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Podiumsdiskussion "Physics meets Finance"
Privatanleger gegen Supercompter im Börsenkrieg?

Universität Ulm

Ein eher ungewöhnlicher Schulterschluss zwischen Physikern und Wirtschafts- wissenschaftlern macht eine ganz besondere Veranstaltung möglich: Am Samstag, den 7. März, laden die Studienkommission Physik und das Institut für Finanzwirtschaft zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion unter dem Motto "Physics meets Finance" um 10:30 Uhr ins Ulmer Stadthaus.

Im Mittelpunkt steht dabei der sogenannte Algorithmische Handel, also der automatisierte Handel von Wertpapieren an der Börse. Es geht dabei nicht zuletzt um die Frage, ob sich der Aktienkauf für Privatanleger überhaupt noch lohnt. Haben diese heutzutage überhaupt noch eine Chance, sich an der Börse gegen die superschnellen Rechner von Hedge- und Pensionsfonds, von Banken und anderen institutionellen Anlegern zu behaupten?

Intelligente Algorithmen kontrollieren ein Großteil des Börsenhandels 

"Die globalen Finanzmärkte und der Handel an den Börsen werden zum größten Teil von Computern kontrolliert. Intelligente Algorithmen treffen selbständige Kauf- und Verkaufsentscheidungen, ohne dass Menschen dabei eingreifen, und superschnelle Rechner generieren automatische Aufträge, die in Sekundenbruchteilen an den Finanzplätzen umgesetzt werden", erläutert Rafael Schneider von der Studienkommission Physik der Uni Ulm. Der Wirtschaftsphysiker ist einer der Hauptorganisatoren der Tagung. Die Risiken des sogenannten algorithmischen und des Hochfrequenzhandels sind seit dem letzten großen Finanzcrash 2010 wohl bekannt und bestehen trotz Regulierungsversuchen seitens der Aufsichtsbehörden weiterhin. Denn massive Kursschwankungen, unkontrollierbare Kaskadeneffekte machen das internationale Finanzsystem hochverletzlich.

 Moderiert wird die prominent besetzte Veranstaltung von Markus Zydra, dem Finanzkorrespondenten der Süddeutschen Zeitung. Auf dem Podium sitzen zudem Börsenexperten, Finanzdienstleister, Fachleute für Finance sowie Bankenspezialisten und Wirtschaftsphysiker. Mit Namen: Sebastian Neusüß (Deutsche Börse AG), Benjamin Münch (KPMG, Financial Services), Professor Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung an der Uni Hohenheim, Professor Tobias Preis von der Warwick Business School und Professor Michael Schulz (Deutsche Bank AG).

 Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen eines mehrtägigen Workshops "Physics meets Finance" der Universität Ulm statt. Hierzu werden Studierende, Doktoranden und junge Wissenschaftler aus den Wirtschaftswissenschaften, der Physik  sowie der Wirtschaftsphysik aus dem ganzen Bundesgebiet und dem deutschsprachigen Ausland erwartet. Dabei geht es neben vielen Aspekten des Algorithmischen Handels um Risikoprognosen, Marktentwicklungen und auch um den "Risikofaktor Mensch".

Physikalische Modelle helfen, die Welt der Finanzen zu begreifen 

"Bemerkenswerterweise  gibt es in der Physik Modelle, die dabei helfen können, bestimmte Entwicklungen an den Finanzmärkten zu quantifizieren oder die Prognose von Risiken zu verbessern. Es bestehen also gewisse Analogien zwischen physikalischen und ökonomischen Regelhaftigkeiten, die die wissenschaftliche Betrachtung von Finanzmärkten aus der physikalischen Perspektive durchaus rechtfertigen", sagt Schneider. So arbeiten bei Banken und Finanzdienstleistern immer häufiger Physiker und Wirtschaftswissenschaftler Hand in Hand. Dabei geht es oft um die Entwicklung von algorithmischen Handelsstrategien, aber auch verstärkt um Modelle zur besseren Einschätzung von Risiken", erklärt Rafael Schneider. Als wissenschaftliche Disziplin bringt die Wirtschafts- oder Ökonophysik solche fachübergreifenden Themen unter einen Hut. Die Universität Ulm bietet einen Bachelor- und einen Masterstudiengang in Wirtschaftsphysik an.

 "Physics meets Finance" wird unterstützt von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, den Wirtschaftsphysik Alumni e.V., der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) und der Sparkasse Ulm. Die Podiumsdiskussion ist öffentlich und die Teilnahme kostenlos.

Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann