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Pigmenttyp als Risikofaktor:
Rothaarige entwickeln auch ohne Sonnenbad Hautkrebs

Universität Ulm

Rothaarige Menschen, deren Haut in der Sonne nicht braun wird, haben bekanntlich ein besonders hohes Risiko, an schwarzem Hautkrebs (Malignes Melanom) zu erkranken.  Dabei  könnte die Belastung durch ultraviolette Strahlen (UV-Strahlen) eine geringere Rolle spielen als bisher angenommen. Vielmehr scheint ein für Rothaarige typisches Pigment die Krebsentstehung zu begünstigen.
Eine internationale Forschergruppe, darunter auch der Ulmer Pathologe Dr. Jochen Lennerz, hat jetzt einen entsprechenden Beitrag in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Lennerz erklärt die Motivation zu der Studie folgendermaßen: „Im Gegensatz zu anderen Hautkrebsarten entstehen maligne Melanome auch auf Hautarealen, die nie der Sonne ausgesetzt sind. Neben dem Hauptrisikofaktor UV-Exposition begünstigen womöglich weitere Einflüsse Hautkrebserkrankungen.“

Die helle, oft mit Sommersprossen bedeckte Haut rothaariger Menschen ist durch eine Genvariante im so genannten Melanocortin-Rezeptor bedingt. Dadurch wird besonders viel Phäomelanin – das ist ein rot-gelbes Pigment - produziert. Im Gegensatz zum schwarz-braunen Eumelanin, das Personen mit dunklerer Haut vor größeren Sonnenschäden bewahrt, schützt Phäomelanin kaum vor ultravioletten Strahlen.
Anhand von Mausmodellen haben die Wissenschaftler jetzt weitere  Auswirkungen der  für Rothaarige typischen Genvariante untersucht. Tatsächlich entwickelten Nager, die dem „rothaarigen“ Pigmenttyp entsprechen und zusätzlich über  eine Krebsgen-Mutation (Braf V600E) verfügen, auch ohne UV-Bestrahlung sehr häufig schwarzen Hautkrebs. In ihren Hautproben fanden sich zudem größere oxidative DNA- und Fettsäureschäden.

Phäomelanin scheint bei der Neigung, auch ohne ultraviolette Strahlen maligne Melanome zu entwickeln, eine Schlüsselrolle zu spielen. Deshalb haben die Forscher  in einem zweiten Schritt Mäuse mit einem Albino-Allel untersucht. Diese Tiere sind nicht in der Lage, Pigmente wie Phäomelanin zu produzieren – und ohne  UV-Bestrahlung erkrankte keine Maus an schwarzem Hautkrebs. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen des rothaarigen Pigmenttyps wiesen diese Mäuse trotz Krebsgen zudem keine auffälligen Hautschäden auf. „Unsere Daten legen nahe, dass das Pigment Phäomelanin und die in Verbindung stehenden Kaskaden einen UV-unabhängigen, aber oxidativ schädigenden und somit  krebserzeugenden Beitrag zur Melanomentstehung liefern“, fasst Lennerz die Studienergebnisse zusammen. UV-Schutz bleibe die wichtigste Maßnahme, um Hautkrebs zu verhindern. Für Angehörige von Hochrisikogruppen müssten allerdings weitere, etwa für den rot-gelben Pigmenttyp geeignete Präventionsstrategien entwickelt werden.

Die Studie wurde unter anderem von den amerikanischen „National Institutes of Health“ sowie  der „Melanoma Research Alliance“ unterstützt und in Kooperation mit verschiedenen US-Forschungseinrichtungen durchgeführt - darunter das Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School in Boston sowie die renommierte Yale University.  Als Teil dieses internationalen Teams war das Institut für Pathologie der Universität Ulm durch Dr. Jochen Lennerz beteiligt und konnte wesentlich zur Charakterisierung der entstehenden Melanome beitragen. Dr. Lennerz beschäftigt sich mit Gewebe-basierten Biomarkern und ist derzeit Stipendiat der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (Forschungskolleg Ulm).

Von Annika Bingmann

Devarati Mitra, Xi Luo, Ann Morgan, Jin Wang, Mai P. Hoang, Jennifer Lo, Candace R. Guerrero, Jochen K. Lennerz, Martin C. Mihm, Jennifer A. Wargo, Kathleen C. Robinson, Suprabha P. Devi, Jillian C. Vanover, John A. D’Orazio, Martin McMahon, Marcus W. Bosenberg, Kevin M. Haigis, Daniel A. Haber, Yinsheng Wang, David E. Fisher. “An ultraviolet-radiation-independent pathway to melanoma carcinogenesis in the red hair/fair skin background” DOI Opens external link in new window10.1038/nature11624

Der Ulmer Pathologe Dr. Jochen Lennerz