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Produktion organischer Solarmodule angelaufen
Neues Ziel: Strom erzeugende Betonwände

Universität Ulm

Die Heliatek GmbH, entstanden als gemeinsame Ausgründung der Technischen Universität (TU) Dresden und der Universität Ulm, hat am Montag in Dresden ihre erste Produktionsanlage zur Herstellung von flexiblen organischen Solarmodulen eingeweiht.
Diese Module, basierend auf organischen Halbleitermaterialien, können im Vergleich zu herkömmlichen Photovoltaik-Produkten vielseitiger eingesetzt werden, an Glasfassaden etwa, Kleidungsstücken, Zelten oder Rucksäcken. An der Entwicklung der Technologie maßgeblich beteiligt waren auch Wissenschaftler der Uni Ulm, nach wie vor Gesellschafterin von Heliatek.

„Dies ist ein sehr gutes Beispiel für einen gelungenen Technologietransfer, wobei der Weg von der Grundlagenforschung zu industrieller Wertschöpfung extrem lang und steinig ist“, sagt Professor Peter Bäuerle, Direktor des Instituts für Organische Chemie II und Neue Materialien der Universität Ulm, der sich in seinen Forschungsarbeiten schon früh mit organischen Solarzellen beschäftigt hat. Überdies bestätigten verschiedene Erfolge und Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, „dass wir das Zukunftspotenzial unserer Technologie richtig eingeschätzt haben“.

Bäuerle, mittlerweile auch Vizepräsident der Uni Ulm für den Forschungsbereich, war bekanntlich vor knapp sechs Jahren einer der Protagonisten der Heliatek-Gründung, zusammen mit Professor Karl Leo von der TU Dresden und Dr. Martin Pfeiffer, inzwischen Technikvorstand des Unternehmens, an dem verschiedene renommierte Konzerne wie BASF, Bosch oder RWE als Investoren beteiligt sind. „Sie waren ebenfalls schon früh vom Erfolg des Projekts überzeugt“, freut sich der Ulmer Wissenschaftler.

Nicht nur dass die Dresdener Partner Mitte Dezember mit dem Deutschen Zukunftspreis für Technik und Innovation ausgezeichnet worden sind: Kürzlich hat Heliatek mit einer 1,1 Quadratzentimeter großen Tandemzelle einen Wirkungsgrad von 9,8 Prozent erreicht und damit zum dritten Mal in Folge einen weltweiten Effizienzrekord aufgestellt. Der Wirkungsgrad soll möglichst bald auf mehr als zehn Prozent erhöht werden, als nächster Schritt auf dem Weg zu längerfristig 15 Prozent.

Unabhängig davon zeichnet sich mittlerweile ein weiterer und völlig neuer Anwendungsbereich für die Heliatek-Technologie ab: Ziel einer Mitte Februar getroffenen Vereinbarung mit einem weltweit führenden Hersteller von elastischen Matrizen für Beton ist die unauffällige Integration organischer Solarmodule in Gebäudefassaden aus Beton. Damit sollen Gebäudehüllen in einen effizienten Solarstromgenerator verwandelt werden. Den Beteiligten zufolge wird dies Architekten die Gestaltung von umweltfreundlichen Niedrigstenergiegebäuden entscheidend erleichtern, ebenso die Erfüllung von EU-Vorgaben mit bestimmten Standards für Neubauten, die bis 2020 umgesetzt werden müssen. Mit einer Markteinführung der Fassadenlösung rechnen die Verantwortlichen schon in zwei Jahren.

Die Produktion der auf Polyester-Folien aufgedampften organischen Solarzellen zur Energiegewinnung auf unterschiedlichsten Trägerelementen soll dagegen mit der jetzt in Betrieb genommenen ersten Fertigungslinie anlaufen. 14 Millionen Euro hat das Unternehmen in diese investiert und insgesamt 75 Arbeitsplätze geschaffen. Zehn davon übrigens in Ulm, wo das Heliatek-Team in enger Kooperation mit Professor Bäuerles Institut an der Weiterentwicklung der Basistechnologie arbeitet. Die bereits anwendungsreifen Solarfolien sollen derweil nach gelungener Prozessintegration im Herbst des Jahres auf den Markt gebracht werden.

Qualitätskontrolle an der Produktionsanlage: Die organischen Solarzellen werden auf Polyester-Folien aufgedampft