philosophie auch gerne der Öffentlichkeit vermitteln. Wie demnächst mit einem Vortrag im Stadthaus übrigens. „Das Interesse daran ist da“, weiß Professor Fischer, „schon in Stuttgart hatte ich viele Gasthörer und die gibt es ja auch in Ulm“. Im Gegensatz zu Leipzig übrigens, für den Wahl-Ulmer auf Zeit keine Überraschung, aber durchaus erklärbar: „Zum einen ist das Interesse an der Philosophie hier besser verankert, zum anderen gibt es ein breiteres gewachsenes Bildungsbürgertum.“

Weitere Informationen: Prof. Dr. Peter Fischer, Tel. 0731/50-23464      (Di-Do)